Klein, aber oho: dem Kleinspecht auf den Fersen

Wir suchen Interessierte aus ganz Bayern für Forschungsprojekt „Kleiner Specht – große Rolle“

Schwarz-, Grün- oder Buntspecht: Keine andere Vogelgruppe steht so sehr für naturnahe Wälder wie die Spechte. Doch nur wenige kennen den kleinsten heimischen Vertreter dieser Vogelfamilie: den Kleinspecht. Um die aktuelle Bestandssituation des nur spatzengroßen Spechts im Freistaat besser einschätzen zu können, sammeln wir gemeinsam mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Hessen im Forschungsprojekt „Kleiner Specht – große Rolle“ Daten zur Verbreitung, den Lebensräumen und dem Brutverhalten dieser charismatischen Spechtart.

Kleinspecht | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Der Kleinspecht ist der kleinste heimische Vertreter der Spechte

Der Kleinspecht kommt nicht nur in strukturreichen Auwäldern und Feldgehölzen vor, sondern auch auf alten Streuobstwiesen. Im Frühjahr 2021 haben bayernweit bereits 42 ehrenamtliche Bürgerwissenschaftler*innen im Rahmen des Projektes nach Kleinspechten gesucht – und wurden vor allem in Auwäldern fündig. Anlässlich des unterzeichneten bayerischen Streuobst-Paktes soll 2022 vermehrt auch auf Streuobstwiesen nach dieser Vogelart gesucht werden. Wir rufen deshalb Naturinteressierte dazu auf, bei der Erfassung des Kleinspechts in den nächsten Jahren mitzuhelfen.

Kaum verlässliche Zahlen zu den Beständen in Bayern

Der schwarz-weiße Specht lebt unauffällig in den Baumkronen von Laubbäumen und gilt als schwierig zu erfassende Vogelart. Für Bayern liegen kaum verlässliche Zahlen zu den Beständen vor, allerdings gibt es Anzeichen für einen Rückgang des Kleinspechts. So sind Bruterfolg und Bestände in Großbritannien in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen.

Ein möglicher Grund für die Bestandsabnahme könnte sein, dass der Kleinspecht als ganzjähriger Insektenfresser durch das Insektensterben weniger Nahrung findet. Auch seine Lebensräume, vor allem alte Streuobstwiesen, sind selten geworden. In diesen Ökosystemen nimmt der Kleinspecht allerdings eine wichtige Schlüsselrolle ein. Von den angelegten Spechthöhlen beispielsweise profitieren viele weitere Höhlenbewohner, wie Meisen und Kleiber.

Eine Online-Schulung vermittelt das notwendige Wissen

Kleinspecht hängt an Schilfrohr | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
Durch ehrenamtliche Mitarbeitende können bayernweit Daten zum Kleinspecht gesammelt werden

Nur durch die Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitenden ist es möglich, bayernweit Daten zu sammeln und wissenschaftliche Aussagen zum Kleinspecht zu treffen. Für die Teilnahme am Projekt sind Vorkenntnisse in der Bestimmung von Spechten hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich. In einer Online-Schulung im Februar vermitteln wir den Projektmitarbeitenden das nötige Wissen. Mitbringen sollten sie ein Fernglas, im Frühjahr etwas Zeit während der Morgenstunden und natürlich die Faszination für unsere heimische Natur.

Zum Start der Kartierungen erhalten die Bürgerforscher*innen einen kleinen, tragbaren Lautsprecher, der mittels Smartphone akustische Lockrufe abspielt. Diese sogenannten Klangattrappen werden in der Wissenschaft eingesetzt, um schwierig zu findende Tierarten leichter zu erfassen. Interessierte können sich bis Ende Januar online für das Kleinspecht-Projekt anmelden unter www.lbv.de/kleinspecht-projekt.

Buntspechte plündern Kleinspecht-Bruthöhlen

Spechthöhlenkamera im Einsatz - LBV |© Thomas Roedl © Thomas Roedl
Spechthöhlenkamera im Einsatz

Mehr als die Hälfte der Hobby-Spechtforscher*innen konnten in diesem Jahr bereits Kleinspechte entlang der selbst gewählten Kartierrouten beobachten. Außerdem wurden vier Bruthöhlen gefunden und untersucht. Ein Blick in das Innere der Höhlen mit einer speziellen Kamera hat gezeigt, dass die Kleinspechte in diesem Jahr von der unbeständigen Witterung wohl sehr verunsichert waren und ihre Eier später als üblich gelegt haben.

Zwei der entdeckten Kleinspecht-Bruthöhlen wurden von Buntspechten geplündert. Seit längerem wird von Forschenden vermutet, dass der Buntspecht dem Kleinspecht oft gefährlich werden kann. Für die Aufzucht seiner eigenen Jungen raubt der Buntspecht auch die Nester des Kleinspechts aus. Ob sich dieses rabiate Verhalten auf die Bestände des Kleinspechts auswirken kann, wollen wir ebenfalls untersuchen.

Unser Forschungsprojekt „Kleiner Specht – große Rolle“

Das Citizen Science-Projekt zum Kleinspecht führen wir zusammen mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Hessen durch. Bis Ende 2023 werden im Rahmen des Projektes Daten erhoben und ausgewertet, die Hinweise auf die Gründe des Rückgangs der Art liefern sollen. Im Anschluss sollen konkrete Maßnahmen erarbeitet werden, wie der Kleinspecht, sein Lebensraum und seine Nahrungsgrundlage in Zukunft gefördert werden können. Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen kooperieren wir mit den Bayerischen Staatsforsten.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Hochschule Weihenstephan Triesdorf. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.lbv.de/kleinspecht-projekt.

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© Ralph Sturm

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