ICE-Werk Nürnberg: LBV fordert ergebnisoffene Standortsuche

Raumordnungsverfahren muss alle möglichen Standorte gleichrangig berücksichtigen – Standort Altenfurt-Fischbach wird äußerst kritisch gesehen

Die Deutsche Bahn will im Raum Nürnberg ein ICE-Werk bauen. Der Naturschutzverband LBV begrüßt dabei die frühzeitige Einbindung der Verbände in die Planungen, erwartet aber von der Deutschen Bahn eine ergebnisoffene Standortsuche.

Wald | © Dr. Eberhard Pfeuffer © Dr. Eberhard Pfeuffer
Das neue ICE-Werk soll in Altenfurt-Fischbach entstehen. Allerdings müsste dort in das Vogelschutzgebeit Nürnberger Reichswald eingegriffen werden.

Der LBV fordert daher, dass in dem anstehenden Raumordnungsverfahren alle bisher in die Diskussion gebrachten Standorte gleichrangig geprüft werden. Den bisher von der Bahn favorisierten Standort Altenfurt-Fischbach sieht der LBV äußerst kritisch, da hier in das Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald eingegriffen werden würde, das auch den Schutzstatus eines Bannwalds hat. Zwar ist der Umfang der zu rodenden Fläche an diesem Standort derzeit noch völlig offen, allerdings lehnt der LBV so umfangreiche Eingriffe in Waldbereiche auch aus Klimaschutzgründen grundsätzlich ab.

Kompensation im Verhältnis 1:1

Massive Konflikte sähe der LBV auch bei der gesetzlich erforderlichen Kompensation bei einem möglichen Bau am Standort Altenfurt-Fischbach. Ein Eingriff in einen Bannwald muss nämlich immer direkt angrenzend an einen bestehenden Bannwald im Verhältnis 1:1 ausgeglichen werden. Zusätzlich wäre außerdem eine Kompensation für die Eingriffe in die Erhaltungsziele des betroffenen Vogelschutzgebietes erforderlich. Der LBV sieht große Schwierigkeiten, dass die Deutsche Bahn diesen gesetzlich vorgeschrieben Ausgleich an einem derartigen Standort erbringen kann. Eine bereits in die öffentliche Diskussion eingebrachte Aus-der-Nutzungnahme von Staatswaldflächen im Vogelschutzgebiet als Kompensation für den Eingriff entspräche allerdings nicht den gesetzlichen Anforderungen. Dies lehnt der LBV schlichtweg ab.

Ein möglicher Eingriff durch die DB in den Wald um Nürnberg im Bereich Altenfurt-Fischbach ist darüber hinaus in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. Außerdem wird derzeit an verschiedensten Stellen in den Reichswald eingegriffen durch bereits begonnene oder geplante Bauvorhaben, obwohl der Nürnberger Reichswald als Bannwald ein wichtiges Puzzleteil für den Klimaschutz in der Stadt Nürnberg ist. Er wird deshalb als die grüne Lunge der Stadt bezeichnet.

Trend des Flächenfraßes auf staatlichen Flächen

Geplantes Gewerbegebiet an der Autobahnausfahrt Teublitz (A93) | © Stadt Teublitz © Stadt Teublitz
Auch in Teublitz, soll auf staatlichem Waldgebiet eine Gewerbegebiet entstehen. Das Projekt ist höchst umstritten.

Würde für das Nürnberger ICE-Werk Staatswald gerodet, wäre dies aktuell nicht der einzige Fall für Flächenfraß auf staatlichen Flächen, was unter anderem geplante Gewerbegebiete in Weiden und Teublitz zeigen. Bayernweit ist derzeit ein Trend erkennbar, dass Waldgebiete, vorzugsweise Staatswaldflächen, als billige Verfügungsmasse für Gewerbegebiete missbraucht werden.

Strikt abgelehnt wird vom LBV auch eine Variante des ICE-Werks bei Fischbach, bei der eine teilweise Verlegung der Regensburger Straße erforderlich wäre. Bei einer Verlegung der B4 nach Norden würden nämlich zusätzliche Eingriffe in weitere ökologisch wertvolle Bereiche des Reichswaldes erfolgen. Des Weiteren müssten bei der Bewertung eines derartigen Eingriffes auch zusätzliche Eingriffe in diesem Bereich berücksichtigt werden, wie der Ausbau des Autobahnkreuzes Nürnberg Ost oder die Bauvorhaben an der Regensburger Straße.

Im Zuge der durch die Klimakrise dringend erforderlichen Verkehrswende unterstützt der LBV grundsätzlich den Umbau des Mobilitätssektors mit dem Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel. Jedoch muss die Deutsche Bahn aus Sicht der Artenschützer einen Standort für das ICE-Werk Nürnberg finden, der mit den geringsten Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden ist und auch einen optimalen Lärmschutz für Anwohner*innen sicherstellt.

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© Ralph Sturm

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