Bartgeier-Besuche in den bayerischen Alpen

Beeindruckende Greifvögel lassen sich immer wieder vor allem im Allgäu sehen – Zum ersten Mal zwei Vögel gleichzeitig

In den Bayerischen Alpen konnten in den vergangenen Wochen immer wieder äußerst seltene Bartgeier am Himmel beobachtet werden. Zuletzt wurde Ende April im Allgäu bei Bad Hindelang einer der Greifvögel gesichtet. Mit fast drei Metern Spannweite gehört der Bartgeier zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt und ist gerade im Flug eine wahrlich beeindruckende Erscheinung.

Adulter Bartgeier im Flug, Nahaufnahme | © Hansruedi Weyrich © Hansruedi Weyrich
Seltene Sichtung: Der Bartgeier

Da in den bayerischen Alpen derzeit die Schneeschmelze voll im Gange ist, suchen Bartgeier jetzt gezielt Lawinenfelder ab, um als Kadaverfresser mögliche Beute zu finden.

Erstmals überhaupt wurden in diesem Frühjahr zwei Vögel zusammen im Freistaat gesichtet. Es könnte sich dabei sogar um ein Pärchen gehandelt haben, das gemeinsam in der Nähe von Oberstdorf unterwegs war.

Die Allgäuer Alpen sind in Deutschland als Gebiet für eine natürliche Wiederbesiedelung des ehemaligen bayerischen Ureinwohners am besten geeignet. Wir streben in Kooperation mit dem Nationalpark Berchtesgaden eine Auswilderung von jungen Bartgeiern 2021 an.

Sichtungen von Bartgeiern

Ein Bartgeier mit frisch eingefärbtem Gefieder sitzt auf Steinen | © Hans-Joachim Fünfstück © Hans-Joachim Fünfstück
Eine seltene Sichtung: Der Bartgeier

Im Allgäu kommt es von Jahr zu Jahr immer häufiger zu Sichtungen von Bartgeiern. Durch die Ansiedelung eines Brutpaares nur wenige Kilometer hinter der Staatsgrenze im angrenzenden österreichischen Tiroler Lechtal übt die Region offenbar verstärkt einen anziehenden Effekt auf revierlose Artgenossen aus.

Diese nutzen für ihre weiten Suchflüge nach Nahrung bis zu 10.000 Quadratkilometer als Streifgebiet. Zuletzt wurde dort im April ein Bartgeier mehrmals beobachtet und konnte durch Gefiedermerkmale auf ein Alter von ca. drei Jahren geschätzt werden.

Dass Bartgeier auch mal in nur wenigen Metern Höhe mit geringer Scheu über Menschen hinwegfliegen ist keine Seltenheit. Dies wurde ihnen aber einst als Aggressivität ausgelegt und hat zu ihrer falschen Einordnung als Lämmer- und Kinderräuber beigetragen.

Meldungen von Bartgeiern

Bartgeier von unten fotografiert | © Henning Werth © Henning Werth
Bartgeier zeigen wenig scheu vor Menschen

Da der Bartgeier in Bayern noch kein Brutvogel ist und alpenweit derzeit nur knapp 220 Exemplare leben, haben Beobachtungen Seltenheitswert. Deshalb freuen wir uns über jedes einzelne nachgewiesene Tier.

Es ist davon auszugehen, dass Bartgeier öfter in den bayerischen Alpen unterwegs sind als es aufgrund der relativ seltenen Meldungen zu erwarten wäre. Kürzlich haben etwa auch zwei besenderte österreichische Jungvögel die Staatsgrenze in den Allgäuer und den Berchtesgadener Alpen nur um jeweils wenige Kilometer verfehlt.

Im Gegensatz zu Gänsegeiern, die auch gelegentlich in Bayern auftauchen, dann aber oft in Gruppen, streifen Bartgeier in freier Wildbahn meist alleine durch große Gebiete. Sollten Wanderer weitere Geier in den deutschen Alpen beobachten, bitten wir darum, die Greifvögel wenn möglich zu fotografieren und umgehend unter zu melden.

Auswilderung durch LBV im Nationalpark 2021 geplant

Da der Bartgeierbestand in den gesamten Ostalpen seit langem auf niedrigem Niveau stagniert, planen wir voraussichtlich ab dem Jahr 2021 zur Stützung der Vogelart den Beginn von Auswilderungen im Nationalpark Berchtesgaden.

Dabei sollen mehrere Jahre in Folge jeweils zwei bis drei Jungvögel aus Nachzuchten freigelassen werden, um die Population dieser beeindruckenden Aasfresser zu fördern. Da die Vögel aber erst nach sechs Jahren geschlechtsreif sind und in freier Wildbahn pro Brut nur ein Küken großziehen, breiten sich die Bestände äußerst langsam aus.

Umso wichtiger sind für uns genaue Kenntnisse über die Entwicklung der Vorkommen, wodurch jede einzelne Beobachtungsmeldung von großem Wert für die Schutzbemühungen ist.

Update 21.5.2020: Mehrere Bartgeiersichtungen

Obwohl die meisten Bartgeiersichtungen in Bayern derzeit im Allgäu dokumentiert werden, kann man überall in den Bayerischen Alpen mit ähnlichen Beobachtungen rechnen. So gelangen entsprechende Sichtungen zuletzt am 08. Mai bei Miesbach, am 16. Mai bei Bad Hindelang und am 18. Mai im Nationalpark Berchtesgaden. Durch ein Foto aus großer Entfernung konnte dort sogar ermittelt werden, dass der Vogel 2019 in freier Wildbahn geschlüpft ist und nicht aus einer der Freilassungen im Alpenraum stammt, eine wichtige Information zur Erfassung des ostalpinen Bartgeierbestandes.

Der LBV bittet daher alle Beobachter neben der Meldung von Sichtungen unter auch um die Übermittlung von Schnappschüssen jeglicher Qualität - selbst aus einem Handyfoto lassen sich oft bedeutende Schlüsse ziehen.

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© Ralph Sturm

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