Greifvögel mit hochtoxischem Kontaktgift getötet

Stark gefährdete Rotmilane vergiftet – Gefahr für Kinder und Hunde durch mögliche Giftköder

Im April wurden in einem kleinen Gebiet südlich von Cham sechs tote Greifvögel gefunden. Diese Zahl hat sich mittlerweile auf acht erhöht. Die geschützten Mäusebussarde und stark gefährdeten Rotmilane sind keinen natürlichen Tod gestorben, sondern illegal getötet worden. Mit Röntgenaufnahmen wurden bei zwei Tieren eindeutige Schussverletzungen durch Schrot nachgewiesen. Bei den nicht erschossenen Greifvögeln bestand der Verdacht einer Vergiftung. Deshalb wurden Proben von zwei Rotmilanen und einem Mäusebussard zur toxikologischen Untersuchung nach München geschickt. Das Ergebnis: bei allen drei Tieren wurden Rückstände von Gift identifiziert, das zum Tod der Tiere führte.

Beitrag des BR zum Thema vom 19.06.2017

 

Bei den drei anderen Tieren konnte die Todesursache nicht eindeutig beziehungsweise aufgrund des schlechten Zustands nicht mehr festgestellt werden. Es ist unklar, ob die vergifteten Greifvögel gezielt ausgelegte Giftköder oder anderweitig illegal vergiftete Nahrung gefressen haben. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn: „Genauso wie es die Greifvögel erwischt hat, stellen mögliche ausgelegte Giftköder auch für Kinder und Hunde eine echte Gefahr dar“, warnt LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer.

LBV setzt 1.000 Euro Belohnung für Hinweise an die Polizeidienststelle in Cham aus

Markus Schmidberger zeigt bei einem Pressegespräch am Laptop Röntgenaufnahmen eines erschossenen Greifvogels | © Dieter Renner © Dieter Renner
LBV-Mitarbeiter Markus Schmidberger bei einer Pressekonferenz zum Thema

Wenn die Gefahr von Giftködern besteht, fordert der LBV, diesem Vorgehen so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten, um weitere Vergiftungsfälle zu unterbinden. „Der Schutz der Öffentlichkeit ist hier für uns das zentrale Anliegen“, sagt Norbert Schäffer. Die Naturschützer rufen die Bevölkerung vor Ort dazu auf, den LBV und die Polizei umgehend zu informieren, falls noch weitere tote Greifvögel gefunden werden. Außerdem appelliert der LBV an alle Eltern, ihre Kinder nichts Verdächtiges anfassen zu lassen, und an alle Hundehalter, ihre Tiere an die Leine zu nehmen, damit sie mit eventuellen Giftködern nicht in Kontakt kommen.

Der Verdacht auf Vergiftung bei den nicht erschossenen Greifvögeln bestand, da die Vögel keine äußerlichen Verletzungen zeigten ihre Krallen jedoch verkrampft waren. „Die Untersuchung durch die Ludwig-Maximilians-Universität, Abteilung Toxikologie und Pharmazie konnte zweifelsfrei eine Vergiftung der Greifvögel nachweisen“, erklärt Markus Schmidberger, Leiter des LBV-Zentrums Mensch und Natur. Das nachgewiesene Gift wirkt bereits bei Hautkontakt, ist auch in geringen Dosen hochtoxisch und führt zu Krämpfen.

Die Aufklärung illegaler Tiertötungen ist schwierig, deshalb hofft der LBV auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Spaziergänger, die einen toten Greifvogel auf dem Waldboden oder im Feld finden, können diesen beim LBV-Zentrum melden“, erklärt Schmidberger. Der LBV in Cham hat außerdem 1.000 Euro Belohnung für Hinweise an die Polizeidienststelle in Cham ausgesetzt, die zur Ermittlung des Täters führen.

Hintergrund

Bereits 2013 wurden in der Nähe der jetzigen Fundstellen zwei tote Rotmilane und ein toter Mäusebussard gefunden. Der LBV ging damals noch nicht von einer illegalen Tötung der Tiere aus. Eine Fehleinschätzung, wie sich zeigt, da in diesem Bereich anscheinend regelmäßig Greifvögeln illegal nachgestellt wird.

Zurück

© Ralph Sturm

Unterstützen Sie uns beim Kiebitz-Schutz! Wir schützen Gelege, beraten Landwirte und kaufen Brutgebiete an.

Alle Nachrichten zum Naturschutz in Bayern

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz