LBV zu Gast beim Bayerischen Rohstoffkolloquium

ABBM hat am 15.09.2022 zum 14. Rohstoffkolloquium in Iphofen eingeladen

Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) veranstaltete am 15. September 2022 das 14. Rohstoffkolloquium in Iphofen. Auch LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer war Teil dieses Zusammentreffens und stellte dort das gemeinsame Projekt "Natur auf Zeit" vor.

ABBM-Rohstoffkolloquium 2022 Referenten | ©ABBM ©ABBM
Referenten und Moderator der Tagung, Vorstände der ABBM (v.l.): Marcellus Schulze, Dr. Norbert Schäffer, Joachim Mahrholdt, Dr. Matthias Reimann, Manfred Hoffmann, Josef Regler, Pascal Bunk, André Fietkau, Dr. Christoph Heim
ABBM-Rohstoffkolloquium 2022 Plenum | ©ABBM ©ABBM
Endlich wieder eine Präsenz-Tagung und dazu sehr gut besucht!

Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) vertritt als Wirtschaftsverband die gemeinsamen wirtschaftlichen, umwelt- und rohstoffpolitischen Interessen der Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe in Bayern. Besondere Kompetenz sieht sie in technischen und fachlichen Belangen. Sie wird aktiv gegenüber der Landesregierung, den Behörden, Institutionen, Verbänden und der Öffentlichkeit sowohl auf nationaler wie auf europäischer Ebene. Der Vorsitzende des Vorstands Manfred Hoffmann begrüßte zum Bayerischen Rohstoffkolloquium in Iphofen und betonte seine Freude, dass nach zwei Jahren ohne diese Bergbautreffen wieder volle Präsenz möglich war. Mehr als 80 Teilnehmer interessierten sich dieses Jahr für die drei Themenbereiche und die Vorstellung eines Mitgliedsbetriebs. Anschließend ging Jörg Kampmeyer, Geschäftsführender Gesellschafter der Knauf KG, in seinem Grußwort kurz auf die Energiesituation ein und wünschte der Tagung viel Erfolg. Durch die Tagung führte mit gewohnter Souveränität der Journalist Joachim Mahrholdt.

Bayerischer Verfüll-Leitfaden muss überarbeitet werden

Im ersten Vortrag berichtete André Fietkau, Bayerischer Industrieverband Steine und Erden e.V., mit detaillierter Sachkenntnis von der notwendigen Überarbeitung des lange bestehenden bayerischen Verfüll-Leitfadens. Seit Jahrzehnten wird mit dieser Hilfe eine umweltgerechte und überwachte Verfüllung von offenen Tagebauen ermöglicht und nicht recyclingfähiges Material aus Abbruch und Aushub auf recht kurzen Wegen entsorgt. Nun erfordert die in 2021 auf Bundesebene verabschiedete sogenannte Mantelverordnung Anpassungsbedarf. Es geht um viel: Etwa 50 Millionen Tonnen mineralische Abfälle fallen pro Jahr in Bayern an. Das riesige Volumen hat daher enorme Dimensionen für vermeidbaren Aufwand, so dass scheinbare Kleinigkeiten von Regelungen für massiv erhöhte Baukosten sorgen können. Zum Glück sind fast 80 % der Menge unproblematisch, weil es Boden und Steine sind, welche den Löwenanteil der 30 Millionen Tonnen darstellen, die jährlich verfüllt werden. Das Ziel ist, diese Massen nur 30 bis 50 km bewegen zu müssen. Straßenaufbruch und Bauschutt werden sowieso schon überwiegend wiederverwendet.

Recycling ist also ein großes Thema, das in der Branche ganz offensichtlich sehr ernst genommen wird. André Fietkau schilderte die Schwierigkeiten, den bayerischen Leitfaden an die jetzt gültigen Bundesverordnungen anzupassen, wobei die wesentlichen deutschlandweiten Bestimmungen unangetastet bleiben. Bei Bauschutt /Gleisschotter und Böden mit naturgegebenen erhöhten Stoffgehalten sucht Bayern nun einen geeigneten neuen Weg, die Verfüllungen pragmatisch und sicher zu gestalten. Die Einzelheiten sind komplex. Wichtig ist, dass die Sachkenntnis in den Industrieverbänden und im Umweltministerium rasch für eine gute Lösung sorgt, denn am 1. August 2023 tritt die neue Bodenschutzverordnung innerhalb der Mantelverordnung in Kraft.

