LBV kritisiert: Landrat bremst einzigartiges Naturschutzprojekt aus
Klares Bekenntnis zu den Chancen für Bauern und Brachvögel im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gefordert
Der LBV reagiert mit Unverständnis auf die jüngsten Äußerungen des Landrats des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen zum Projekt „chance.natur – Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal. Kurz vor den entscheidenden Sitzungen bezüglich einer Beteiligung des Landkreises an der Projektphase II macht Landrat Manuel Westphal wegen einer angeblich unzureichenden Einbindung wichtiger Interessengruppen weiterhin Stimmung gegen das Projekt. Der Landrat verzögert seit Monaten mit nicht nachvollziehbaren Argumenten die Fortführung des Naturschutzprojekts, anstatt die Chancen zu erkennen, die es bietet. Wir erwarten ein klares Bekenntnis von Manuel Westphal zu dem Projekt, das der Region, der Natur und auch der Landwirtschaft vor Ort einmalige Perspektiven eröffnet.
Neben dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, dem LBV und dem Landschaftspflegeverband ist auch der Landkreis Ansbach am Projekt beteiligt. Dort stößt dieses auf breite Zustimmung. Der Ansbacher Kreistag hat dem Projekt bereits zugestimmt, auch der Bayerische Bauernverband in Ansbach sieht in dem Projekt viele Chancen und hat Unterstützung signalisiert. All das macht die negative Haltung des Landrates Manuel Westphal im benachbarten Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen umso unverständlicher.
Insgesamt 10 Millionen Euro sollten im Rahmen der Projektphase II von „chance.natur – Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal“ in die Region fließen. Das Vorhaben bietet einzigartige Möglichkeiten, nicht nur für den Brachvogel und andere Wiesenbrüter, sondern auch für die Landwirtinnen und Landwirte vor Ort sowie für viele andere Interessensgruppen. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft in einem Wiesenbrütergebiet aussehen kann, in der sich die berechtigten ökonomischen Interessen der Landwirtinnen und Landwirte mit den Zielen des Naturschutzes in Einklang bringen lassen. Dabei gilt immer das Prinzip des Miteinanders und der Freiwilligkeit: Niemand in der Landwirtschaft wird gezwungen, gegen seinen Willen Maßnahmen auf eigenen Flächen umzusetzen. Mit seiner Ablehnung des Projektes wird der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen seiner Verantwortung für den Schutz der vielen, teilweise vom Aussterben bedrohten, Wiesenbrüter in der Region nicht gerecht.
Wie inzwischen bekannt wurde beabsichtigt Landrat Manuel Westphal die Entwicklung eines Alternativprogrammes. Wir freuen uns über jede Initiative zum Schutz unserer Natur. Maßnahmen für den Erhalt unserer Wiesenbrüter und ihrer Lebensräume müssen allerdings die speziellen Bedürfnisse dieser Arten berücksichtigen. Wir sehen nicht, wie sich ein sinnvolles Alternativprogramm von den vorliegenden Vorschlägen unterscheiden könnte. Jedes zielgerichtete Wiesenbrüterprojekt wird sich mit Themen wie Wiedervernässung und Mahdregime im Grünland beschäftigen müssen. Sonst ist es wirkungslos. Es klingt banal, ist aber Tatsache: Mit einem Brachvogel kann man nicht verhandeln.
Zum Projekt
Wiesenbrüter, wie die Uferschnepfe, der Großer Brachvogel oder der Kiebitz, prägen die naturräumliche und kulturelle Eigenart des oberen und mittleren Altmühltals. Die Bestände nehmen, trotz vieler Bemühungen, stark ab. Viele Wiesenbrüter sind vom Aussterben bedroht. Die Niederungen der Altmühlaue von Colmberg im Landkreis Ansbach bis Trommetsheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, mit dem zentral gelegenen „Wiesmet“ als Kernzone, sind eines der wichtigsten Brutgebiete für diese Vogelgruppe in ganz Deutschland. Angesichts dessen haben die Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen, der Landschaftspflegeverband Mittelfranken und der Landesbund für Vogel- und Naturschutz ein Naturschutzprojekt auf den Weg gebracht, um der negativen Entwicklung entgegenzusteuern. Zentrale Arbeitsschwerpunkte in der zurückliegenden Projektphase I war die Erarbeitung eines Konzeptes für nachhaltige extensive Landnutzungsformen sowie die Aufstellung und Abstimmung des Pflege- und Entwicklungsplanes. In Projektphase II soll es nun an die Umsetzung gehen.