Keine öffentlichen Gelder für die Jennerbahn

#Zukunftsperspektiven: LBV verurteilt Entscheidung der Gemeinde Schönau am Königssee, den defizitären Winterbetrieb mit öffentlichen Geldern zu finanzieren

Wir nehmen mit großer Besorgnis zur Kenntnis, dass die Gemeinde Schönau am Königssee beschlossen hat, den defizitären Winterbetrieb der privaten Jennerbahn in Zukunft mit 300.000 Euro pro Jahr zu unterstützen. Nachdem bereits der Neubau der Jennerbahn mit 10,5 Millionen Euro subventioniert wurde, sind jetzt weitere öffentliche Gelder notwendig, um den defizitären Winterbetrieb aufrecht zu erhalten. Wenn Skigebiete nur noch mit öffentlichen Geldern künstlich am Leben gehalten werden, ist das eine Absurdität inmitten der Klimakrise.

Kunstschneepiste | © AdobeStock_500599221 © AdobeStock_500599221
Diese künstlich erzeugten Schneebändern inmitten grüner Landschaften sind längst zu Symbolen für die kurzfristige Denkweise der bayerischen Skitourismusindustrie geworden.

Wir fordern die Gemeinde Schönau nachdrücklich auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen und die Weichen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Einklang mit den ökologischen Erfordernissen zu stellen. Darüber hinaus kritisieren wir Rahmen unserer Kampagne #Zukunftsperspektiven, dass der Freistaat Bayern immer noch Skigebiete mit Steuergeldern über die „Seilbahnförderrichtlinie“ subventioniert.

In kurzer Zeit sind die Kosten für die Pistenpflege der Jennerbahn von 70.000 € auf 300.000 € pro Winter angestiegen und werden möglicherweise weiter steigen. Es ist alarmierend, dass sich die angekündigte finanzielle Unterstützung der Gemeinde mit öffentlichen Geldern über einen angekündigten Zeitraum von drei bis zehn Jahren leicht bis auf drei Millionen Euro summieren könnte, während die Betreiber der Jennerbahn selbst bereits Zweifel an der Zukunftsfähigkeit ihres Winterbetriebs hegt. Gleichzeitig arbeitet die Bahn bereits intensiv an Alternativen wie Winterwandern und Rodelbetrieb, die besser mit den absehbaren ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft vereinbar sind. Die Entscheidung der Gemeinde Schönau steht im klaren Kontrast zur aktuellen Entwicklung, in der der bewusste Schutz der Natur und ein nachhaltiger Tourismus immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Die Bilder von künstlich erzeugten Schneebändern inmitten grüner Landschaften sind aus unserer Sicht längst zu Symbolen für die kurzfristige Denkweise der bayerischen Skitourismusindustrie geworden. Es ist unverkennbar, dass sich unsere Gesellschaft im Wandel befindet. Der herkömmliche Alpinskibetrieb und die flächenintensive Beschneiung verlieren auch in Bayern zunehmend an Akzeptanz und bieten keine Perspektiven für die Zukunft. Dies spiegelt sich auch deutlich in den rückläufigen Skifahrerzahlen der Jennerbahn wider

Klimaschädliche Skisubventionen in Bayern abschaffen

Der Großteil der bayerischen Skigebiete hat Anspruch auf Subventionen durch die 2009 vom Bayerischen Wirtschaftsministerium eingeführte „Seilbahnförderrichtlinie“. Mit ihr werden zum Beispiel auch Beschneiungsanlagen gefördert. Auch bei der Erneuerung der Jennerbahn kamen solche öffentlichen Gelder zum Einsatz. Die Modernisierung von Skigebieten mit Steuergeldern zu subventionieren, ist in Zeiten des Klimawandels ein völlig aus der Zeit gefallenes System. Aus unserer Sicht sind die klimaschädlichen Skisubventionen auf Landesebene sofort abzuschaffen. Heute noch öffentliche Gelder für eine Sportart auszugeben, die in Bayern mittelfristig keine Zukunft hat, ist verantwortungslos und geht auf Kosten kommender Generationen.

Wir rufen auch die Gemeinde Schönau dazu auf, die Chance für einen aktiven Imagewandel und eine nachhaltige Positionierung im Tourismus zu nutzen, statt öffentliche Gelder einer veralteten Nutzungsweise hinterherzuwerfen. Selbst der Bürgermeister von Schönau am Königssee hat eingestanden, dass für die Subventionierung der Jennerbahn Kürzungen an anderer Stelle im Gemeindehaushalt vorgenommen werden müssen. Es ist ermutigend zu sehen, dass einige Vertreter des Gemeinderats die überzogenen Dimensionen der Jennerbahn seit ihrer mit 10,5 Millionen Steuergeldern geförderten Rundumerneuerung erkennen, ebenso wie das nicht mehr tragfähige Geschäftsmodell der Pistenbeschneiung in Zeiten der Klimakrise. Bereits bei der Eröffnung der modernisierten Bahn 2018 hatte der LBV öffentlich auf diese Sackgasse hingewiesen. Schluss mit den schädlichen Ski-Subventionen. Keine öffentlichen Gelder für die Naturzerstörung in den Alpen. Es ist an der Zeit, verantwortungsbewusst mit der Natur in den Alpen umzugehen und den Wandel aktiv zu gestalten. Nur so hat Bayern eine echte Zukunftsperspektive.

#Zukunftsperspektiven:

Wie steht es um die Zukunft der Natur in Bayern? Wie können wir den beiden großen Krisen Klimawandel und Artensterben beim Klima- und Artenschutz wirkungsvoll begegnen? Der bayerische Naturschutzverband LBV mit seiner großen wissenschaftlichen Fachexpertise weiß, wie wir krisenresistenter werden. Es gibt Perspektiven, denn Naturschutz ist Krisenvorsorge. Das Ziel: wer unsere geforderten Maßnahmen umsetzt, verbessert damit die Perspektiven unserer Kinder und deren Kinder für eine lebenswertere Zukunft. Wenn wir den Flächenfraß stoppen, die erneuerbaren Energien naturverträglich ausbauen, Bäche renaturieren und die umweltschädliche Förderung von Skianlagen abschaffen, geben wir Bayerns Natur wieder echte Zukunftsperspektiven.

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© Ralph Sturm

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