Kein Gewerbegebiet im Vogelschutzgebiet

Wir und BN kritisieren Pläne der Stadt Heideck

Mitten im Wald, im EU-Vogelschutzgebiet und Landschaftsschutzgebiet plant die Stadt Heideck ein 22 Hektar großes Gewerbegebiet. In Zeiten der Klimakrise sind Waldrodungen aber ein völlig falscher Weg, der die Krise verschlimmert. Europäische Vogelschutzgebiete gehören zu den am stärksten zu schützenden Lebensräumen Europas. Seit etwa 30 Jahren bauen die Bayerischen Staatsforsten diesen Staatswald in einen artenreichen, zukunftsfähigen Mischwald um. Nun soll dieser vitale, intakte Wald für das Gewebegebiet "Kohlbuck" abgeholzt werden. Bei der heutigen Besichtigung vor Ort haben wir und der BUND Naturschutz (BN) aufgezeigt, welche Eingriffe in dem Wald bevorstehen und die Dimension der großflächigen, geplanten Waldrodungen dargestellt.

Laubwald | © Stefan Masur © Stefan Masur
In Zeiten der Klimakrise müssen Wälder besonders geschützt werden.

Standort für das Gewerbegebiet lehnen wir ab

Wir und der BN lehnen den geplanten Standort für das Gewerbegebiet ab. Wälder erfüllen eine Vielzahl wichtiger Funktionen und sind gerade in Zeiten des Klimawandels zu wertvoll, um großflächig als Standort für ein Gewerbegebiet gerodet zu werden. „Die zusätzliche Versiegelung des einstigen Waldbodens mit Gewerbe- und Verkehrsfläche wird einen weiteren negativen Beitrag in Bezug auf das Kleinklima und den Wasserhaushalt leisten. Unsere Wälder sind zu kostbar, um als Gewerbegebiete verramscht zu werden“, so unser Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer.

Heimische Wälder müssen geschützt werden

Wir und BN fordern die Staatsregierung daher auf, ihre eigenen Aussagen zum Schutz und zur Bedeutung der heimischen Wälder ernst zu nehmen und keine Staatswaldflächen für Gewerbegebiete und Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. „Die Bayerischen Staatswälder gehören den Bürgerinnen und Bürgern des Freistaats. Eine Anstalt des Öffentlichen Rechts darf sie verwalten und auch Gewinne erwirtschaften. Verkaufen soll sie den Wald aber nicht!“, sagt Tom Konopka, Regionalreferent des BN. Der Flächenfraß ist eine der größten Herausforderungen im Natur- und Landschaftsschutz. Obwohl die Bayerische Staatsregierung im Koalitionsvertrag festgeschrieben hat, den Flächenverbrauch in Bayern auf 5 Hektar pro Tag zu begrenzen, steigt die versiegelte Fläche in den letzten Jahren kontinuierlich an, auf zuletzt 11,6 Hektar pro Tag im Jahr 2020.

Wertschätzung der Schutzgebiete fehlt

Die Verbände vor Ort sind dabei nicht grundsätzlich gegen die Ausweisung von Gewerbegebieten in der Gemeinde. So haben sie beispielsweise selbst drei alternative Standorte zur Diskussion und Prüfung angeboten. Die Mitglieder der gemeinsamen Ortsgruppe suchen außerdem das Gespräch mit den Behörden, wurden bisher jedoch abgewiesen. „Wo andere Gemeinden mit Schildern auf ihre Landschafts- oder Vogelschutzgebiete aufmerksam machen, fehlen diese in der Gemeinde Heideck. Es wäre schön, wenn die Gemeinde ihren Schutzgebieten eine höhere Wertschätzung entgegenbrächte“, sagt Ruppert Zeiner, Vorsitzender unserer Kreisgruppe Roth/Schwabach.

Hintergrund

Vor etwa 30 Jahren begann das Forstamt Heideck durch eine vorausschauende Planung mit einer nachhaltigen Waldverjüngung der einstigen Kiefernmonokultur. Mittlerweile ist daraus ein dichter, artenreicher Mischwald entstanden. Vor 15 Jahren wurde die Staatswaldfläche zum über 2.800 Hektar großen EU-Vogelschutzgebiet "Wälder im Vorland der südlichen Frankenalb" hinzugefügt und somit besonders unter Schutz gestellt. Der Wald ist unter anderem der Lebensraum des gut getarnten Ziegenmelkers, der in Bayern vom Aussterben bedroht ist. Auch wenn die Stadt Heideck genügend Ausgleichsflächen für die geplanten Rodungen zur Verfügung stellen will, muss bedacht werden, dass ein heute angepflanzter Wald seine nennenswerte Funktion als Sauerstofflieferant, CO2-Senke, Wasserspeicher, Schutz für das Grundwasser, artenreiches Biotop und Erholungsraum erst nach vielen Jahrzehnten erreicht und auch nur sofern er die künftigen Herausforderungen überlebt.

 

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© Markus Bosch

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