Vortrag zum Geologiedatengesetz

Lebhafter wurde die Präsentation zum Geologiedatengesetz aufgenommen und diskutiert. Der Referent Marcellus Schulze ist im geologischen Dienst im bayerischen Landesamt für Umwelt tätig und er und seine Kollegen bedauern, dass außer dem Gesetz noch keine nähere Regelung verfügbar ist, nicht einmal eine Kommentierung. Die Sicherung und Bereitstellung geologischer Daten fordert den Unternehmen jedenfalls zeitnah alle Bohrdaten und darüber hinaus später alle Bewertungsdaten ab, die an sich interne Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse darstellen. Letztere sollen dauerhaft und vollständig vor unbefugter Einsicht geschützt bleiben, was angesichts der aktuellen Cyberkriminalität im Auditorium etwas ungläubig aufgenommen wurde. Außerdem ist die Bereitstellung der Daten für andere Behörden ja geplant. Damit fließen sie „bei Bedarf“ auch in die Landratsämter und deren möglicherweise weniger geschützte Systeme. Marcellus Schulze teilte die Bedenken, doch das Gesetz muss schließlich beachtet werden. Man wird in Verbänden und Landesamt an der zu gestaltenden Landesverordnung zusammenarbeiten.

Gemeinsames Projekt "Natur auf Zeit"

Für weit weniger Stirnrunzeln sorgte der Themenblock zu „Natur auf Zeit“ bei den Teilnehmern. Dr. Norbert Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) war nicht zum ersten Mal Gast einer ABBM-Tagung. Der Naturschutzverband mit mittlerweile 110.000 Mitgliedern und jährlich 10 % Wachstum schätzt die Tagebaue der Rohstoffgewinnung sehr, weil sie die geschwundenen natürlichen Flusslandschaften ergänzen und ersetzen. Dort gibt es Habitate für seltene Rohbodenbesiedler, beispielsweise Vögel, Amphibien, Insekten, Pflanzen. Der in Bayern erfolgreiche Weg mit einem öffentlich-rechtlichen Vertrag zur Absicherung von Betrieben und Natur hat volle Rückendeckung seitens des Umweltministeriums und darf als sehr gutes Beispiel für erfolgreichen alternativen Arten- und Naturschutz bezeichnet werden. Es gibt inzwischen zu 40 rohstoffgewinnenden Standorten Verträge, die den Unternehmen Rechtssicherheit bieten. Nach den Worten von Dr. Schäffer haben sie aber auch eine „atmosphärische Seite“, weil sie eine positiv gestimmte Zusammenarbeit fördern.

Pascal Bunk, Geologe in der Knauf Gips KG, lag da auf einer Linie. Er ging auf die Einzelheiten des geänderten Bundesnaturschutzgesetzes ein, das mehr „Natur auf Zeit“ in Rohstoffgewinnungsstätten ermöglichen soll. Die umfangreichen Details eines im Entwurf befindlichen Leitfadens sehen leider wieder nach viel Bürokratie aus; also wird die Rechtssicherheit für die Betriebe, die Natur auf Zeit fördern wollen, wohl nicht so einfach erreicht werden, als eigentlich gehofft wurde. Doch ein wichtiger Schritt ist gemacht. Einigkeit besteht zwischen weiten Bereichen in Umweltverbänden und Rohstoffindustrie und für die Betriebe ist wichtig, dass die Umsetzung der Maßnahmen in den Gewinnungsstätten entscheidend ist und nicht der Einzug von Arten, der aus ganz anderen Gründen verzögert oder nicht möglich sein kann. Unverständlich ist vor dem einvernehmlichen Hintergrund, dass sich der NABU Deutschland erneut gegen den Rohstoffabbau – und damit implizit gegen Natur auf Zeit in Gewinnungsstätten – positioniert.

Firma GODELMANN ist Europas "grünstes Betonsteinwerk"

Josef Regler stellte als letzter Referent den Weg von der Firma GODELMANN zu Europas „grünstem Betonsteinwerk“ vor. An vielen über die letzten Jahrzehnte verteilten Maßnahmen lässt sich die tiefe Überzeugung im Unternehmen ablesen, Umwelt und Ressourcen zu schonen. Das beschränkt sich dort eben nicht auf die üblichen Photovoltaikanlagen, sondern Bernhard Godelmann senior hatte schon vor 40 Jahren nicht eingesehen, „warum man Abbruch- und Ausschuss-Beton wegwirft und nicht wiederverwertet“ – der Beginn einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft für dieses aufwändig erzeugte Baumaterial. Später kamen ein geschlossener Wasserkreislauf und PV-Anlagen hinzu, eine Altpflasterannahme sowie einiges mehr. Die Ziele werden immer wieder ergänzt und ausgeweitet und die Firma hat nun den Goldstandard im Zertifikat „Cradle to Cradle“ erreicht. Natürlich kommt auch die Biodiversität nicht zu kurz. Damit ist die Firma GODELMANN auf einem zukunftsfähigen Weg.

Der Tag wurde mit einem stimmungsvollen Abendessen untertage im Anhydrit-Gewölbe Hüttenheim der Knauf KG abgeschlossen.

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© Ralph Sturm

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