Bündnis Walchensee-Dialog spricht sich für Übernahme des Wasserkraftwerks durch den Freistaat Bayern aus
Staatlicher Betrieb soll Energieerzeugung naturverträglicher machen - Deutschlands letzte Wildflusslandschaft betroffen
Ein breites bayerisches Verbändebündnis hat sich dafür ausgesprochen, dass das Walchenseekraftwerk in Kochel am See künftig vom Freistaat Bayern und nicht mehr von einem Privatunternehmen betrieben wird. Es erhofft sich davon ökologische Verbesserungen für Deutschlands letzte Wildflusslandschaft und zugleich für die Energieversorgungssicherheit.

Chancen für eine Übernahme würden sich durch die notwendige Neuvergabe der Konzession für das Kraftwerk bis 2030 sowie der Beteiligung des Bundes am Energiekonzern Uniper – dem aktuellen Eigner des Walchenseekraftwerks - im Zuge der Gaskrise ergeben.
Übernahme soll Wasserkraft naturverträglicher machen
Liegt die Energieversorgung in staatlicher Hand, hat der Staat Kontrolle über diese kritische Infrastruktur. Die geplante Übernahme müsse als Chance genutzt werden, Wasserkraft naturverträglicher als bisher zu betreiben. Im Mittelpunkt stehen hier Fragen zum ökologischen Zustand der Isar und anderer Zuflüsse zum Walchensee. Das Bündnis aus mehreren Verbänden und Vereinen unterstützt den Vorstoß von Landesumweltminister Thorsten Glauber und der Grünen-Fraktion, die Uniper-Wasserkraftwerke durch den Freistaat Bayern zu übernehmen.
Die Konzessionen für das Walchenseekraftwerk-System – hierzu gehören die Isar- und Rißbach-Überleitungen in den Walchensee – laufen zum 30.09.2030 aus. In den nächsten Jahren werden Grundlagen für das anstehende Wasserrechtsverfahren erarbeitet.
Obere Isar ist ein wichtiger Lebensraum für seltene Arten

Die Umweltverbände und Vereine sehen durch die Übernahme des Freistaats eine erhebliche Chance, notwendige Verbesserungen für die Natur zu erreichen. Die Obere Isar samt begleitender Auenlandschaft zwischen Mittenwald und Sylvensteinspeicher ist die letzte verzweigte Wildflusslandschaft Deutschlands. Sie ist als Naturschutzgebiet sowie als Natura 2000-Gebiet geschützt. Die deutschlandweit einzigen größeren Vorkommen der europaweit geschützten Lebensraumtypen „Alpine Flüsse mit krautiger Ufervegetation“ und „Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Deutscher Tamariske“ und über 200 Rote Liste-Arten verdeutlichen dies.
Im anstehenden wasserrechtlichen Verfahren sind die auch von der Europäischen Kommission empfohlenen Synergien zwischen der Wasserrahmen-Richtlinie und den Naturschutz-Richtlinien von Natura 2000 (FFH- und Vogelschutzrichtlinie) verstärkt zu nutzen. In diesem Zusammenhang wird auf die in der FFH-Richtlinie vorgeschriebene „Verbesserung der ökologischen Kohärenz“ von Natura 2000 hingewiesen, „für die Flüsse mit ihrer Vernetzungsfunktion wesentlich sind“.
Austausch über Untersuchungen durch die Behörden

Dem Bündnis ist in Bezug auf den Klimaschutz der Bedarf an erneuerbaren Energien bewusst, es sieht aber die Notwendigkeit, naturschutzfachliche Aspekte in einer künftigen Konzession wesentlich stärker als bisher zu berücksichtigen.
Vertreter*innen der beteiligten Organisationen hatten sich vor kurzem bei einem Ortstermin am Rißbach – einem ins Walchensee-System abgeleiteten Nebenfluss der Isar - mit Vertreter*innen des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, der Regierung von Oberbayern, der Landratsämter Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz-Wolfratshausen sowie des Wasserwirtschaftsamts Weilheim über geplante Untersuchungen der Behörden ausgetauscht. Themen waren u.a. eine Überarbeitung des Natura 2000 Managementplans sowie das Durchführen von Abflussversuchen, in denen auch das Flussgeschiebe untersucht werden soll. Das Bündnis begrüßt die Möglichkeit, das Verfahren der Neukonzessionierung des Walchenseekraftwerk-Systems aktiv zu begleiten. Dabei wünscht es sich weiterhin eine aktive Teilnahme an den gegründeten Arbeitskreisen der Behörden - vor allem in den Bereichen Naturschutz sowie Abfluss- und Geschiebemanagement.
