Die Bayern wollen Geier

Umfrage zeigt positive Einstellung der Bevölkerung im Freistaat zur Rückkehr der mächtigen Greifvögel

Eine überwältigende Mehrheit der Bayern zeigt sich sehr aufgeschlossen gegenüber Geiern. Das ergab eine im Juni durchgeführte Online-Umfrage des LBV unter knapp 1.300 Teilnehmern. Über 90 Prozent gaben dabei an, sowohl dem Bart- als auch dem Gänsegeier positiv gegenüber eingestellt zu sein. Lediglich zwei Prozent gaben an, in möglichen Geiergebieten mit einem unangenehmen Gefühl unterwegs zu sein.

Bartgeier im Porträt | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Bartgeier

Stattdessen standen für viele Umfrage-Teilnehmer positive Bewertungen wie „Freude“, „Schönheit“ oder „Naturerlebnis“ zu den majestätischen Vögeln im Vordergrund. So kannten auch knapp drei Viertel der Befragten mindestens eine europäische Geierart.

Dies unterstreicht die große Bekanntheit der Vögel, obwohl über die Hälfte der Befragten in Europa selbst noch gar keine Geier gesehen hat. Wir haben die Umfrage im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur möglichen Freilassung von Bartgeiern in den bayerischen Alpen durchgeführt. Diese soll noch in diesem Monat vorgestellt werden.

Rückkehr der Geier würde auch Tourismus zugutekommen

Gänsegeier sitzt auf einem Stein, im Hintergrund ein Gewässer | © Frank Derer © Frank Derer
Gänsegeier

Da die Geierbestände in vielen Region der Welt – auch wegen gezielter Vergiftung – dramatisch abnehmen, möchten wir den Schutz der europäischen Geier aktiv unterstützen. Ziel der Umfrage war es, die Einstellung der bayerischen Bevölkerung zu Geiern abzufragen, um gezielte Öffentlichkeitsarbeit und spezifische Schutzmaßnahmen durchführen zu können.

Das Interesse an dieser faszinierenden Tiergruppe hat stark zugenommen, obwohl wir derzeit noch gar keine brütenden Geier oder standorttreue Vögel in Bayern haben. Das ursprünglich negative Image der Geier, das zu einer massiven Verfolgung und schließlich auch zur nationalen Ausrottung geführt hat, hat sich offenbar gewandelt.

Wie groß das Interesse der Bayern an Geiern ist, zeigt auch die Tatsache, dass knapp drei Viertel der Befragten gezielt in Bergregionen zum Urlaub fahren würden, wo Geier wiederangesiedelt oder freigelassen werden würden.

Unsere Bemühungen dem Bartgeier eine Rückkehr nach Deutschland zu ermöglichen würden also auch direkt dem Tourismus und somit den dortigen Gemeinden zugutekommen.

Geier sind völlig harmlos

Ein Bartgeier fliegt am blauen Himmel | © Bruno Barthem © Bruno Barthem
Geier am Himmel zu beobachten ist ein faszinierendes Erlebnis

Zahlreiche Teilnehmer der Umfrage sehen auch praktische Vorteile von Geiern im Freistaat: Gefallenes Wild und Nutztiere könnten Verwertung finden und müssten nicht über weite Wege, zum Teil mit dem Hubschrauber, abtransportiert und so der Natur entzogen werden.

Für viele Befragte ist der Bartgeier auch direkt mit der Biodiversität in den Alpen verbunden. Sein Schicksal der Ausrottung und eine erfolgreiche Wiederansiedlung stünde somit auch symptomatisch für den Artenschutz in den Alpen. Dazu werden die Vögel als „Hauch von Wildnis“ und Teil eines intakten Ökosystem gesehen.

Den wenigen geäußerten Bedenken im Zusammenhang mit einer Rückkehr des Bartgeiers und eine damit verbundene Angst vor Schäden bei Nutztieren auf Almflächen wie Schafe oder Ziegen, möchten wir mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit unter Einbindung der lokalen Landnutzer begegnen.

Wir wollen Vorurteile abbauen. Geier sind nämlich völlig harmlos, weil sie auf Aas spezialisiert sind. Sie fressen Kadaver und töten keine lebendigen Tiere. Werth ist auch Gebietsbetreuer in den Allgäuer Hochalpen, wo er im Laufe dieses Jahres mehrfach längere Einflüge von österreichischen Bartgeiern beobachten konnte.

Dabei sind wir auch auf Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen. Wer einen Geier sieht, soll diesen in jedem Fall fotografieren und melden. E-Mailadresse für Meldungen:

Auch gezielte Freilassungen werden befürwortet

In Bezug auf die anstehende Veröffentlichung der LBV-Machbarkeitsstudie zur möglichen Wiedereinbürgerung des Bartgeiers in Deutschland fallen die Reaktionen der Umfrage ebenfalls sehr positiv auf. Fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer würden es begrüßen, wenn sich nicht nur eine natürliche Einwanderung von Geiern in Bayern durch sich ausbreitende Brutbestände ergäbe, sondern sie befürworten grundsätzlich auch eine gezielte Freilassung von Geiern im Freistaat.

Freilassungen von Bartgeiern können Bestände stützen und erweitern, weil etwa 85 Prozent der freigelassenen Vögel bis zur Geschlechtsreife wieder ins Freilassungsgebiet zurückkommt.

Hintergrund

Die Machbarkeitsstudie wird gefördert von der Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds und der HIT-Stiftung

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© Ralph Sturm

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