Ein bayerischer Charakterkopf braucht Schutz: neues Kiebitz-Projekt startet

LBV macht sich in zwei niederbayerischen Gebieten für den gefährdeten Vogel stark – Überregionaler Austausch geplant

Der schwarz-weiße Kiebitz ist mittlerweile aus seinen Überwinterungsgebieten im Mittelmeerraum nach Bayern zurückgekehrt. Allerdings ist er in den meisten Regionen des Freistaats selten geworden und gilt laut der Roten Liste bedrohter Tierarten als „stark gefährdet“. Der Rückgang des am Boden brütenden Vogels mit den metallisch schimmernden Flügeln steht beispielhaft für den Verlust der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft.

Kiebitz | © Hans Clausen © Hans Clausen
Der Rückgang des Kiebitz ist beispielhaft für den Verlust der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft.

Der Bestand in Bayern wird aktuell auf 6.000 bis 9.500 Brutpaare geschätzt (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt). Bundesweit bedeutet das eine Abnahme von fast 90 Prozent in den letzten 25 Jahren (Quelle: DDA). Deshalb starten wir jetzt das neue Projekt „Vanellus vanellus muss ein Bayer bleiben“, um sich für diese einst in Bayern weit verbreitete Art stark zu machen. In den Projektgebieten Donautal und Gäuboden sowie Isar- und Vilstal ist intensive, regionale Zusammenarbeit geplant. Zusätzlich soll es ein Forum für den überregionalen Austausch unter Kiebitz-Interessiertem aus ganz Bayern geben, damit bereits bestehende Schutzbemühungen und Erfahrungen besser miteinander verknüpft werden.

Rückgang des Lebensraums und weitere Gründe gefährden den Kiebitz

Kiebitz-Gelege mit Eiern | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Gerade der Verlust der Gelege bedroht den Kiebitz.

Noch vor 50 Jahren war das „Kiwit“ des Vogels mit der markanten, schwarzen Federhaube am Hinterkopf auf bayerischen Wiesen und Feldern häufig zu hören. Im Frühjahr konnten Naturbegeisterte die spektakulären Balzflüge des Kiebitzes vor allem im offenen Feuchtgrünland beobachten. Doch dieser Lebensraum ist in der modernen Landwirtschaft mittlerweile selten geworden. Obwohl sich der Kiebitz angepasst hat und mittlerweile vermehrt auf Ackerflächen anzutreffen ist, hat er einen zu geringen Bruterfolg.

Gründe für die sinkenden Bestandszahlen sind neben dem Rückgang des Lebensraums auch der Verlust von Gelegen bei der Bewirtschaftung. Außerdem gefährden Fressfeinde den Kiebitz. Auch Spaziergänger und Hunde können den Bodenbrüter stören. In der ausgeräumten Landschaft finden Kiebitze zudem immer weniger Nahrung, zu denen vor allem Insekten und deren Larven zählen.

Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz

Damit der Kiebitz nicht vollständig aus der bayerischen Kulturlandschaft verschwindet, sind umfangreiche Schutzmaßnahmen und Projekte nötig. Aus Sicht des LBV ist die Zusammenarbeit mit bayerischen Landwirt*innen hier zentral. Sie können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass der Kiebitz auf ihrem Land erfolgreich brütet. Verschiedene Regionalförderungen und die neuen Agrarumweltmaßnahmen bilden bereits einen breiten Katalog an Möglichkeiten für den Schutz des Kiebitzes.

Fördermittel allein reichen für einen erfolgreichen Schutz dieser gefährdeten Art aber nicht aus. Ebenso wichtig sind die Vernetzung verschiedener Akteuren, wie Naturschutz-Aktiven, Landbewirtschaftenden, Behörden und Jägerschaft, eine gezielte Aufklärung der Bevölkerung zu den Maßnahmen und den bayernweiten Austausch über den Erfolg regionaler Schutzbemühungen. Hier setzt das überregionale Projekt „Vanellus vanellus muss ein Bayer bleiben“ an, dass vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert wird.

Bayernweiter Austausch für den Kiebitz

In den zwei Projektregionen Donautal und Gäuboden sowie Isar- und Vilstal streben die Naturschützer*innen eine intensive Vernetzung der verschiedenen Akteure im Kiebitzschutz an. Gemeinsam werden Kiebitzpaare und Nester gesucht, in Absprache mit Landwirten und Landwirtinnen abgesteckt und Agrarumweltmaßnahmen, wie zum Beispiel das Brachlegen von landwirtschaftlichen Flächen, umgesetzt. Vor Ort wollen wir den Austausch zwischen Landwirtschaft und Naturschutz stärken, um eine Zusammenarbeit zu schaffen, die die Bedürfnisse beider Seiten anerkennt und berücksichtigt.

Die im Projekt gesammelten Erkenntnisse werden auch bei Informationsveranstaltungen und Workshops den Landwirt*innen und Aktiven im Naturschutz zugänglich gemacht. Zusätzlich entsteht ein überregionales Vernetzungsangebots für Kiebitz-Interessierte aus ganz Bayern. Auf dieser Plattform wird das gesammelte Wissen in Workshops und Seminaren weitergegeben, sodass Aktive ihre Erfahrungen austauschen können.

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© Ralph Sturm

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