Ein wegweisendes Projekt: Bayerns erster Wintervogelatlas
Systematische Erfassung von Wintervögeln soll bisher unbekannte Daten liefern – LBV und OG suchen noch Kartierende
Der LBV und die Ornithologische Gesellschaft in Bayern (OG) rufen zur ersten umfassenden Kartierung der Wintervögel in Bayern auf. Nach einer erfolgreichen Testphase im vergangenen Winter beginnt nun die eigentliche Arbeit am Bayerischen Wintervogelatlas. In den Wintern 2024/25 und 2025/26 sollen Vögel systematisch auf der gesamten Landesfläche erfasst werden. Hunderte ehrenamtliche Ornithologinnen und Ornithologen sind involviert, um die Erfassung der Arten durchzuführen.
Zum ersten Mal erfassen wir die bayerische Vogelwelt im Winter flächendeckend. Unser Ziel ist es, mehr über die heimischen Vögel im Winter zu erfahren – besonders im Hinblick auf den Klimawandel und die zunehmende Veränderung der Landschaft. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds.
Veränderungen in der Vogelwelt
Es gibt Hinweise darauf, dass sich die immer milderen Winter auch auf die Vögel und ihr Vorkommen auswirken. So bleiben beispielsweise Stare und Hausrotschwänze zunehmend in Bayern, anstatt in den Süden zu ziehen. Grundlage dieser Annahmen sind unter anderem die Daten aus der beliebten LBV-Aktion „Stunde der Wintervögel“, bei der mehrere Tausend Bürgerinnen und Bürger seit 20 Jahren an einem Wochenende im Januar für eine Stunde die Vögel im Siedlungsraum zählen. „Um fundierte Aussagen über mögliche Veränderungen der bayerischen Vogelwelt treffen zu können, möchten wir nun eine systematische Erfassung der Vögel in allen größeren Lebensräumen bayernweit durchführen. Auch um Schutzmaßnahmen zu ergreifen, müssen wir erst einmal wissen, welche Art wo genau vorkommt“, erklärt Manfred Siering, Vorsitzende der OG. Denn abgesehen von der Verbreitung bestimmter Artengruppen, wie Wasservögeln, fehlen solche Daten aus dem Winter bisher. Vor allen Dingen häufige Arten, von der Amsel über den Star bis hin zum Zaunkönig, sind oft unterrepräsentiert. Genau hier setzt der Bayerische Wintervogelatlas an.
Ehrenamtliche Vogelkennerinnen und Vogelkenner sind dafür zwischen dem 15. November und dem 31. Dezember (Frühwinter) und zwischen dem 1. Januar und dem 15. Februar (Hochwinter) in einem Quadranten unterwegs, den sie sich ausgesucht haben. Diese Quadranten basieren auf der topografischen Karten Bayerns und sind immer etwa zehn Quadratkilometer groß. Jede Art, die in dem Gebiet gesehen oder gehört werden kann, wird auf einer Beobachtungsliste festgehalten.
In ihren Quadranten müssen die Ehrenamtlichen zwar nicht jeden Winkel nach Vögeln absuchen, alle relevanten Lebensräume in dem Gebiet wie Siedlungsbereich, Gewässer, Wald und Offenland sollten aber abgedeckt sein. Mit dem Projekt sind wir bundesweit Vorreiter. Bisher gibt es in Deutschland kein vergleichbares Projekt zur Erfassung der Vogelwelt im Winter. Die Daten, die wir damit sammeln, sind deshalb von großem Wert.
Aktiv werden im Artenschutz: Kartierende gesucht
Momentan suchen der LBV und die OG noch Ehrenamtliche, die Interesse haben, sich am ersten Bayerischen Wintervogelatlas zu beteiligten – besonders im Bayerischen Wald, dem Fichtelgebirge sowie in den Landkreisen Landshut, Pfarrkirchen, Passau und Traunstein. Das Projekt ist perfekt für alle, die sich gut mit der heimischen Vogelwelt auskennen, aber möglicherweise noch keine Erfahrung in der systematischen Erfassung haben. Verglichen mit anderen Kartierungsprojekten ist die Methodik recht einfach und bei Vorort-Terminen in ganz Bayern sowie online werden alle Ehrenamtlichen ausführlich geschult. Der zeitliche Aufwand liegt sowohl im Früh- als auch im Hochwinter bei mindestens fünf bis sechs Stunden. Wer Interesse hat, mitzumachen, findet alle Informationen unter: lbv.de/wintervogelatlas.