Kohlmeise fordert Amsel heraus, neue Gäste aus dem Norden und verändertes Zugverhalten
Stunde der Wintervögel – Tagesfazit Freitag, 5. Januar
Bei mildem aber in den meisten Teilen Bayerns trockenem Wetter ist die große Mitmach-Aktion Stunde der Wintervögel heute gestartet. Schon rund 1.700 Teilnehmende haben sich heute eine Stunde Zeit genommen und die Vögel im Siedlungsraum beobachtet und gezählt. Aus über 1.300 Gärten meldeten sie bereits mehr als 40.000 Vögel. (Stand 19 Uhr)
Am meisten gezählt haben die Teilnehmenden am ersten Tag des Wochenendes den Haussperling – wie in vergangenen Jahren führt somit der Spatz von Anfang an die Vogel-Hitliste an.
Wenn es darum geht, welcher gefiederte Gast in den meisten bayerischen Gärten vorkommt, hatte in den vergangenen Jahren die Amsel den Schnabel vorn. Heuer macht ihr diesen Titel, zumindest an Tag 1, die Kohlmeise streitig. Die große Meise mit dem schwarzen Kopf profitiert vermutlich von den zahlreichen Nistkästen, die viele Vogelliebhaberinnen und -liebhaber im Garten aufhängen. Dahingegen freut sich die Amsel besonders über naturnahe Gärten, da sie dort ihr Nest in Sträucher und auf Mauervorsprüngen bauen kann.
Kurzstreckenzieher überwintern immer öfter in Bayern
Bereits eingegangenen sind einige Beobachtungen von „neuen Daheimgebliebenen“, wie Zilpzalp oder Mönchsgrasmücke. Diese eigentlichen Kurzstreckenzieher, die die Wintermonate gewöhnlich im Mittelmeerraum verbringen, verzichten aufgrund der immer öfter milden Witterung im Winter häufiger auf ihre Reise in den Süden und bleiben in Bayern. Wer erst morgen oder übermorgen zählt, kann gerne auf diese Arten achten und nicht nur hinschauen, sondern auch zuhören: Vor allem der Zilpzalp, dessen monotoner Gesang tatsächlich wie „zilp zalp zilp zalp“ klingt, kann nur akustisch eindeutig vom ähnlich aussehenden Fitis unterschieden werden. So wollen wir gemeinsam herausfinden, wie sich das Zugverhalten einiger Vogelarten womöglich mit dem Klimawandel verändert.
Nordische Gäste in Bayerns Gärten
Ebenso lohnt es sich auf mögliche Wintergäste aus den nordischen Ländern Skandinaviens zu achten: In Schweden wurden mit mehr als -43 Grad neue Kälterekorde geknackt. Eis und Schnee können es manchen Arten schwer machen, genügend Nahrung zu finden. Sie fliegen dann in den Süden und kommen dann teilweise bis zu uns nach Bayern. So bekommen unsere heimischen Erlenzeisige, die man gut an ihrem kräftig gelben Gefieder erkennt, Verstärkung von nordischen Artgenossen. Bei manchen Arten, wie der Schwanzmeise, unterscheidet sich das Gefieder je nach Herkunftsort. Wer eine Schwanzmeise mit gänzlich weißem Kopf sieht, hat womöglich auch einen Gast aus Nordost-Europa vor sich. Denn die bayerischen Schwanzmeisen haben für gewöhnlich jeweils einen schwarzen Strich über den beiden Augen.
Samstag und Sonntag kann auch noch gezählt werden!
Für die kommenden beiden Tage erwarten wir in Bayern noch besseres Wetter zur Vogelbeobachtung: Die Temperaturen fallen, in einigen Teilen Bayerns soll es am Sonntag sogar leichten Schneefall geben. Das könnte für buntes Treiben an den Futterstellen sorgen, denn bei Kälte und Schnee sind energiereiche Futterquellen bei Vögeln sehr begehrt. Aber: Auch wer keine oder nur wenige Vögel in der einen Stunde beobachtet, liefert wichtige Daten.