Kein Grund zum Gruseln: LBV zieht Halloween-Bilanz zu zwei gefährdeten Fledermausarten

Neuer Rekord mit über 200 Jungtieren der Großen Hufeisennase – Erste Videoaufnahme der Geburt einer Kleinen Hufeisennase in der Fränkischen Schweiz

Sie fliegen lautlos durch die Nacht, flattern mit ihren dünnen, ledrigen Flügeln und erinnern an Vampire. Für viele Menschen haben Fledermäuse einen gewissen Gruselfaktor. Zu Halloween zieht der LBV deshalb Bilanz zu zwei gefährdeten Fledermäusen: der Großen und der Kleinen Hufeisennase. Während die Artenschützerinnen und Artenschützer bei der Großen Hufeisennase mit über 200 Geburten einen neuen Rekord in der deutschlandweit letzten Wochenstube dieser Art feiern konnten, steht der Schutz der Kleinen Hufeisennase noch am Anfang. In der Fränkischen Schweiz wurden dieses Jahr nur zwölf Geburten gezählt.

Kleine Hufeisennase | © Stefan Masur © Stefan Masur
2025 konnte der LBV zwölf Geburten der Kleinen Hufeisennase in der Fränkischen Schweiz erfassen - doppelt so viele wie im Vorjahr.

„Es ist erschreckend, wie wenig geeignete Jagdgebiete und Gebäude für Hufeisennasen und andere Fledermäuse überhaupt noch existieren," betont Alexander Gnatz, LBV-Gebietsbetreuer im Fledermaushaus Hohenburg. "Wir müssen weiterhin alles daransetzen, die Lebensräume dieser gefährdeten Arten zu schützen."

Im LBV-Fledermaushaus im oberpfälzischen Hohenburg wächst seit 2010 die Kolonie der Großen Hufeisennase stetig an. Aktuell leben dort über 500 erwachsene Tiere, die über 220 Jungtiere in diesem Jahr zur Welt brachten. „Leider gab es 2025 auch 13 tote Jungtiere. Ein Siebenschläfer konnte in das Haus eindringen und fraß dort einige Fledermausbabys. Mit Abend- und Nachtwachen sowie dem Einbau von Kletterbarrieren konnten wir Schlimmeres verhindern“, berichtet LBV-Gebietsbetreuer Alexander Gnatz. Auch jagende Greifvögel wie Sperber und Turmfalken bedrohten die Fledermäuse beim Ausflug.

Trotz dieser Herausforderungen zeigt die über Jahre steigende Geburtenrate, dass die Schutzmaßnahmen rund um das Fledermaushaus Wirkung zeigen. Für den endgültigen Aufschwung braucht diese in Deutschland vom Aussterben bedrohte Fledermausart weitere geeignete Quartiere in einer Landschaft mit ausreichend Insektennahrung. So plant der LBV bereits speziell an die Bedürfnisse der Hufeisennasen angepasste Fledermaustürme, in denen sich neue Wochenstuben bilden könnten.

Hilfe für Hufis: Mehr Geburten in der Fränkischen Schweiz

Fledermaus-Mutter mit Jungtier Henriette | © LBV-Webcam © LBV-Webcam
Die Geburt einer Kleinen Hufeisennase konnte dieses Jahr auf der LBV-Webcam festgehalten werden.

Die Kleine Hufeisennase schneidet auf Bayerns Roter Liste mit „stark gefährdet“ scheinbar etwas besser als ihre große Schwester ab. „Während sich die Population in Südbayern dank zahlreicher Schutzmaßnahmen im Aufwärtstrend befindet, stehen die letzten Kleinen Hufeisennasen in der Fränkischen Schweiz jedoch kurz vor dem Aussterben. Genetische Analysen lassen vermuten, dass kaum mehr als 60 Individuen in der Region leben“, sagt LBV-Biologin Nicole Meier. Um diese kleine Population zu retten, startete der LBV 2023 das vom Bayerischen Naturschutzfonds und der Oberfranken Stiftung geförderte Projekt "Hilfe für Hufis".

Seit mehreren Jahren werden die Kleinen Hufeisennasen nun mithilfe von Webcams in ihren Sommerquartieren überwacht. Das erlaubt es, die Tiere ohne Störung zu beobachten, Bestände zu kontrollieren und ihr Verhalten zu studieren. Nach ein paar schlechten Jahren konnten 2025 nun zwölf Geburten verzeichnet werden - doppelt so viele wie im Vorjahr.

Zum ersten Mal seit fünf Jahren gab es außerdem im LBV-eigenen „Banzerhaus“ in Waischenfeld (Lkr.Bayreuth), einem von drei Fortpflanzungsquartieren in der Fränkischen Schweiz, zwei statt nur einer Geburt. „Unsere Freude war besonders groß, da heuer außerdem zum ersten Mal eine Videoaufzeichnung der Geburt einer Kleinen Hufeisennase gelang - ein ganz besonderer Moment für alle Beteiligten“, schwärmt LBV-Projektleiterin Nicole Meier.

Jede Fledermaus zählt: Einsatz für „Henriette“

Eines der beiden Jungtiere im Banzerhaus sorgte zwischenzeitlich für Aufregung. „Mit gerade einmal zwei Wochen wurde es bei einer Rangelei zwischen seiner Mama und einem aufdringlichen Männchen am Unterarm verletzt. Wir setzten alle Hebel in Bewegung, um zu helfen. Bei dieser Art kommt es auf jedes Individuum an“, betont Meier. Mitten in der Nacht rückten Tierärztinnen und Tierärzte aus Augsburg und Nürnberg mit Röntgengerät und Narkoseaufbau an. Nachdem die Fledermaus-Mama zum Jagen ausgeflogen war, wurde das Kleine vorsichtig von einem Teammitglied des LBV aus der Kinderstube geholt. Nach Untersuchung und Behandlung wurde es zurückgehängt und kurz darauf von seiner Mutter wieder abgeholt.

Dann hieß es: warten und hoffen. Zwei Wochen später absolvierte die kleine Fledermaus ihren ersten Flugversuch erfolgreich. Für ihren Winterschlaf suchen sich die Hufeisennasen jetzt geeignete Quartiere in den Höhlen der Fränkischen Schweiz. Im Frühjahr hofft das Team auf ein Wiedersehen mit der kleinen „Henriette“, wie sie die begeisterten Fans der LBV-Webcam im Online-Forum getauft haben.

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© Gunther Zieger

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