LBV zieht die Zügel an: Naturschutz ist nicht verhandelbar!

Von ihrer Jahresversammlung senden mehr als 210 LBV-Delegierte das deutliche Signal an die Staatsregierung, den Naturschutz nicht weiter zu schwächen

Auf den Naturschutz in Bayern rollt nach Ansicht des LBV eine bedrohliche Welle zu: Finanzielle Kürzungen und rechtliche Einschränkungen könnten zu einer substanziellen Schwächung des Natur- und Artenschutzes im Freistaat führen und die Erfolge der vergangenen Jahre zerstören. Aus diesem Grund sendet die Delegiertenversammlung als oberstes Gremium des LBV mit einer Resolution unter dem Motto „Naturschutz ist nicht verhandelbar“ ein eindeutiges Zeichen an die Bayerische Staatsregierung.

LBV-Delegierte beschließen Resolution Naturschutz ist nicht verhandelbar | © Tobias Tschapka © Tobias Tschapka
Mehr als 210 LBV-Delegierte senden ein deutliches Zeichen für mehr Naturschutz an die Bayerische Staatsregierung.

Auf ihrem diesjährigen Treffen in Coburg verurteilten Naturschützerinnen und Naturschützer aus ganz Bayern sowohl die drohenden massiven Einsparungen von Geldern für den Naturschutz im kommenden Doppelhaushalt als auch die Rücknahmen oder Beschränkungen in verschiedenen Verordnungen und Gesetzen.  

„Trotz einiger Fortschritte seit dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt - ‚Rettet die Bienen!‘ 2019 würden durch die geplanten massiven Mittelkürzungen im Haushalt wichtige Maßnahmen nicht umgesetzt und gesetzlich verankerte Naturschutzziele nicht erreicht. Besonders gefährdet wären zentrale Errungenschaften des Volksbegehrens sowie das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Naturschutz ist nicht verhandelbar

LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer | © Tobias Tschapka © Tobias Tschapka
LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer spricht über den Naturschutz in Bayern.

In ihrer Resolution fordert die LBV-Delegiertenversammlung die Bayerische Staatsregierung deshalb dazu auf, den Naturschutz verlässlich und ausreichend zu finanzieren. Nur so lassen sich 15 Prozent Biotopverbund bis 2030, die Wiedervernässung von 55.000 Hektar Mooren sowie die Artenhilfsprogramme und der Streuobstpakt erfolgreich umsetzen. Die im Bayerischen Naturschutzgesetz verankerten Berichte zum Biotopverbund, zum Ökolandbau und zur Lage der Natur müssen unverändert fortgeführt werden. Denn nur sie schaffen die notwendige Transparenz, um Fortschritte im Naturschutz messbar zu machen und Defizite zu erkennen und zu beheben. Darüber hinaus dürfen bestehende Umweltstandards weder in Bayern noch in der EU unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus aufgeweicht oder abgeschafft werden.

In ihrer Resolution sprechen sich die LBV-Delegierten des Weiteren dafür aus, dass die Bayerische Staatsregierung das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur nicht bekämpfen, sondern vorbildlich umsetzen soll. Zudem machen sie sich auch dafür stark, dass die gesetzlich festgelegten Beteiligungsrechte der Umweltverbände bei Planungen und Eingriffen in Natur und Landschaft nicht ausgehöhlt werden.

Resolution hier nachlesen

Die gesamte Resolution zum Nachlesen und als Download.

Resolution der Delegiertenversammlung 2025 des LBV

Resolution der Delegiertenversammlung 2025 des LBV

Naturschutz ist nicht verhandelbar – keine Streichungen von Geldern und keine Schwächung von Umweltgesetzen

Die LBV-Delegiertenversammlung fordert die bayerische Staatsregierung auf:

