Es piept in Bayern: Vogelnachwuchs unterwegs

LBV appelliert: Jungvögel brauchen selten Hilfe – Katzen jetzt zeitweise im Haus lassen

Zurzeit zwitschert und tschilpt es in Hecken, Sträuchern und Nistkästen in ganz Bayern. Die ersten Vogeljungen verlassen bereits das schützende Nest und sitzen scheinbar hilflos auf der Wiese oder im Geäst. So erreichen uns derzeit vermehrt Anfragen von besorgten Vogelfreundinnen und -freunden, die vermeintlich in Not geratenen oder verlassenen jungen Vögeln helfen wollen. Der LBV rät hier erstmal zur Vorsicht.

Hausrotschwanz Jungvogel | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
Dieser junge Hausrotrotschwanz hat bereits sein Nest verlassen und erscheint etwas hilflos. Jungvögel werden jedoch weiterhin von ihren Eltern versorgt.

Die Vogeljungen sind unerfahren und im Fliegen noch ungeübt, deshalb wirken sie oft hilflos. Sie werden jedoch weiterhin von ihren Eltern versorgt und gefüttert. Wir bitten daher, diese halbflüggen, bereits vollständig befiederten Vögel, so genannte Ästlinge, einfach sitzen zu lassen, solange sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr, wie zum Beispiel durch Straßenverkehr oder Katzen, befinden. Weitere hilfreiche Tipps und ein kostenloses Faltblatt gibt es unter www.lbv.de/vogel-gefunden.

Was bedeutet das Piepsen?

Rotkehlchen füttert juvenile Blaumeisen | © Hans-Joachim Fünfstück © Hans-Joachim Fünfstück
Mit sogenannten Standortlauten rufen Jungvögel außerhalb der Nester nach ihren Eltern und werden weiter versorgt. Hier werden jungen Blaumeisen von einem Rotkehlchen gefüttert.

Beim Spaziergang oder im eigenen Garten entdecken Bürgerinnen und Bürger jetzt manchmal Jungvögel, die vermeintlich alleingelassen und hilflos im Gebüsch oder auf der Wiese hocken und laut piepsen. Sie rufen jedoch nicht um menschliche Hilfe, sondern halten mit diesen sogenannten Standortlauten Kontakt zu ihren Eltern, um gefüttert zu werden.

Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits bevor sie fliegen können. Dazu zählen nicht nur typische Nestflüchter wie viele Entenvögel, Fasane oder Kiebitze, sondern auch einige Singvogelarten, Greifvögel und Eulen.

Bitte die Jungvögel unbedingt an Ort und Stelle lassen. Greift der Mensch in dieser sensiblen Phase ein und nimmt ein Jungtier in Obhut, unterbricht er die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel. Vogeleltern suchen bis zu 24 Stunden lang nach ihren verlorengegangenen Jungen. Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn sie nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht von einem Altvogel gefüttert wurden oder äußerlich verletzt sind.

Vogel gefunden - was tun?

Gimpel Nestlinge | © Geidel Christiane © Geidel Christiane
Diese Gimpel Nestlinge sind noch unbefiedert - sollten sie aus dem Nest fallen, kann man sie einfach zurücksetzen.

Droht den flauschigen Federbällen unmittelbare Gefahr, zum Beispiel durch Katzen oder Straßenverkehr, können sie ohne Probleme kurz aufgenommen und an einem geschützten Ort in direkter Nähe des Fundortes, in Hörweite zu den Vogeleltern, abgesetzt werden. Am besten setzt man sie in eine Astgabel oder einen Busch. Anders als bei, zum Beispiel, Rehkitzen nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese von einem Menschen berührt wurden.

Handelt es sich um einen Nestling, also einen noch unbefiederten Vogel, kann dieser - sofern erreichbar - in sein Nest zurückgesetzt werden. Der LBV stellt klar: Jungvögel sind Wildtiere, sie dürfen nur vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie verletzt, krank oder tatsächlich hilfsbedürftig sind. Ansonsten liegt ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz vor. Die einfache Grafik unter www.lbv.de/vogel-gefunden hilft bei der Entscheidung, ob ein Jungvogel Hilfe braucht und wen man im Notfall kontaktieren kann.

Tipps zur Hilfe von Jungvögeln

Amsel Altvogel mit Jungvogel | © Hans-Joachim Fünfstück © Hans-Joachim Fünfstück
Im dornigen Busch findet die junge Amsel Schutz vor Katzen.

Dass Jungvögel außerhalb ihres Nestes auch natürlichen Feinden zum Opfer fallen, ist ein Vorgang, an den die Natur und die Vogelbestände angepasst sind. Hauskatzen hingegen sind keine heimischen Wildtiere, sie wurden vom Menschen domestiziert. Als Beutegreifer jagen sie allerdings ebenfalls Vögel. Wer Katzen besitzt, sollte seinen Stubentiger daher für einige Tage – wenigstens in den Morgen- und Abendstunden – im Haus halten, gerade wenn Jungvögel im Garten oder in der Nachbarschaft unterwegs sind. Da die Jungvögel noch nicht richtig fliegen können, sind sie eine leichte Beute.

Umso wichtiger ist es, ihnen sichere Rückzugsorte zu bieten. Wer den Vögeln helfen möchte, sollte ihre Lebensräume schützen. Dazu kann jeder etwas beitragen - etwa indem er den Garten naturnah gestaltet, mit abwechslungsreichen, heimischen Pflanzen. Vögel finden dort Beeren und Insekten als Nahrung und können sich in dornigen Büschen gut verstecken.

Jungvögel bis in den Sommer zu beobachten

Sind die jungen Vögel alle ausgeflogen, sind die Vogeleltern noch lange nicht fertig. Nach einer kurzen Verschnaufpause starten viele Vogelarten mit einer zweiten und oft sogar dritten Brut. Die Brutsaison beschränkt sich nicht nur auf den Frühling. Einige unserer Gartenvögel, wie Kohlmeise, Rotkehlchen und Amsel, brüten bis zu dreimal in einem Jahr und das dauert bis in den August hinein. Wer einen Nistkasten im Garten hat, muss diesen nach der ersten Brut nicht säubern. Viele Vögel bauen ein neues Nest auf das alte drauf. Am besten wartet man mit dem Reinigen bis in den Herbst, wenn bestimmt kein Singvogel mehr brütet.

Zurück

© Verena Rupprecht

Wir schützen Gelege, beraten die Landwirtschaft und stellen Zäune zum Schutz vor Fressfeinden auf. Unterstützen Sie unsere Feldvögel!

Alle Nachrichten zum Naturschutz in Bayern

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz