Mit Bio-Streuobst Wertschöpfung und Artenvielfalt steigern

Erntezeit auf der Bio-Streuobstwiese

Äpfel, Birnen und Quitten: im Herbst ist Erntezeit auf der Streuobstwiese. Der bayerische Naturschutzverband LBV und die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) haben gemeinsam auf dem Bio-Streuobsthof Stöckl in Niederbayern auf die Bedeutung von Bio-Streuobst aufmerksam gemacht. Denn auch diese traditionsreiche Form der Gestaltung unserer Kulturlandschaft steht vor einigen Herausforderungen.

Thomas Lang (LVÖ Bayern), Georg Stöckl, Lorenz Stöckl, Dr. Norbert Schäffer (LBV) | © Franziska Wenger © Franziska Wenger
v.l. n.r. Thomas Lang (Stellvertretender Vorsitzender LVÖ Bayern), Georg Stöckl, Lorenz Stöckl (beide Bio-Streuobsthof Stöckl) und Dr. Norbert Schäffer (LBV-Vorsitzender)

Die Bäume hatten in diesem Jahr mit starker Trockenheit zu kämpfen. Und auch die Überalterung der Bestände macht sich vielerorts in einer geringeren Gesamterntemenge bemerkbar. Um dem Rückgang der Streuobstwiesen entgegenzuwirken, unterzeichneten die bayerische Staatsregierung und mehrere Naturschutz-, Landwirtschafts- und Wirtschafts-Verbände vergangenes Jahr den Bayerischen Streuobstpakt. Dieser hat das Ziel, den Erhalt, die Pflege und die Anlage der Streuobstbestände in Bayern zu sichern.

Streuobstwiesen sind ein wichtiger Lebensraum

Streuobstwiesen sind nicht nur ein altes Kulturgut, sondern zählen auch zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas, die viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Vögel wie Wiedehopf, Steinkauz und Gartenrotschwanz aber auch Amphibien, Insekten und Säugetiere finden auf Streuobstwiesen ein Zuhause.

Um den Bayerischen Streuobstpakt erfolgreich umzusetzen, den Lebensraum Streuobstwiese zu stärken und die Fläche der Streuobstwiesen zu vergrößern, brauchen wir Landwirtinnen und Landwirte, die Streuobst wieder als Betriebszweig aufnehmen, um regionales und gesundes Obst zu produzieren. Streuobst ist gut für uns, unsere Natur und unsere Landschaft.

Wirtschaftlichkeit und Artenschutz in Einklang bringen

Streuobst | © Franziska Wenger © Franziska Wenger
Auf den Streuobstwiesen des Stöckl-Hofs werden rund 17 Hektar Äpfel angebaut

Es ist wichtig, dass landwirtschaftliche Betriebe mit Streuobst ein Einkommen erzielen können, sodass Wirtschaftlichkeit und Artenvielfalt Hand in Hand gehen. „Mit den durch den Streuobstpakt neuen und überarbeiteten Förderprogrammen wird Wertschöpfung immer besser möglich. Hier werden zukünftig wichtige Lücken geschlossen und Beträge angepasst“, sagt Georg Stöckl, der mit seiner Familie einen Bioland-Streuobsthof bewirtschaftet.

Der Stöckl-Hof ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, dass Streuobstanbau wirtschaftlich sein kann. Auf den biologisch bewirtschafteten Wiesen werden auf insgesamt 17 Hektar Äpfel, Birnen und Quitten und vereinzelt Kirschen und Walnüsse angebaut. Aus ihnen wird Saft, Tafelobst, Cidre, Most und Dörrobst hergestellt. Außerdem werden einige Wiesen unter den Bäumen als Gänse- oder Schafweide genutzt.

 

Georg Stöckl ist begeistert von der Artenvielfalt, die auf seinen Flächen zu finden ist. „Gestalter einer Kulturlandschaft zu sein und vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum zu bieten, motiviert mich bei meiner täglichen Arbeit sehr. In einem funktionierenden Biotop werden Schaderreger auf natürliche Weise in Schach gehalten“, so Stöckl. Die Bio-Streuobst- und Bio-Geflügelprodukte werden direkt ab Hof, auf diversen Märkten, online und über ein weit verzweigtes Netz von Wiederverkäufern vermarktet. Viele davon sind mit dem bayerischen Bio-Siegel ausgezeichnet, das die regionale Herkunft garantiert.

Bio-Siegel für mehr Wertschöpfung

„Die Bio-Zertifizierung von Streuobst hat den Vorteil eine höhere Wertschöpfung für die Produzentin oder den Produzenten zu generieren. Für Verbraucherinnen oder Verbraucher garantiert das Bio-Siegel die nachhaltige Produktion ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und klimaschädlichen mineralischen Stickstoffdünger“, so Thomas Lang, stellvertretender Vorsitzender der LVÖ Bayern. „Bio-zertifiziertes Streuobst bietet somit die Sicherheit, nachhaltig produziertes Obst in den Händen zu halten“, so Thomas Lang weiter. Durch den höheren Preis für Bio-Streuobst ist der Anbau für die Landwirtschaft attraktiv. Eine Unternutzung der Wiese unter den Bäumen beispielsweise mit Geflügel oder Schafen kann die Wertschöpfung ebenfalls steigern. Zusammen mit den neuen und verbesserten Förderprogrammen kann Streuobst so wieder ein rentables Standbein für einen landwirtschaftlichen Betrieb werden.

Hintergrund

Insgesamt gibt es in Bayern ca. 70.000 Hektar Streuobst, wovon 8.500 Hektar biozertifiziert sind. Der Begriff Streuobst ist bisher nicht gesetzlich geschützt. Streuobst ist also keine Marke, die bestimmte Qualitätskriterien verspricht, sondern lediglich die Bezeichnung für aus heutiger Sicht extensiven Obstanbau, der sich vom intensiven Spalierobstanbau durch breitkronige Hochstammbäume unterscheidet. Durch die extensive Nutzung mit Hochstammbäumen entstehen naturschutzfachlich sehr wertvolle Lebensräume, die auch das Landschaftsbild positiv aufwerten.

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© Ralph Sturm

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