Mainfrankens fliegende Schätze: Ortolan und Wiesenweihe
Hunde anleinen schützt seltene Feldvögel – Unsere Artenhilfsprogramme unterstützen bedrohte Vogelarten
In der mainfränkischen Agrarlandschaft leben zwei wertvolle Schätze: der Ortolan und die Wiesenweihe. Diese beiden Vogelarten kehren jetzt aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten nach Unterfranken zum Brüten zurück. Die Population des Ortolans in Mainfranken ist die letzte im gesamten süddeutschen Raum. Der etwa sperlingsgroße Singvogel ist in Bayern vom Aussterben bedroht.
Intensive Schutzmaßnahmen für die Wiesenweihe
Neben dem Ortolan brütet auch die Wiesenweihe auf mainfränkischen Wiesen und Feldern. In Bayern sind die Bestandszahlen aktuell stabil, allerdings ist das Überleben des Greifvogels nur durch hochintensive Schutzmaßnahmen möglich. Für beide Vogelarten koordinieren wir Artenhilfsprogramme, in denen zusammen mit Landwirten und vielen Ehrenamtlichen diese Seltenheiten geschützt werden.
Störungen in der Brutzeit vermeiden
Während der Brutzeit von Mitte April bis Ende Juli reagieren beide Vogelarten sehr sensibel auf Störungen. Der Ortolan brütet am Boden auf nicht zu dicht bewachsenen Getreidefeldern. In unmittelbarer Nähe zum Brutplatz stimmt der Vogel auf einer Singwarte seinen unverwechselbaren, fränkischen Gesang an und überwacht sein Nest. Schon ein längeres Verweilen unter seiner Singwarte kann der Ortolan als Störung wahrnehmen. Deshalb bitten wir, Rücksicht auf die Vögel zu nehmen und singende, jagende oder auf dem Boden sitzende Vögel stets mit ausreichend Abstand zu beobachten.
Gefahr durch Hunde
Besonders freilaufende Hunde sind für bodenbrütende Vögel, wie Ortolan und Wiesenweihe, ein Problem. Schnell stöbern die Vierbeiner mit ihrer guten Nase ein Gelege auf und die brütenden Weibchen werden aufgescheucht. Starke Störungen können zur Aufgabe des Geleges führen. Selbst wenn die Weibchen zurückkehren und weiterbrüten, verlieren sie durch die Störung viel Energie. Auch die Eier oder geschlüpfte Jungvögel können auskühlen und dadurch Schaden nehmen.
Rücksicht nehmen und Arten schützen
Mit vierbeiniger Begleitung sollte jede und jeder deshalb auf den Wegen bleiben. Für unsere mainfränkischen Schätze zählt jedes einzelne Gelege, damit die Bestände erhalten bleiben. Rücksichtsvolles Spaziergehen hilft auch vielen anderen seltenen Vögeln der Agrarlandschaft, wie Grauammer, Feldlerche oder Kiebitz.
Der Ortolan: seltener Langstreckenzieher
Mit einem Gewicht von gerade einmal 20 Gramm und weniger als 30 Zentimetern Flügelspannweite legt der Ortolan zweimal im Jahr eine Reise von mehr als 4.000 Kilometern zurück. Er überwintert im Senegal, in Gambia oder Guinea. Dort verbringt er etwa fünf Monate, bevor er jährlich für eine einzige Brut zurück in die europäischen Brutgebiete zieht.
Brutpaare nur noch in vier Landkreisen
Für die Nahrungssuche ist der Ortolan auf Flächen mit hoher Strukturvielfalt, wie Heckenstreifen, Blühflächen, unversiegelte Feldwege, extensives Ackerland oder Streuobstflächen, angewiesen. Doch wegen der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft findet er kaum noch geeignete Brutgebiete vor. Der Ortolan kommt in Bayern mit insgesamt etwa 100 Brutpaaren nur noch in den Landkreisen Schweinfurt, Kitzingen, Würzburg und Neustadt an der Aisch vor.
Die Wiesenweihe: eleganter Flugkünstler
Auch die Wiesenweihe ist nun auf Partnersuche, um demnächst mit der Brut zu beginnen. Die Balzflüge der Männchen sind wahre Show-Einlagen: aus großer Höhe lassen sich die Männchen taumelnd Richtung Boden fallen und fangen sich erst im letzten Moment, um direkt wieder aufzusteigen. Mit nur rund 300 Gramm Körpergewicht und einer Flügelspannweite von bis zu 116 Zentimetern ist die Wiesenweihe sehr wendig und zählt zu den elegantesten Greifvögeln überhaupt.
Neue Brutgebiete in Getreidefeldern
In den 1990er Jahren stand sie in Bayern schon einmal kurz vor dem Aussterben. Durch die landwirtschaftliche Intensivierung verschwand zunehmend ihr Lebensraum in feuchten Wiesen und Flachmooren. Doch die Wiesenweihe schaffte es, sich ein neues Brutgebiet in Getreidefeldern zu erschließen. Seit über 20 Jahren suchen ehrenamtliche Artenschützer*innen die Neststandorte im Feld auf, sodass die Landwirte bei der Ernte Restflächen um die Nester aussparen können und die noch flugunfähigen Jungvögel geschützt sind.