Jetzt den Kranichzug über Bayern erleben

Der laut trompetende Zugvogel ist derzeit wieder gut am südbayerischen Himmel zu beobachten

Deutschland- und europaweit ist der Zug der Kraniche in vollem Gange. Auch über Bayern sind vielerorts wieder ziehende Kraniche zu sehen und zu hören.

Kranichzug im Hintergrund der Mond | © Gunther Zieger © Gunther Zieger
Vor allem in Nordbayern sind in den letzten Tagen bereits einige Kranichtrupps von bis zu 200 Vögeln beobachtet worden

„Vor allem in Nordbayern sind in den letzten Tagen bereits einige Kranichtrupps von bis zu 200 Vögeln beobachtet worden, die von Ost-Nordost nach West-Südwest ziehen“, sagt die LBV-Referatsleiterin Artenschutz und Kranichexpertin Dr. Miriam Hansbauer.

Der LBV erwartet deshalb in den kommenden Tagen weitere ziehende Kraniche am Himmel über Bayern.

Wer in den Genuss dieses Herbstschauspiels kommen will, dem empfehlen die Naturschützer*innen: Kopf hoch und Ohren spitzen! Die Großvögel sind leicht an ihrer V-förmigen Formation und den trompetenartigen Rufen zu erkennen.

Kraniche überfliegen Bayern

Zwei Kraniche im Flug | © Hans Clausen © Hans Clausen
Hunderttausende Kraniche machen sich auf den Weg in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa und Nordafrika

Hunderttausende Kraniche machen sich, wie jedes Jahr im Herbst, auf den Weg in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa und Nordafrika.

Dabei überfliegen viele von ihnen regelmäßig auch Bayern. Aktuell sind Kranichtrupps schon über Unterfranken, aber auch der Oberpfalz und Mittelfranken in Trupps von 30 bis 200 Vögeln gesichtet worden.

„Vor allem entlang der Flüsse Donau, Isar oder auch Lech stehen die Chancen für Kranichbeobachtungen in den nächsten Tagen und Wochen gut“, erklärt die LBV-Artenschützerin.

Diese Zugroute zwischen nördlichem Alpenrand und der Donau nutzen seit inzwischen 10 Jahren osteuropäische Kraniche, die vom größten europäischen Rastplatz im Nationalpark Hortobágy in Ungarn kommen.

Etablierte Zugroute

Die derzeit über Bayern zu beobachtenden Kraniche kommen über den baltisch-ungarischen Zugweg von Ungarn über Österreich.

Sie queren Südbayern in west-südwestlicher Richtung und fliegen weiter entlang der Alpen, um schließlich in der Camargue im Süden Frankreichs zu rasten. Warum sich diese neue Zugroute so etabliert hat, ist nicht eindeutig zu erklären und hängt mit vielen Faktoren zusammen.

Ein entscheidender Faktor: „Kraniche sind sehr flexibel und es werden keine genetisch fixierten Zugrouten vererbt“, erklärt Hansbauer. Von Experten wird außerdem angenommen, dass eine allgemeine Ausdehnung des Brutareals sowie der Klimawandel maßgeblich Einfluss nehmen.

„Es ist inzwischen bekannt, dass erfahrene Altvögel Informationen über Zugrouten weitergeben und somit andere Kraniche dazu veranlassen können, mit ihnen auf neuen Wegen zu ziehen“, so die LBV-Kranichexpertin weiter.

Typische V-Formation

Kraniche im Flug bei Sonnenuntergang | © Rosl Roessner © Rosl Roessner
Zwischen Mitte Oktober und Mitte November ziehen die meisten Kraniche durch Bayern

Kraniche orientieren sich bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln. Sie ziehen bevorzugt bei Hochdruckwetter. Dann tragen die östlichen Winde sie mit und die Vögel sparen Kraft.

In der typischen V-Formation fliegen die kräftigen und erfahrenen Tiere an der Spitze, gefolgt von Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Flugbedingungen können die bis zu 1,30 Meter großen Tiere ohne Stopp mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Stundenkilometer bis nach Südeuropa fliegen.

„Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass zwischen Mitte Oktober und Mitte November die meisten Kraniche durch Bayern ziehen“, sagt Hansbauer.

Bestände haben sich erholt

Dass es wieder Kraniche über Bayern zu sehen gibt, ist jahrzehntelangen Schutzbemühungen zu verdanken, durch die sich die Bestände in ganz Europa erholt haben. So ist der in vielen Ländern als „Glücksvogel“ verehrte Vogel heute auch in Bayern wieder mit mindestens 20 Brutpaaren vertreten, die meisten davon in der Oberpfalz.

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© Ralph Sturm

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