Endergebnis Stunde der Wintervögel 2022: Diese Wintervögel sind typisch für Bayerns Gärten

Rückkehr der Meisen – Buntspecht in jedem zweiten bayerischen Garten zu Gast - Spatz wieder auf Platz 1

Seit vier Jahren fliegt der Haussperling in Bayern auf den ersten Platz bei der „Stunde der Wintervögel“ von uns und dem NABU, obwohl er europaweit im Bestand abnimmt. Auf den Spitzenreiter Spatz folgen Kohlmeise (2.) und Feldsperling (3.). Insgesamt haben die über 34.300 bayerischen Teilnehmer*innen aus mehr als 24.100 Gärten knapp 802.400 Vögel während des verlängerten Dreikönigswochenendes gezählt und uns gemeldet. Dies ist die zweitbeste Teilnahme in der 17-jährigen Geschichte der Mitmachaktion nach der Rekordbeteiligung von 40.400 Teilnehmer*innen während des Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr. Die Beteiligung in diesem Jahr zeigt, dass das große Interesse an der Natur vor der Haustür immer noch besteht.

Haussperling | © Tunka Zdenek © Tunka Zdenek
Das vierte Jahr in Folge belegt der Haussperling den Spitzenplatz bei der "Stunde der Wintervögel",

Wert der bürgerwissenschaftlichen Mitmachaktion

Die zahlreichen Meldungen geben uns einen guten Überblick über die typische Vogelwelt in einem bayerischen Garten im Winter. Je mehr Leute bei der Zählaktion mitmachen, desto besser werden unsere Daten. Im Schnitt wurden dieses Jahr 33 Vögel pro Garten gemeldet. Die Teilnehmer*innen der Mitmachaktion sehen damit rund zehn Vögel weniger als noch vor zehn Jahren in ihren Gärten. Der kontinuierliche Rückgang der Anzahl von Vögeln ist auch durch wissenschaftliche Studien und Monitoring-Programme belegt. Dass die bürgerwissenschaftlichen Daten diesen unerfreulichen Abwärtstrend widerspiegeln, zeigt den Wert unserer Mitmach-Aktionen.

Haussperling belegt Spitzenplatz

Haussperlinge | © Walter Reitstetter © Walter Reitstetter
In München gibt es im bundesweiten Vergleich sehr wenig Spatzen.

Den Spitzenplatz bei der „Stunde der Wintervögel“ belegt zum vierten Mal in Folge der Haussperling. In jedem zweiten Garten wurden durchschnittlich fünf Spatzen gezählt. Dass es dem Spatz in Bayern gut geht, kann man daraus jedoch nicht schließen. Vor allem in großen Städten sucht der gesellige kleine Vogel oft vergeblich nach geeigneten Brutplätzen in großer Zahl, ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten, wie Büschen oder Hecken. So hat München mit durchschnittlich nicht einmal einem Spatz pro Zählort die niedrigste Haussperlings-Dichte im bundesweiten Vergleich. Bayernweit am wohlsten fühlt sich der kleine gesellige Vogel in den drei Landkreisen Kitzingen, Schweinfurt und Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim.

Bestandserholung bei Amsel und Blaumeise

Amsel | © Wolf Hosbach © Wolf Hosbach
Der Bestand der Amseln scheint sich nach den Todesfälle durch das Usutu-Virus im Jahr 2018 zu erholen.

Das Endergebnis der Mitmachaktion zeigt auch, dass unsere häufigsten Wintervögel die Amsel und die Kohlmeise sind. Sie wurden in 9 von 10 Gärten beobachtet. Der Bestand der Amseln scheint sich seit dem Einbruch im Jahr 2018, der wohl auf Todesfälle durch das Usutu-Virus zurückgeht, weiterhin zu erholen. Neben der Kohlmeise wurde auch ihre kleinere Verwandte, die Blaumeise, im Vergleich zum Vorjahr wieder in ihrer üblichen Anzahl aus den Gärten gemeldet. Der Bestandseinbruch aus 2021 kann verschiedene Ursachen gehabt haben. Das Bakterium Suttonella ornithocola löste im Frühling 2020 in weiten Teilen Deutschlands eine Epidemie bei kleinen Meisenarten aus und führte zu teils starken Abnahmen in manchen Populationen. Diese sind aber scheinbar wieder erfolgreich ausgeglichen.

