LBV-Pestizidbericht für Bayern veröffentlicht

Erste Grundlage für den Insektenschutz

Im Basisbericht der Wissenschaftler von 2020 zum Volksbegehren Artenvielfalt wurde klar, dass es für das selbstgesteckte Ziel der Staatsregierung, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel bis 2028 zu halbieren, keine Datengrundlage gibt. So liegen keine Informationen über den Pestizideinsatz in Bayern vor, womit messbare Reduktionsziele und die Grundlage für ein Reduktionsprogramm fehlen.

Pestizide | © Thomas Staab © Thomas Staab

3.600 Tonnen Pestizide im Jahr 2019 als Ausgangsbasis

Wir hatten deshalb eine Studie in Auftrag gegeben, die eine „Baseline“ für den landwirtschaftlichen Pestizideinsatz in Bayern zieht, um der Politik einen ersten Referenzwert für die dringend notwendige Pestizidreduktion zu liefern. Der Pestizid-Experte und Autor der Studie, Lars Neumeister, hat für Bayern auf Grundlage von bundesweit erhobenen Daten des Julius-Kühn-Instituts (JKI) eine Menge von 3.600 Tonnen ausgebrachter Pestizide im Jahr 2019 als Ausgangsbasis ermittelt.

Wirkstoffmenge alleine nicht ausreichend bewertbar

Um die angestrebte Halbierung zu erreichen, gilt es aus ökologischer Sicht Reduktionsziele zu wählen, bei denen möglichst große Flächen pestizidfrei bewirtschaftet werden. Die Wirkstoffmenge allein ist nicht ausreichend, um eine sinnvolle Bewertung vorzunehmen. Entscheidend ist, wie giftig die eingesetzten Wirkstoffe sind. Unter Umständen könnte eine reine Reduktion der Wirkstoffmenge dazu führen, dass giftigere Pestizide in kleinerer Menge ausgebracht werden. Wir haben erste Zahlen vorgelegt, jetzt ist die Regierung am Zug, eine Pestizidreduktionsstrategie zu erarbeiten. Der Trägerkreis fordert deshalb eine Erfolgskontrolle und eine ambitionierte Strategie mit messbaren Zielen, die mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet ist.

Mögliche Bausteine der Pestizidreduktionsstrategie

Neuntöter-Männchen füttert zwei Jungvögel auf einem Strauch | © Norbert Wilhelm © Norbert Wilhelm
Schwinden Insekten, schwinden auch unsere Vögel. Diese sind auf Insektennahrung für ihre Jungen angewiesen

Mögliche Mittel sind die entsprechenden Agrarförderprogramme aufzustocken, den Ausbau des Ökolandbaus voranzubringen, „pestizidfrei“-Initiativen und regionale Verarbeitungs- und Absatzmärkte zu stärken sowie eine Beratung für landwirtschaftliche Betriebe zur Pestizidreduktion durch Umsetzung des gesetzlich vorgeschriebenen integrierten Pflanzenschutzes verpflichtend einzuführen.

Der Staat muss mit Vorbildfunktion herangehen und sicherstellen, dass auch die verpachteten staatlichen Flächen pestizidfrei bewirtschaftet werden. Ein landesweites Monitoring zum Erfolg der Pestizidreduktion ist zwingend notwendig.

Dies kann über eine Nachverdichtung des JKI-Testbetriebsnetzes in Bayern erfolgen sowie über eine standardisierte und elektronische Erfassung der gesetzlich vorgeschriebenen Aufzeichnungen zum Pflanzenschutzeinsatz in landwirtschaftlichen Betrieben.

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© Ralph Sturm

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