Erneut Bach in EU-Schutzgebiet abgebaggert
Unbekannte haben im Landkreis Forchheim den Eggerbach massiv beschädigt – BN hat Anzeige gestellt – LBV beurteilt Schäden als kaum wiederherstellbar
Nachdem vor einigen Wochen bereits im Allgäuer Rappenalptal ein Bachlauf in einem streng geschützten Naturschutzgebiet ohne Genehmigung zerstört wurde, ist ein ähnliches Vergehen im nördlichen Landkreis Forchheim entdeckt worden. Dort wurden durch Baggerarbeiten rund 25 Meter des Eggerbachs zerstört, dessen Sinterbecken und -terrassen als einzigartiger Lebensraum für geschützte Tiere und Pflanzen dienen und deswegen in einem sogenannten FFH-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) durch europäisches Recht streng geschützt sind.

Massiver Eingriff ohne Genehmigung
Auch hier handelt es sich um einen nicht genehmigten, massiven Eingriff in einen besonders geschützten Lebensraum. Auch dieser Naturfrevel hat wohl einen unwiederbringlichen Schaden angerichtet, so die erste Einschätzung der LBV-Quellenexpertin Eva Schubert. Wer dafür verantwortlich ist, ist bisher noch nicht bekannt. Der BUND Naturschutz hat bereits Strafanzeige gestellt.
Strenge Schutzvorschriften übergangen

Die von der Zerstörung betroffenen, sogenannten Kalktuffquellen genießen als prioritärer Lebensraum besonders strenge Schutzvorschriften innerhalb der EU. Durch bislang ungeklärte Umstände ist jedoch im November ein ungefähr 25 Meter langer Abschnitt des Bachlaufes ausgebaggert worden.
Auf diese Weise wurde der Lebensraum des Naturdenkmals nachhaltig gestört und die Fläche teilweise sogar komplett zerstört. Vertreter der Naturschutzverbände LBV und des BN haben sich deshalb vor Ort getroffen, um sich ein Bild von der Lage zu machen und die Schäden zu dokumentieren.
Anzeige wegen Beschädigung eines Naturdenkmals
Die BN-Ortsgruppe Hallerndorf-Eggolsheim hat in den letzten eineinhalb Jahren an der Quelle des Eggerbaches bereits einige bedenkliche Vorgänge dokumentieren können. „Der jetzige Eingriff in den Bachlauf ist allerdings besonders gravierend. Leider wissen wir nicht, wer dafür verantwortlich ist. Für uns war es daher zwingend nötig, die Vorgänge auch anzuzeigen. Wir hatten auf der Fläche bereits einen Termin mit der Polizei und der unteren Naturschutzbehörde“, erklärt Edi Zöbelein von der BN-Ortsgruppe.
Die Sinterterrassen im Eggerbach sind als Naturdenkmal nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 28) besonders geschützt und liegen außerdem in einem europäischen FFH-Schutzgebiet. Die Beseitigung, Beschädigung oder Zerstörung eines Naturdenkmals ist gesetzlich verboten.
„Wir möchten an dieser Stelle nochmals klarstellen, dass wir in dieser Sache Aufklärung haben möchten. Die Zeiten, in denen solche Frevel an der Natur unter den Teppich gekehrt werden können, sind vorbei“, so Zöbelein weiter.
Lebensraum lässt sich wohl nicht wieder herstellen
Aufgrund einer Quellrenaturierungsmaßnahme vor zwei Jahren in unmittelbarer Nähe ist die LBV-Biologin Eva Schubert eine Gebietskennerin des einzigartigen Lebensraums am Eggerbach: Durch die mutwillige Zerstörung der gewachsenen Sinterstrukturen ist ein massiver Schaden entstanden. „Es ist ungewiss, ob sich der Bachlauf an dieser Stelle nochmal erholen kann. Der Bach wurde regelrecht kanalisiert.
Lebensraum für bedrohten Feuersalamander nachhaltig gestört

Auf diese Weise wird auch der Lebensraum von Insekten oder dem hier nachgewiesenen Feuersalamander nachhaltig gestört”, so die LBV-Quellenexpertin Schubert. Durch das illegale Abbaggern ist die Fließgeschwindigkeit an diesem Teilabschnitt des Bachs nun deutlich erhöht, doch gerade die Larven des streng geschützten und in Bayern vom Aussterben bedrohten Feuersalamanders benötigen Stillwasserzonen in Bächen und Quellen.
„Der Verlust solcher Strukturen ist einer der Hauptgründe für die Gefährdung des Feuersalamanders. Der jetzt zerstörte Teil des Bachlaufes war in Fachkreisen dafür bekannt, dass man in den Sinterbecken stets Feuersalamanderlarven vorfinden konnte“, ergänzt Schubert abschließend.
Hintergrund
Die Sinterterrassen im Eggerbach nördlich von Tiefenstürmig (Lkr. Forchheim) sind ein Naturdenkmal und liegen im FFH-Gebiet „Albtrauf von der Friesener Warte zur Langen Meile“. Auf einer Strecke von rund 900 Metern haben sich in dem Geotop im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Tuffkaskaden gebildet. Die Entstehung solcher Kaskaden setzt einen bestimmten Prozess voraus, bei dem durch die Ausfällung von Kalktuff diese schönen Strukturen über Jahrzehnte hinweg entstehen.
