Chance für den Spessart nicht verspielen

LBV warnt vor Aus für die Biosphärenregion Spessart – Überzogener Streit um Kernfläche lähmt den Prozess

Nach den Spekulationen über ein mögliches Ende der Planungen für eine Biosphärenregion im Spessart zeigen wir uns tief besorgt darüber, dass der bisher vielversprechende Prozess durch politische Kurzschlussaktionen gefährdet werden könnte. So war zuletzt von einigen Politikern vielfach polemisch über die benötigten drei Prozent nutzungsfreie Kernfläche diskutiert worden. „Besonders irritieren uns die wiederholten abwertenden Äußerungen von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Damit reißt er Gräben auf, statt zu vereinen. Mit zugespitzten und verkürzten Aussagen ist der Debatte nicht geholfen“, moniert der LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer.

Wälder im Spessart | © Thomas Staab © Thomas Staab
Die Wälder im Spessart sind von besonderer Bedeutung.

Wir erwarten, dass bei den anstehenden politischen Entscheidungen, wie am 21. Juli im Kreistag von Aschaffenburg, eine Fortführung des Prozesses zur Biosphärenregion beschlossen wird. Aus unserer Sicht müsse die Landespolitik den Prozess vor Ort konstruktiv und positiv begleiten. „Da ist es schon erstaunlich, wie man hundert Prozent der Zeit über gerade mal drei Prozent der Fläche sprechen kann“, so der LBV-Vorsitzender. „Wir sind überzeugt, dass es auch für die Kernfläche Lösungen gibt, sofern der politische Wille dazu vorhanden ist“, sagt Schäffer weiter. Wir kritisieren, dass von verschiedenen Seiten immer wieder ein falsches Bedrohungsszenario an die Wand gemalt werde. Dadurch könnte der irreführende Eindruck entstehen, dass eine Holznutzung im Spessart zukünftig nicht mehr möglich wäre.

Neue Zukunftsperspektiven für den Spessart

Zentraler Punkt der Spekulationen über ein vorzeitiges Ende der Bemühungen ist die Frage, ob ausreichend Flächen für die drei Prozent nutzungsfreie Kernzone des Gebiets zur Verfügung gestellt werden können. Diese Thematik hat bereits in den vergangenen Monaten den gesamten Diskurs über die Biosphärenregion dominiert. Dabei liegt die Lösung auf der Hand: „Die Staatsforsten könnten einfach ihrerseits noch genauso viel Fläche zur Verfügung stellen wie bisher die Kommunen, um so ganz schnell die Kernzone der Biosphäre zu erreichen“, schlägt Norbert Schäffer vor. „Das Signal aus der Region ist doch eindeutig. Zahlreiche Kommunen haben sich bereits für das Projekt ausgesprochen und sie repräsentieren die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger vor Ort“, so der LBV-Vorsitzende weiter.

Der LBV hofft, dass die Kommunalpolitik diese einmalige Chance ergreift und dem Spessart neue Zukunftsperspektiven eröffnet. „Eine Biosphärenregion ist eine einzigartige Entwicklungschance für den Spessart, die neue Perspektiven für Menschen, Natur, Wirtschaft und nachhaltigen Tourismus schafft“, sagt Schäffer.

Hintergrund

UNESCO-Biosphärenreservate sind eine besondere Schutzkategorie, in der die nachhaltige Entwicklung der Region im Vordergrund steht. Sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen und bestehen aus einer nutzungsfreien Kernzone (mindestens drei Prozent), einer Pflegezone mit schonender Nutzung sowie einer Entwicklungszone, in der das Wirtschaften gestattet ist. Auf dem überwiegenden Teil des Gebiets steht eine nachhaltige Nutzung im Vordergrund, die ausdrücklich erwünscht ist, um beispielsweise die Eigenarten der Kulturlandschaft zu erhalten. Der Mensch und die Wirtschaft spielen in den meisten Teilen der Biosphärenregion eine zentrale Rolle – daher auch die UNESCO-Bezeichnung „Mensch und Biosphäre“. Damit unterscheidet sich eine Biosphärenregion klar von anderen Schutzgebieten wie Nationalparks. In Biosphärenregionen geht es auch um die Stärkung der heimischen Wirtschaft durch Regionalvermarktung und kurze Lieferketten.

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© Eberhard Pfeuffer

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