Natur- und Klimaschutz wird weggebaggert

Landratsamt Oberallgäu genehmigt überraschend Speicherbecken für Kunstschnee - Bagger können ab sofort rollen

Das Landratsamt Oberallgäu hat nun überraschend den Bau eines neuen Speicherbeckens für die Kunstschneeproduktion im Skigebiet Grasgehren am Riedberger Horn genehmigt. Die Planungen sind dabei nicht nur aus naturschutzfachlicher Sicht kritisch zu bewerten, da das Projekt in einem sensiblen Moorgebiet realisiert werden soll.

Schwarzer Alpensalamander auf einem Stein | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Das Projekt ist eine Bedrohung für den in den Alpen vorkommende Alpensalamander

Es wird somit massive Auswirkungen auf schützenswerte Lebensräume und Arten wie das Birkhuhn oder Raufußkauz haben. Der Bund Naturschutz und wir sind zudem überrascht und enttäuscht über die Genehmigung zu einer Zeit, in der zeitgleich bei persönlichen Gesprächen mit dem Landrat und den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden eigentlich nach einer gemeinsamen Kompromisslösung gesucht wurde. Auch die angekündigte Förderung des naturverträglichen Tourismus durch die Staatsregierung mit einer Summe von 20 Millionen Euro wird so ad absurdum geführt.

Schon im August könnte mit dem Bau begonnen werden

Riedberger Horn im Sommer | © Dr. Eberhard Pfeuffer © Dr. Eberhard Pfeuffer
Grasgehren am Riedberger Horn

Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender:

Die Staatsregierung spricht von naturverträglichem Tourismus und dem Schutz klimarelevanter Moore – und gleichzeitig genehmigt der Landrat, dass enorm viele tausend Kubikmeter Torf am Riedberger Horn einfach weggebaggert werden.

Eklatanter kann der Widerspruch zwischen Worten und Taten im Naturschutz nicht sein. Der LBV wird gegen den Genehmigungsbescheid wie auch gegen den sofortigen Maßnahmenvollzug prozessieren, um diese Naturzerstörung zu verhindern“

Richard Mergner, BN-Vorsitzender:

„Der nun genehmigte Ausbau ist alles andere als naturverträglich und daher nicht vereinbar mit den Versprechungen eines naturnahen Öko-Tourismus. Wir sind entsetzt, dass die Genehmigung sogar mit einem Sofortvollzug erteilt wurde und noch im August mit ersten Maßnahmen zu rechnen ist.

Wir haben daher Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung gestellt. Wir laden Ministerpräsident Markus Söder zu einem Ortstermin ein, denn die Planung stellt die von ihm vorgestellten Ergebnisse des ‚Friedensgipfels zum Riedberger Horn‘ in der Staatskanzlei auf den Kopf.“

Geplanter Schneiteich liegt in einer hoch sensiblen Zone

Birkhuhn im Schnee | © Henning Werth © Henning Werth
Das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn wäre besonders betroffen von den Baumaßnahmen

Noch am Vortag der Genehmigung ging ein Schreiben des Oberallgäuer Landrats bei LBV und BN ein, in dem eine gemeinsame Kompromisslösung beim Ausbau des Skigebiets Grasgehren inklusive Speicherbecken gewünscht wurde. Umso überraschender für die Naturschützer kam beinahe zeitgleich der sofortige Genehmigungsbescheid für einen Schneiteich, der am geplanten Standort von den Naturschutzverbänden seit langem kategorisch abgelehnt wird.

Eine Modernisierung der Anlagen im Skigebiet Grasgehren wird von den Verbänden grundsätzlich mitgetragen, um die wirtschaftliche und touristische Attraktivität in der Region zu erhalten. Der ausgewählte Standort für den Schneiteich liegt jedoch in einer biologisch hoch sensiblen Zone.

Es sind nicht nur klimarelevante Moore betroffen, deren besondere Schutzwürdigkeit erst kürzlich von der Staatsregierung mit einem Masterplan „Moore in Bayern“ bestärkt wurde.

Im umliegenden Gebiet kommt zudem das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn und weitere sensible Arten wie Alpensalamander und Raufußkauz vor.

20 Millionen Euro für naturverträglichen Tourismus, aber gleichzeitig Natur zerstören?

Raufußkauz auf einem Ast | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Raufußkauz

Besonders fragwürdig erscheint uns die Genehmigung eines derart umstrittenen Projekts vor dem Hintergrund, dass die Staatsregierung für die Förderung eines „naturverträglichen Öko-Tourismus“ den Gemeinden erst kürzlich 20 Millionen Euro Förderung in Aussicht stellte.

Diese Zusage erteilte Ministerpräsident Söder, nachdem er der umstrittenen Skischaukel am Riedberger Horn im April eine Absage erteilt hatte. Im Rahmen eines 5-Punkte-Plans sollte durch die Förderung der naturverträgliche Tourismus in der Region zu einem „Natur-Meilenstein mit enormer Strahlkraft“ ausgebaut werden.

„Durch den Bescheid mit Sofortvollzug kann theoretisch noch heute der erste Bagger am Riedberger Horn anrollen. Da wir die Planungen nicht im Detail kennen, bitten wir die Besucherinnen und Besucher, uns jetzt oder in Zukunft mitzuteilen, wenn die Bauarbeiten vor Ort beginnen.“, so Schäffer.

„Solange der Ausbau des Riedberger Horns nicht rechtlich verbindlich ad acta gelegt, die Zone C des Alpenplans wiederhergestellt ist und der Ausbau der bestehenden Skigebiete naturverträglich erfolgt, sind die bisherigen Versprechungen nur Lippenbekenntnisse, auf die wir uns leider nicht verlassen können.“ so Mergner.

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© Dr. Olaf Broders

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