Geschützter Uhu mit vergiftetem Huhn getötet

Weitere mögliche Giftköder sind Gefahr für Kinder und Hunde

Schon wieder ist eine hochgeschützte Tierart in Bayern Opfer von Umweltkriminalität geworden. Dem LBV wurde bei Beratzhausen im Landkreis Regensburg ein toter Uhu gemeldet. Die Eule wurde Opfer eines mit Carbofuran vergifteten Huhns, was eine Untersuchung im Auftrag des LBV an der LMU München ergab.

Vergifteter Uhu | © LBV © LBV
An diesem kopflosen vergifteten Huhn starb der Uhu bei Beratzhausen.

Das hochtoxische Kontaktgift ist seit 2008 EU-weit verboten. Sowohl der Vertrieb, als auch Verkauf und Besitz sind strafbar. Der Eulenvogel wurde auf einem Feldweg sichergestellt, in dessen Bereich möglicherweise weitere vergiftete Köder zu finden sind. Diese können von anderen Greifvögeln, wie etwa den stark gefährdeten Rot- und Schwarzmilanen, oder auch anderen Wildtieren jederzeit aufgenommen werden. "Der Giftköder war zwar aller Wahrscheinlichkeit nicht für den Uhu, sondern für einen Fuchs bestimmt, da Eulen im Normalfall keine Hühner jagen", so der LBV-Chef Dr. Norbert Schäffer. "Doch genauso wie es den Uhu erwischt hat, stellen ausgelegte Giftköder auch für Kinder und Hunde eine echte Gefahr dar", warnt Schäffer.

Verwendetes Gift wirkt schon bei Hautkontakt

Toter Uhu | © LBV © LBV
Der vergiftete Uhu bei Beratzhausen.

Damit nicht noch weitere Vergiftungsfälle auftreten, fordert der LBV, diesem Vorgehen so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten. "Der Schutz der Öffentlichkeit ist hier für uns das zentrale Anliegen", sagt Norbert Schäffer. Die Naturschützer rufen die Bevölkerung vor Ort dazu auf, den LBV umgehend zu informieren, falls noch weitere tote Hühner oder Greifvögel gefunden werden. Außerdem appelliert der LBV an alle Eltern, ihre Kinder nichts Verdächtiges anfassen zu lassen, und an alle Hundehalter, ihre Tiere an die Leine zu nehmen, damit sie mit eventuellen Giftködern nicht in Kontakt kommen.

Auf einem Feldweg bei Beratzhausen hatte ein Passant einen toten Uhu und daneben ein weißes Haushuhn ohne Kopf entdeckte. Der Finder informierte umgehend den LBV, der die beiden Kadaver sofort sicherstellte, einen Tierarzt konsultierte und sie dann zur toxikologischen Untersuchung an die LMU München übergab. Der Untersuchungsbefund ergab nun, dass der Uhu keinerlei äußere Verletzungen und Brüche aufwies und erst kurz vor dem Fund verendete, da noch keine Totenstarre eingetreten war. Im Magen der Großeule wurde zudem ein Teil des Hühnerhalses gefunden.

"Die Untersuchung durch das Institut für Toxikologie der LMU München konnte zweifelsfrei eine Vergiftung des Uhus durch das Kontaktgift Carbofuran nachweisen", erklärt Christoph Bauer, Leiter der LBV-Bezirksgeschäftsstelle in der Oberpfalz. "Das Huhn wurde an der Brust entsprechend mit dem Gift als Köder präpariert", lautet das Fazit der Wissenschaftler. Carbofuran wirkt bereits bei Hautkontakt, ist auch in geringen Dosen hochtoxisch und führt zu Krämpfen. Noch am Tag des Fundes erstattete der LBV Anzeige gegen Unbekannt. Die Ermittlungen wurden allerdings ohne Ergebnis Anfang August eingestellt.

Halbverendeter Jungvogel gerettet

Uhu mit Huhn vergiftet | © LBV © LBV
Das Huhn wurde an der Brust mit Carbofuran präpariert, was auch im Uhu nachgewiesen wurde.

Beim verendeten Uhu handelt sich um ein erwachsendes Weibchen. Da der Vogel einen ausgeprägten Brutfleck an der Brust aufweist, machte sich der LBV auf die Suche nach möglichen Jungtieren. "Wir entdeckten prompt einen halbverhungerten Jungvögel, den wir sofort zur Pflege in unsere LBV-Vogelauffangstation nach Regenstauf gebracht haben", erklärt Christoph Bauer. "Aller Voraussicht nach wird er überleben und ist nur knapp dem Tod durch Verhungern entgangen", so Bauer weiter. Der Uhu ist in der Roten Liste Deutschland und Bayern als gefährdete Art eingestuft und nach Bundesnaturschutzgesetz und europäischem Recht besonders geschützt.

Erst Mitte Mai wurden vier abgeschnittene Luchspfoten entdeckt - ebenfalls in der Oberpfalz. "Dieser erneuter Akt der Umweltkriminalität ist ein weiterer absoluter Skandal", so Schäffer. Der LBV fordert das bayerische Innenministerium deshalb neuerlich dazu auf, endlich eine Spezialeinheit einzurichten, die gezielt gegen derartige Umweltverbrechen vorgeht. "Wir brauchen ein kleines Team von Experten, das gut ausgebildet und jederzeit verfügbar ist und sich sofort nach Bekanntwerden um derartige Fälle kümmern muss", erklärt der LBV-Vorsitzende weiter.

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© Dr. Christian Stierstorfer

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