Update zum Vogelsterben in Bayern
Erreger von Blaumeisensterben festgestellt - Todesursache bei anderen Singvögeln noch nicht geklärt
Der Erreger des mysteriösen Meisensterbens steht fest: Es ist ein Bakterium namens Suttonella ornithocola, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht. Seit Anfang März erreichen uns vermehrt Meldungen zu krank wirkenden Vögeln. Über die Meldeplattform des NABU, dem bundesweiten LBV-Partner, sind bereits über 1.500 tote oder kranke Vögel aus dem Freistaat gemeldet.
Neben Blaumeisen haben die Bayern auch andere Vogelarten wie Rotkehlchen, Goldammer und Gimpel auffällig oft gemeldet. Es ist wahrscheinlich, dass nicht alle gemeldeten Blaumeisen in Bayern und vor allem nicht die anderen Vogelarten an dem gefundenen Erreger Suttonella ornithocola erkrankt und verstorben sind.
In der Vogelwelt kursieren immer mehrere Bakterien oder Viren, an denen Vögel erkranken und sterben können. Um mehr über das bayerische Vogelsterben herauszufinden, rufen wir weiterhin dazu auf, kranke und offensichtlich an Krankheit verstorbene Vögel an unseren bundesweiten Partner NABU unter www.NABU.de/meisensterben zu melden.
Bisher kein Nachweis des Erregers in bayerischen Blaumeisen
Der bei Meisen aus den besonders betroffenen Bundesländern, wie zum Beispiel Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen, festgestellte Erreger Suttonella ornithocola tötet nach jetzigem Wissensstand fast ausschließlich kleine Meisenarten. Das Bakterium ist erst seit 1996 aus Großbritannien bekannt.
Im April 2018 wurde Suttonella ornithocola erstmals bei mehreren Meisen im südlichen Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Neu für diesen Erreger ist das massenhafte überregionale Auftreten in diesem Jahr, das auch Luxemburg und Belgien betrifft. Die Todesfälle von Blaumeisen sind auffällig, da die Art besonders häufig in den bayerischen Gärten vorkommt. Aber auch andere Meisenarten, wie Tannen- oder Sumpfmeise, seltener auch die größere Kohlmeise können erkranken.
Bayern liegt nicht im Hauptverbreitungsgebiet der neuen Vogelkrankheit und bisher gibt es auch keinen Nachweis des Erregers in einer bayerischen Blaumeise. Ob die gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit dem neuen Erreger stehen, muss deshalb noch weiter untersucht werden.
Weiter Vogelarten in Süddeutschland betroffen?
Die Meldungen aus Süddeutschland deuten darauf hin, dass noch weitere Vogelkrankheiten kursieren, die insbesondere Finkenarten, aber nicht Grünfinken, betrifft. In Bayern scheinen Finkenarten, wie Stieglitz oder Buchfink zu erkranken. Vermehrt werden uns auch andere kleine Singvogelarten, wie Rotkehlchen, Gimpel oder Goldammern gemeldet.
Die kranken Vögel verhalten sich apathisch und flüchten nicht bei Annäherung. Sie atmen schwer, sind aufgeplustert und suchen Wärme. Zudem sterben die Vögel meist innerhalb kurzer Zeit.
Wer Tiere mit den genannten Symptomen beobachtet, kann sie nach dem Tod zur Untersuchung einschicken. Wichtig ist, dass es sich um möglichst erst kürzlich verstorbene Vögel handelt mit augenscheinlichen Krankheitsanzeichen. Eine genaue Anleitung und die Anschrift des Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg gibt es unter weiter unten.
Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Dennoch wird zum Hantieren mit toten Tieren grundsätzlich Vorsicht und das Verwenden von Handschuhen empfohlen.
Social Distancing auch für Vögel
Ein Effekt des Corona-Lockdowns, der gewiss eine Rolle spielt, ist das gestiegene Interesse der Menschen an der Natur und Tierwelt vor ihrer Haustüre.
Viele Menschen schenken der heimischen Vogelwelt durch die Corona-Ausgangsbeschränkungen mehr Aufmerksamkeit, sodass tote Vögel aktuell auch häufiger entdeckt und uns gemeldet werden. So beziehen sich rund ein Drittel der bayerischen Meldungen auf andere Vogelarten außer Meisen.
Wer in seiner Umgebung nun erkrankte oder mehrere tote Vögel findet, sollte Anziehungspunkte wie Futter- oder Badestellen umgehend entfernen.
Social Distancing hilft auch bei Vogel-Seuchen Ansteckungen zu reduzieren. Wer die Vögel unterstützen will, sollte gute Bedingungen für die Brutzeit bieten und einen naturnahen, vogelfreundlichen Garten mit viel Nahrung für hungrige Jungvögel anlegen.
Wie stark die Meisenbestände von der für Deutschland neuen Vogelkrankheit betroffen sind, werden die Ergebnisse der großen LBV- und NABU-Gartenvogelzählung „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis 10. Mai zeigen.