Hoch hinaus für den Vogelschutz

Verbund aus Verbänden und Behörden will Wissenslücken bei Alpenvögeln schließen – Freiwillige für Monitoring gesucht

Felsenschwalben, Alpendohlen und Ringdrosseln: Die Alpen beheimaten zahlreiche Vogelarten, die hauptsächlich oder sogar nur dort in Deutschland vorkommen. Die Bestandsentwicklung dieser Vögel lässt sich derzeit nicht verlässlich darstellen. Eine neue Initiative zum Alpenvogelmonitoring soll dies künftig ändern. Dessen Koordination übernimmt der LBV im Verbund mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Für das Projekt suchen wir ab sofort ehrenamtliche Ornithologinnen und Ornithologen, die sich im Monitoring engagieren.

Fliegende Alpendohle | © Dieter Hopf © Dieter Hopf
Die Alpen beheimaten zahlreiche Vogelarten, die hauptsächlich oder sogar nur dort in Deutschland vorkommen, wie die Alpendohle.

"Bayern ist das einzige deutsche Bundesland mit Anteil an den Alpen und hat deswegen eine besondere Verantwortung für die dort lebenden Vogelarten, die immer stärker von der Klimakrise betroffen sind“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer anlässlich der Auftaktveranstaltung zum Programm, die am 10. Mai in Berchtesgaden stattgefunden hat.

Alpenschneehuhn | © Dr. Olaf Broders © Dr. Olaf Broders
Das Alpenschneehuhn ist zwischen den Felsen gut getarnt - Sein Lebensraum wird allerdings durch den Klimawandel immer knapper.

Alpenvögel sind wahre Überlebenskünstler in einem kargen Lebensraum mit unbeständigen Bedingungen – auf den sich auch der Klimawandel immer stärker auswirkt.

„Als Vogelart, die die Kälte liebt, lebt das Alpenschneehuhn oberhalb der Baumgrenze. Wenn es durch den Klimawandel immer wärmer wird, bleibt dem Vogel nur der Rückzug in höhere Lagen. Dort wird der Lebensraum allerdings immer knapper“, erklärt Simon Niederbacher, LBV-Projektkoordinator des Alpenvogelmonitorings. Schon heute wird die Zahl der Alpenschneehühner, die in den deutschen Alpen brüten, auf wenige hundert Paare geschätzt.

 

 

 

Neues Alpenvogelmonitoring-Projekt

Ziel des nun neu eingerichteten Monitorings ist es, Bestandsdaten über die Brutvögel sowohl im Bergwald als auch an und oberhalb der Waldgrenze zu erhalten. „Wir wollen unsere heimischen Vogelarten besser schützen. Damit wir die passenden Schutzmaßnahmen ergreifen können, müssen wir bei den Alpenvögeln noch Wissenslücken schließen. Das Projekt, das vom Bundesamt für Naturschutz begleitet wird, soll dazu beitragen, eben diese Lücken zu schließen“, so Thomas Graner, Vizepräsident des Bundesamtes für Naturschutz.

Bundesweit koordiniert der Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. das ehrenamtliche Vogelmonitoring zusammen mit seinen Mitgliedsorganisationen und bilanziert regelmäßig die Veränderungen der Vogelwelt, darunter auch die der Alpenvögel. „Wir bieten verschiedene attraktive Möglichkeiten zur Beteiligung an der Vogelbeobachtung in den Alpen: Wer möchte, kann sich auf eine Gruppe, etwa die Spechte, konzentrieren oder alle beobachteten Vögel entlang einer vorgegebenen Wegstrecke erfassen - einfach digital per Smartphone. Dadurch verbessern wir die Datenlage zu den Vögeln – sowohl in den Alpen als auch bundesweit“, sagt DDA-Vorstandsvorsitzender Dr. Tobias Erik Reiners.

Ehrenamt in den Alpen: Vögel erfassen und Bergpanorama genießen

Ringdrosseln | © Rosl Roessner © Rosl Roessner
Die Ehrenamtlichen müssen die Vögel optisch und akustisch sicher bestimmen können- hier kann man zwei Ringdrosseln beobachten.

Wir suchen erfahrene Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachter, die sich über mehrere Jahre an den Kartierungen beteiligen. „Die Vögel der Alpen zu erfassen, ist eine ganz besondere Herausforderung. Die rasch wechselnden Witterungsbedingungen und der steile Aufstieg verlangen den Kartiererinnen und Kartierern einiges ab. Dafür werden die körperlichen Anstrengungen aber mit spektakulären Naturerlebnissen belohnt“, erklärt LBV-Biologe Simon Niederbacher.

Die Ehrenamtlichen müssen die Vögel optisch und akustisch sicher bestimmen können, benötigen eine gute körperliche Fitness sowie alpine Ausrüstung und ein Fernglas. Die Teilnahme am Alpenvogelmonitoring lässt sich gut mit einem Kurzurlaub in den Bergen kombinieren, denn das neue Monitoring Hochgebirgsvögel sieht nur eine jährliche Kartierung oberhalb der Waldgrenze vor. Das Specht-Monitoring erfordert zwei Begehungen pro Jahr während beim Monitoring häufiger Brutvögel in der Bergwaldstufe drei Begehungen durchzuführen sind.

Alpenvogel-Symposium

Zum Auftakt des neuen Vogelmonitorings in den Alpen hat der LBV zusammen mit DDA, BfN und LfU am 10. Mai ein Symposium im Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ in Berchtesgaden veranstaltet. Rund 90 Teilnehmende tauschten sich über das Alpenvogelmonitoring und Beobachtungsmöglichkeiten der Alpenvögel aus. Bei einer Exkursion auf den Jenner konnten die Vogelexpertinnen und -experten das Vogelmonitoring ganz praktisch erfahren.

Bei der Tagung wurde auch die neue Publikation „Vögel in Deutschland – Alpenvögel“ vorgestellt, die über die Beteiligungsmöglichkeiten beim Alpenvogelmonitoring informiert und aktuelle Forschungsergebnisse zur Ökologie von Alpenvögeln darlegt. Die Veröffentlichung kann heruntergeladen werden unter www.dda-web.de/downloads/publications/statusreports/vid_alpenvoegel.pdf

Über das Alpenvogelmonitoring

2024 wurde das Vogelmonitoring in den deutschen Alpen neu aufgelegt. Es setzt sich aus dem Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) in der Bergwald-Stufe, dem neuen Monitoring Hochgebirgsvögel (MHg) und dem Monitoring seltener Brutvögel (MsB) zusammen. Letzteres erfasst spezielle Vogelarten wie Spechte und Kleineulen. Diese verschiedenen Erfassungsmethoden ermöglichen es, viele der Alpenvogelarten gut abzudecken.

Weitere Informationen finden sich unter www.lbv.de/monitoring-hochgebirgsvoegel sowie unter www.dda-web.de/monitoring/alpenvogelmonitoring/programm

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© Verena Rupprecht

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