Mehr Waldvögel im Garten

Buntspecht | © Elvira Kraus © Elvira Kraus
Fast in jedem zweiten bayerischen Garten wurde ein Buntspecht gesichtet.

Überraschend viele Meldungen sind heuer vom Buntspecht eingegangen. Aus fast jedem zweiten Garten Bayerns wurde der schwarz-weiße Waldvogel gemeldet. Dies kann an dem reichlichen Angebot an den Futterhäuschen im Siedlungsraum liegen oder an einem Nahrungsmangel im Wald. Wenn die Vögel sehr erfolgreich brüten, kann es sein, dass die gewachsene Population im Winter im Wald nicht genug Nahrung findet und deshalb in unsere Gärten ausweicht. Auch eine Zuwanderung aus anderen, vor allem nördlichen Regionen oder das Ausbleiben dieser Einflüge kann die jährlichen Schwankungen erklären. Ähnliche jährliche Bestandsschwankungen sind bei Eichelhäher und Kleiber, zwei weiteren Waldvogelarten, zu erkennen.

Die typischen Vogelarten Bayerns

Rotkehlchen | © Claudia Jannetti © Claudia Jannetti
Das Rotkehlchen ist in der Hälfte der bayerischen Gärten zu finden.

Wie sieht also der typische Vogelgarten Bayerns im Winter aus? Amsel, Kohlmeise und Blaumeise trifft man in mehr als dreiviertel der Gärten an. In der Hälfte der Gärten fliegen Haus- und Feldsperling, wie auch Rotkehlchen, Buchfink, Elster und heuer auch wieder der Buntspecht an die Futterstellen. Auch Kleiber und Grünfink sind häufig anzutreffen, obwohl letzterer Vogel seit Jahren im Bestand zurückgeht.

Gesamtergebnis Bayern

Auf das Spitzentrio aus Haussperling, Kohlmeise und Feldsperling folgen Amsel (4.) und Blaumeise (5.). Seit acht Jahren sind dies die häufigsten Vogelarten in Bayerns Gärten. Der Buchfink landet auf Rang 6 und hält damit im Vergleich zum Vorjahr seine Platzierung. Die Plätze 7 und 8 belegen Grünfink und Elster. Buntspecht und Rabenkrähe schließen die bayernweite Top Ten ab. Dieses Jahr gab es keine Einflüge nordischer Wintergäste. So wurden Erlenzeisige (13.), Wacholderdrosseln (22.) und Bergfinken (25.) deutlich weniger häufig gemeldet als in den Jahren zuvor.

Regionale Unterschiede

Die meisten Vögel bekamen mit knapp 40 gefiederten Gästen pro Garten die Teilnehmer*innen in Niederbayern zu sehen, gefolgt von 36 Vögeln pro Garten in der Oberpfalz. Auch in Schwaben, Ober- und Unterfranken haben die Teilnehmer*innen mit 35 bzw. 34 pro Garten mehr Vögel als der bayerische Durchschnitt von 33 gezählt. Die Teilnehmer*innen in den am dichtesten besiedelten Regierungsbezirken Bayerns, Mittelfranken (32) und Oberbayern (29), zählten im Schnitt pro Garten weniger gefiederte Gäste als andere bayerische Vogelfreund*innen.

Die nächste Vogelzählung findet vom 13. bis 15. Mai 2022 statt. Dann werden bei der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.

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© Ralph Sturm

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