Blühfläche ist nicht gleich Blühfläche
Wir fordern von Kommunen und Landwirtschaft, auf mehrjährige Blühflächen zu setzen
Seit dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!“ werden in Bayern im Frühjahr häufig Blühflächen angelegt. Diese hübsch blühenden Flächen sollen Insekten, Vögeln und Kleinsäugern einen Lebensraum und Nahrung bieten. Allerdings bringen einjährige Blühflächen einige Nachteile für die Artenvielfalt mit sich.

Mehr Biodiversität
Blühfläche ist nicht gleich Blühfläche. Mehrjährige Blühflächen bieten Tieren der Agrarlandschaft viel bessere Chancen als einjährige Blühflächen, die nur für einen Zeitraum von ein paar Monaten angelegt werden. Wir fordern deshalb, dass sowohl in der Agrarlandschaft als auch in Kommunen, weniger einjährige und mehr dauerhafte Blühflächen angelegt werden, um einen tatsächlichen, positiven Effekt auf die Biodiversität zu erzielen.
Gute Gründe für Blühflächen in Bayern

In intensiv genutzten und ausgeräumten Landschaften erfüllen Blühflächen wichtige Funktionen, denn sie bieten Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten, wo diese selten geworden sind. Blühflächen sind aber kein Ersatz für über viele Jahre gewachsene Strukturen, wie zum Beispiel Hecken oder Wegraine. Sie können sich sogar negativ auswirken, wenn natürliche, artenreiche Lebensräume, wie magere Wiesen oder artenreiche Säume, nicht als solche erkannt und durch neu angelegte Blühflächen ersetzt werden. Den Trend zu mehr Blühflächen in Bayern begrüßen wir generell. Diese Flächen werden zum Beispiel durch Blühpatenschaften umgesetzt oder in der Landwirtschaft über das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) gefördert. Bei der Umsetzung müssen jedoch gewisse Kriterien unbedingt beachtet werden.
Überwinterungsfläche für Insekten
Einjährige Blühflächen werden gerade im Herbst oder Winter gefährlich für Insekten, die sich zum Überwintern in den Flächen niedergelassen haben. Durch das Unterpflügen der Blühflächen im Spätsommer oder Herbst werden die Überwinterungsgäste auf einen Schlag vertrieben oder kommen zu Tode. Diese im schlimmsten Fall entstehenden „Brutfallen“ wirken sich negativ auf die betroffenen Arten aus. In mehrjährigen Flächen, die mindestens fünf Jahre nicht bearbeitet werden sollen, können sich Tiere ungestört entwickeln. Das erhöht die Chancen für gefährdete Arten, wie die Knautien-Sandbiene oder die Schwarze Köhler-Sandbiene, stabile Populationen aufzubauen.
Heimische Saaten verwenden

Wir empfehlen, nur Blühmischungen mit gebietseigenem Saatgut zu verwenden. Besonders bei einjährigen Blühflächen werden oft Saatgutmischungen mit nicht-heimischen und Kultur-Arten verwendet. Diese sehen zwar ansprechend aus, sind jedoch für den Großteil der Insektenwelt nicht nutzbar. Nur Arten, die ein breites Nahrungsspektrum besitzen, wie die Honigbiene, können aus diesen Blühmischungen Nutzen ziehen. Häufig wird auch übersehen, dass unsere Insekten nicht nur Blüten zum Überleben brauchen. Viele Sechsbeiner und deren Larven ernähren sich von anderen Pflanzenteilen. Manche sind sogar von wenigen heimischen Pflanzenarten abhängig.
Mindestbreite von 10 Metern
Oft werden aus praktischen Gründen schmale Streifen von wenigen Metern am Rand eines Feldes mit einjährigen Blühmischungen eingesät. Diese linearen Strukturen werden gerne von Beutegreifern wie Füchsen durchkämmt. Das wiederum erschwert den Fortpflanzungserfolg von boden-brütenden Vögeln und Kleinsäugern. Grenzen die Blühstreifen direkt an konventionell bewirtschaftete Felder, sind sie zusätzlich einem gewissen Pestizideintrag ausgesetzt, der die Tier- und Pflanzenwelt negativ beeinflusst. Eine Mindestbreite von 10 bis 15 Metern sollte deshalb bei allen Blühflächen stets eingehalten werden.
