Endergebnis Stunde der Wintervögel 2019: Haussperling erobert ersten Platz
Amsel hält sich gut – Grünfink weiter rückgängig – Stunde der Wintervögel auch in Tschechien voller Erfolg
Zum ersten Mal seit sieben Jahren landete der Spatz (Haussperling) im Freistaat wieder auf Platz 1 bei der 14. „Stunde der Wintervögel“ von LBV und NABU. Insgesamt haben rund 30.500 bayerische Teilnehmer über 827.600 Vögel bei der Mitmachaktion gemeldet. Die vielen Teilnehmer zeigen uns, wie groß das Interesse an der heimischen Natur ist, und darüber freuen wir uns sehr.
Denn je mehr Menschen mitmachen, desto besser wird die statistische Aussagekraft der Ergebnisse. Als besonderer Wintergast besuchte der Erlenzeisig Bayern in großer Anzahl und überraschte viele Gartenbesitzer. Auffällig sind dieses Jahr die geringeren Zahlen der Meisen. So landete die letztjährige Erstplatzierte, die Kohlmeise, nur auf Platz 3, und die Blaumeise auf Platz 5. Den zweiten Platz sicherte sich der Feldsperling. Trotz trockenem Sommer und Usutu-Virus belegt die Amsel einen soliden Platz 4. Der Grünfink erreicht dieses Jahr sein bisher schlechtes Ergebnis mit Platz 8.
Weniger Meisen und Waldvögel gezählt als sonst
Erstmals seit 2012 belegt der Haussperling wieder den Spitzenplatz bei der Stunde der Wintervögel. Der Spatz hatte letztes Jahr aufgrund des trockenen Sommers einen guten Bruterfolg. Die Jahre zuvor hatte der beliebte Allerweltsvogel dagegen eher Aufsehen erregt, weil er regional fehlte. Der zweitplatzierte Feldsperling zeigt, dass sich der einstige Agrarvogel immer öfter auch in den bayerischen Gärten heimisch fühlt.
Die Kohlmeise, 2018 noch auf Platz 1, wurde dagegen weniger häufig gezählt und landete auf Platz 3. Grund dafür kann sein, dass es bis zum Zählwochenende aufgrund des milden Winters weniger Gäste aus dem Norden und Osten Europas nach Bayern gezogen hat. Außerdem fanden sie vor allem in den schneefreien Wäldern Nordbayerns noch genug zu fressen.
Besonders von den klassischen Futterhausbesuchern wie Kohlmeisen, Blaumeisen, Sumpf- und Tannenmeisen wurden deutlich weniger Tiere gezählt. Auch die Zahlen von Waldvögeln wie Kleiber, Eichelhäher, Buntspecht und Gimpel liegen heuer niedriger als im langjährigen Mittel.
Dank gutem Obstjahr vermehrt Drosseln gezählt
Auch die Drosseln haben von dem reich gedeckten Tisch in der Natur profitiert. Durch das ertragreiche Obstjahr 2018 und das immer noch vorhandene Streuobst haben wir vor allem die Wacholderdrossel häufiger in unseren Gärten beobachten können. So springt sie von ihrem letztjährigen Platz 29 dieses Jahr auf Platz 15.
Einflug von Erlenzeisig und Bergfink
Bereits am Zählwochenende haben sich zwei besondere Wintergäste angekündigt: Erlenzeisig und Bergfink. Während der Erlenzeisig bereits am Zählwochenende deutlich häufiger beobachtet wurde, hat sich der Einflug des Bergfinks erst langsam angekündigt.
Beiden Finkenarten verhalf der lange Sommer zu einem höheren Bruterfolg und somit zu mehr Jungvögeln in den Brutgebieten. Die winterliche Nahrungsknappheit führte dann zu einer Invasion von Erlenzeisigen aus Nord- und Osteuropa. Damit landete der kleine, gelbgrün-gestreifte Finkenvogel statt auf Platz 14 im Vorjahr nun sogar als sechshäufigster Vogel unter den Top 10.
Besonders häufig wurde er dabei im Südosten Bayerns beobachtet, wo es der Erlenzeisig in manchen Landkreisen wie Rosenheim oder Berchtesgadener Land sogar auf Platz 2 und 1 der häufigsten Vögel schaffte.
Keine Bestandseinbrüche bei der Amsel
Die Amsel schlägt sich tapfer und macht im Vergleich zum Vorjahr bayernweit sogar einen Platz gut. Auch wenn die Bedingungen für die Amsel letztes Jahr nicht ideal waren, hat sich ihr Bestand nicht dramatisch verschlechtert. Der befürchtete drastische Einbruch aufgrund des Usutu-Virus blieb damit aus.
Sorge um den Grünfink
Weit mehr Sorgen bereitet den Naturschützern der Grünfink. Jährliche Schwankungen sind normal, jedoch geht der Grünfink seit Jahren langsam aber stetig zurück. Zum ersten Mal seit Beginn der Zählaktion landet er dieses Jahr nur auf Platz 8. Hauptgrund für den Rückgang ist der einzellige Erreger „Trichomonas gallinae“, der vor allem in den Sommermonaten insbesondere Grünfinken befällt.
Aber auch die Veränderung in der Landwirtschaft, die immer weniger Erntereste und Wildblumensamen für die Finken bereithält, tragen zu dem Verlust bei. Jeder kann ihm nun helfen und beim Volksbegehren für mehr Artenvielfalt unterschreiben. Mehr Infos unter www.volksbegehren-artenvielfalt.de.