Fränkischer Sommergast auf dem Rückzug

Weniger Ortolane in Mainfranken – LBV zieht Bilanz der Brutsaison 2022

In der mainfränkischen Agrarlandschaft macht sich der Ortolan jetzt im Spätsommer auf für seine lange Rückreise in den Süden. Mehr als 4.000 Kilometer legt der gerade einmal 20 Gramm schwere Singvogel auf dem Weg in die Überwinterungsgebiete im Senegal, in Gambia oder Guinea zurück. Wir ziehen im Artenhilfsprogramm Ortolan Bilanz zu den Brutergebnissen 2022.

Ortolan | © Frank Derer © Frank Derer
Der Ortolan wird in Bayern immer seltener

Immer weniger Ortolane in Bayern

Der Ortolan ist im doppelten Sinne auf dem Rückzug. Seine letzte Population in Süddeutschland schrumpft nämlich dramatisch. Die sinkenden Bestandszahlen schwächen die sowieso schon stark gefährdete Ammernart. Der Ortolan kommt in Bayern mit insgesamt etwa 100 Brutpaaren nur noch in den Landkreisen Schweinfurt, Kitzingen, Würzburg und Neustadt an der Aisch vor.

Diese auf Getreidefeldern brütende Vogelart unterstützen wir in einem Artenhilfsprogramm seit Jahren. Gemeinsam mit mehr als 80 Landwirtinnen und -wirten setzen wir konkrete Schutzmaßnahmen um: Extensiv bewirtschaftete Getreidestreifen, Blühmischungen, aber auch kleinflächiger Kartoffel- oder Kohlanbau sollen dem Ortolan helfen, Nahrung und Brutplätze zu finden.

Männlicher Gesang für die Ortolan-Weibchen

Ortolan | © Markus Glaessel © Markus Glaessel
Ortolane locken ihre Weibchen mit auffälligen Gesängen

Mit seinem Gesang markiert der Ortolan sein Revier, am liebsten in Nachbarschaft zu anderen Sängern. Der männliche Ortolan als standorttreuer Vogel kehrt immer wieder an denselben Ort zurück. Im jährlichen Bestandsmonitoring erfassen wir die Männchen, gut erkennbar durch ihren auffälligen Gesang. Das Singen in Gemeinschaft erhöht die Attraktivität gegenüber den weiblichen Vögeln. Doch über die Ortolan-Damen ist kaum etwas bekannt. Die Ortolan-Weibchen sind so gut im Feld versteckt und verhalten sich so heimlich, dass sie im Rahmen des Projekts nicht systematisch erfasst werden können. Das Weiterbestehen der heimischen Population hängt jedoch stark von den Weibchen ab. Denn der schönste Gesang allein bringt keine Jungvögel hervor.

Ernüchternde Bilanz im Frühsommer 2022

Während des Frühsommers 2022 wurden gemeinsam mit fünf Praktikant*innen Daten über die Anwesenheit und den Bruterfolg von Weibchen gesammelt, doch die vorläufige Bilanz ist ernüchternd. Wir haben vorab mit einem Überschuss an Männchen gerechnet, aber dennoch auf deutlich mehr Weibchen gehofft. Bei kleinen Populationen kann diese Entwicklung den Trend zum Aussterben beschleunigen. Auch war in diesem Jahr bei den Männchen ein deutlicher Rückgang festzustellen. Im Vergleich zum Vorjahr fehlten über 20 Prozent der Sänger.

Der Ortolan braucht unsere Unterstützung

Obwohl das Wetter in der diesjährigen Brutsaison durch Trockenheit und Wärme deutlich günstiger war als in den letzten beiden Jahren, werden die Bruten von 2022 dieses dokumentierte Defizit leider nicht ausgleichen. Da es dieses Jahr weniger Feldmäuse gab, gerieten die ohnehin raren Ortolan-Bruten und andere Kleintiere verstärkt ins Visier von Fressfeinden wie Füchsen und Greifvögeln. Das ist ein normaler Bestandteil natürlicher Kreisläufe und kann auch immer wieder zu Schwankungen im Bestand einer kleinen Singvogelart führen. Einer vom Aussterben bedrohten Art wie dem Ortolan kann dies jedoch zum Verhängnis werden. Der Bestand ist zu klein, um diese Lücke aus eigener Kraft zu füllen. Der Erhalt des Ortolan ist deshalb weiterhin vom gemeinsamen Einsatz aus Landwirtschaft und Artenschutz abhängig.

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© Ralph Sturm

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