Mehr als 50 Standorte in Bayern: Einzigartige Kooperation zwischen Naturschutz und Rohstoffgewinnung
Projekt „Natur auf Zeit“: Rohstoffbetriebe für herausragendes Engagement für Amphibien gewürdigt
Das mit dem Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung ausgezeichnete Projekt „Natur auf Zeit“ zur Förderung und Erhaltung von Amphibienarten in Gruben und Steinbrüchen vereint wirtschaftliche und naturschutzfachliche Interessen und ist Vorbild für andere Industriezweige und Länder. Heute hat der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber die am Artenschutzprojekt „Natur auf Zeit“ beteiligten Rohstoffbetriebe für ihr herausragendes Engagement gewürdigt.

Vor rund 100 Gästen sowie beteiligten Organisationen und Behörden übergab der Umweltminister zusammen mit dem Vorsitzenden des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbundes für Vogel- und Naturschutz), Dr. Norbert Schäffer, dem Präsidenten des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV), Georg Fetzer, und den Projektverantwortlichen Dr. Stephanie Gillhuber vom BIV und dem LBV-Naturschutzfachbeauftragten Dr. Andreas von Lindeiner die Urkunden und dazugehörigen Projektschilder an die teilnehmenden Rohstoffstandorte.
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber betonte bei der Auszeichnungsveranstaltung: „Das Projekt ist ein Musterbeispiel für die erfolgreiche Kooperation von Naturschutz und Abbaubetrieben. Es zeigt: Zusammen kann beim Schutz von Natur und Artenvielfalt viel erreicht werden. In diesem starken Bündnis für die Artenvielfalt werden Ökonomie und Ökologie mustergültig vereint. Meine Gratulation gilt den Projektbeteiligten für ihren kreativen Einsatz." Das Projekt wird vom Bayerischen Naturschutzfonds mit insgesamt rund 320.000 Euro gefördert.
Vor rund neun Jahren ist das einzigartige und für damalige Verhältnisse mutige Artenschutzprojekt „Natur auf Zeit“ in bayerischen Rohstoffgewinnungsbetrieben gestartet. Aus anfänglichen Vorbehalten – sowohl von Naturschutz- als auch von Industrieseite – hat sich über die Jahre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt, die bis heute ein Novum darstellt. Das Projekt zeigt: Wirtschaftliche und Naturschutzinteressen müssen keine Gegensätze sein. Hier arbeiten Rohstoffunternehmen, die ihre Gewinnung bewusst auf freiwilliger Basis naturschutz-freundlich gestalten, Hand in Hand mit dem LBV, der die fachliche Expertise einbringt und die notwendigen Maßnahmen zur Förderung oder zum Ausweichen gefährdeter Arten festlegt und umsetzt.
Der Vorsitzende des LBV, Dr. Norbert Schäffer, macht klar: „Das gegenseitige Vertrauen, das in den vergangenen neun Jahren zwischen Naturschutz und Industrie gewachsen ist, lässt sich nicht am Reißbrett planen. Es ist das Ergebnis einer ehrlichen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Genau diese Basis macht ‚Natur auf Zeit‘ so erfolgreich – und führt im Ergebnis zu gelebtem Artenschutz.“
Die Rohstoffgewinnung ist eine der wenigen Branchen, die durch die natürlichen Bedingungen ihrer Abbauflächen schon während des laufenden Betriebs zum Erhalt vieler bedrohter Pflanzen- und Tierarten beitragen kann. Abbaustätten gehören zu den wichtigsten Ersatzlebensräumen vieler bedrohter Amphibienarten, da sie zum Beispiel naturnahe Wildflussauen, die heute in der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft weitgehend verschwunden sind, ersetzen. Doch auch viele seltene Pflanzen, Vogel-, Reptilien- und Insektenarten finden in Gruben und Steinbrüchen ein Zuhause. Lebensräume lassen sich auf Abbauflächen zwar leicht schaffen, doch Bürokratie erschwert oft die Umsetzung. Rechtssicherheit bleibt dabei jedoch eine unverzichtbare Grundlage für die Zusammenarbeit von Naturschutz und Rohstoffindustrie.
Große Errungenschaft: Neue Regelung im Bundesnaturschutzgesetz
"Wir freuen uns sehr, dass es uns gemeinsam gelungen ist, mit Partnern in anderen Bundesländern und auf Bundesebene dafür zu sorgen, dass die in Bayern im Rahmen des Projektes ‚Natur auf Zeit‘ vertraglich gesicherten naturschutzrechtlichen Regelungen für Rohstoffgewinnungsbetriebe Eingang ins Bundesnaturschutzgesetz gefunden haben“, so Dr. Andreas von Lindeiner vom LBV.
Dr. Stephanie Gillhuber vom BIV ergänzt: „Mit Andreas von Lindeiner habe ich in den neun Jahren Laufzeit das Projekt auf unzähligen Veranstaltungen anderer Industrien, Organisationen und Verbänden im In- und Ausland vorgestellt, zuletzt in Brüssel vor Europaabgeordneten. Das hat dem Artenschutz im wirtschaftlichen Kontext noch einmal eine besondere Dynamik verliehen. Wir sind mit ,Natur auf Zeit‘ Vorreiter und Vorbild für andere Branchen geworden.“
Nach rund neun Jahren Laufzeit läuft 2025 die Förderung für das Projekt durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus. Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Bis 2030 soll „Natur auf Zeit“ in bayerischen Rohstoffbetrieben verlängert werden – die Betriebe übernehmen dafür gerne die Kosten und der LBV steht weiterhin mit Expertise bereit.