  • mehr statt weniger Geld für den Naturschutz bereitzustellen, um das Ziel 15% Biotopverbund bis 2030 zu erreichen, die angekündigte Wiedervernässung von 55.000 Hektar Mooren umzusetzen sowie die Artenhilfsprogramme und den Streuobstpakt erfolgreich weiterzuführen.
  • die im Bayerischen Naturschutzgesetz festgelegten Berichte zum Biotopverbund, zum Ökolandbau und zur Lage der Natur beizubehalten. Diese Berichte dürfen keine Schönrechnerei beinhalten.  Die Kenntnis der aktuellen Lage und der Entwicklungen ist essenziell und muss Ausgangspunkt für konsequentes politisches Handeln sein.
  • bisherige Umweltstandards nicht unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus zu schwächen oder abzuschaffen, insbesondere durch sogenannte Modernisierungsgesetze in Bayern und Omnibus-Pakete auf EU-Ebene.
  • den Ausbau von Windkraft und Freiflächen-Solaranlagen naturverträglich zu gestalten. Dazu müssen Naturschutzvorrangflächen festgelegt werden.
  • die europäische Verordnung zur Wiederherstellung der Natur nicht zu bekämpfen, sondern vorbildlich umzusetzen. Dafür sind bewährte Instrumente wie das Vertragsnaturschutzprogramm, die Wildlebensraum- und die Biodiversitätsberatung massiv zu verstärken.
  • die gesetzlich festgelegten Beteiligungsrechte von Umweltverbänden bei Planungen und Eingriffen in Natur und Landschaft nicht auszuhöhlen.  

Begründung:  

Durch das Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!” haben wir in den vergangenen Jahren einiges erreicht. Auch seine Umsetzung war in Teilen auf einem guten Weg. Nun droht jedoch eine schwerwiegende Umkehr im bayerischen Naturschutz. Der rasante Verlust unserer Biodiversität ist weiterhin eine der zentralen Bedrohungen für die Menschheit. Die Natur hat nicht nur einen Eigenwert, sondern stellt auch über kostenlose Ökosystemdienstleistungen die Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen für unsere Gesellschaft bereit. Konsequenter Naturschutz ist daher Voraussetzung für alles andere gesellschaftliche Handeln.

Dennoch erleben wir derzeit in Bayern und europaweit einen Roll-Back im Natur- und Klimaschutz. Es drohen eine Schwächung oder sogar die Abschaffung von wesentlichen Inhalten in den Naturschutzgesetzen sowie Einschränkungen der Rechte von Umweltverbänden. Die geplanten massiven Mittelkürzungen in Bayern hätten zur Folge, dass wichtige Maßnahmen nicht umgesetzt und Naturschutzziele nicht erreicht würden.  Besonders gefährdet sind zentrale Errungenschaften, wie wichtige Maßnahmen zur Umsetzung des Volksbegehrens Artenvielfalt - „Rettet die Bienen!“ und die europäische Natur-Wiederherstellungsverordnung. Leider nehmen bayerische Politikerinnen und Politiker europaweit führende Rollen bei Bestrebungen gegen das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ein.  

Wirksamer Naturschutz ist nicht verhandelbar, sondern eine zentrale Herausforderung für uns alle.

Coburg, 18.Oktober 2025

Auszeichnungen für ehrenamtlichen Einsatz im Naturschutz

Mit dem LBV-Engagement-Preis zeichnete der bayerische Naturschutzverband auch in diesem Jahr aktive Mitglieder für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement aus. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind: Gregor Schmidt (Main-Spessart), Claudia Beckstein (Weißenburg-Gunzenhausen), Ulrike Vollmond und Swanti Bräsecke-Bartsch (Hof), Barbara Leon (Deggendorf), Manfred Seltmann (Regensburg), Gerhard und Annette Wagner (Aichach-Friedberg), Klaus Janke (Landsberg am Lech) und Matthias Feldhoff (Berchtesgadener Land).

Der Jugend-Engagement-Preis ging in diesem Jahr an Finn Grygier (Kitzingen), Jasmin Trescher und Michael Fischer (LBV-Hochschulgruppe Triesdorf), Urs Leuthäusser (Coburg), Sarah Bernhard (Regensburg), Simon Köppl (Schwandorf), Levi Feldmann (Kempten-Oberallgäu), Emil Schmid-Egger (München).

Darüber hinaus erhielt Michael Kelber (Coburg) für sein jahrzehntelanges Engagement im Arten- und Naturschutz die LBV-Verdienstmedaille.

Fotogalerie zur LBV-Delegiertenversammlung

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Zur LBV-Delegiertenversammlung

Die Delegiertenversammlung ist das Parlament des LBV und tagt einmal jährlich. 70 Kreisgruppen entsenden gewählte Vertreterinnen und Vertreter, welche die strategischen Grundsätze des Verbands diskutieren, und inhaltliche Schwerpunkte setzen. Aktuell zählt der LBV 117.000 Unterstützende, wobei sich jährlich mehrere tausend ehrenamtlich Aktive im Freistaat für die Vögel und die Natur in Bayern vor Ort engagieren.

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© Gunther Zieger

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