Beim „Urlaub Dahoam“ die Natur respektieren

Grundlegende Verhaltensregeln für Erholungssuchende - Viele Alpensalamander überfahren

Durch die weiteren Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen werden sehr viele Menschen am langen Pfingstwochenende und in den anschließenden Ferien nach draußen in die Natur drängen. Für das Bedürfnis, wieder mehr unter freiem Himmel unterwegs zu sein, zeigen wir Verständnis. Trotzdem gilt es beim Naturgenuss mehr denn je, schon immer geltende Grundregeln zu beachten und die Natur, die Tiere und deren Lebensräume zu respektieren.

Junge Flussuferläufer | © Fabian Unger © Fabian Unger
Der Flussuferläufer ist in Bayern vom Aussterben bedroht, genau wie sein Lebensraum: naturnahe Flüsse mit Kiesumlagerungen

Ganz nach der Devise ‚leben und leben lassen‘ muss es ein geregeltes Nebeneinander von Erholungssuchenden und der Natur geben. Nur so können wir ihre ganze Schönheit auch in Zukunft noch genießen. Wir bitten zusammen mit dem Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern (AVO) deshalb darum, sich sorgsam in der Natur zu bewegen und ein paar grundlegende Verhaltensregeln zu beachten.

Je besser Miteinander von Mensch & Natur funktioniert, desto weniger Sperrungen braucht es

Toter Alpensalamander auf Straße | © Monika Schirutschke © Monika Schirutschke
Werden die Weibchen des Alpensamalanders jetzt vermehrt überfahren, ist der Nachwuchs für Jahre verloren

Viele Menschen suchen in Zeiten von Abstand in ihrer Freizeit immer häufiger entlegene Orte in der Natur auf. Wir erwarten, dass sich dieser Trend nun mit den weiteren Lockerungen in den kommenden Wochen verstärkt. Das führt aktuell zu einer deutlich höheren Belastung vieler Ökosysteme. Die Tiere können diese ungewohnten Störungen nicht einschätzen, und wertvolle Biotopflächen mit zum Beispiel seltenen Orchideen werden für ein Picknick niedergetrampelt.

Es sollte selbstverständlich sein, auf den ausgezeichneten Wegen zu bleiben, Beschilderungen und Infotafeln zu beachten und Sperrungen von sensiblen Flächen zu beherzigen. Hier hoffen wir trotz der besonderen Situation auf die Akzeptanz der breiten Bevölkerung. Denn je besser das Miteinander von Mensch und Natur durch Verständnis und Rücksichtnahme von alleine funktioniert, desto weniger Sperrungen braucht es.

Viele Alpensalamander überfahren

Ein eindeutiges Indiz dafür, dass sich die Besucherintensität in den bayerischen Bergen schon ausgeweitet hat, haben wir leider bereits gefunden. Im Rahmen eines jüngst angelaufenen LBV-Projekts zur Erfassung überfahrener Alpensalamander wurden aktuell in mehreren Gebieten der bayerischen Alpen in nur wenigen Tagen zahlreiche tote Tiere gefunden, die von Fahrrädern überfahren oder totgetrampelt wurden.

Der Alpensalamander bekommt nur alle zwei bis vier Jahre im Juni zwei Junge. Werden die Weibchen jetzt vermehrt überfahren, ist der Nachwuchs für Jahre verloren. Als klimasensible Art wird sich sein Lebensraum zukünftig wohl verkleinern und es ist mit Bestandseinbrüche zu rechnen.

Auf Natur und Almvieh Rücksicht nehmen

Junger Flussuferläufer auf einer Kiesbank | © Fabian Unger © Fabian Unger
Aktuell schlüpfen die Jungvögel, und Störungen sind somit besonders gravierend. Wenn die Jungvögel den Kontakt zu den Alttieren verlieren, gehen sie oft zugrunde

Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern teilt unsere Bedenken: „Wir freuen uns, dass die Besucher der Berge und der Almen sich für unsere Landschaft und die Berge interessieren. Diese Kulturlandschaft wird seit vielen Jahrhunderten von den Alm- und Bergbauern gepflegt und mit unseren Tieren beweidet. Erst dadurch sind diese wertvollen Lebensräume entstanden, die es für die Zukunft zu erhalten gilt.

Deshalb unser Appell: Nehmt auf die Natur und das Almvieh Rücksicht, bleibt auf den Wegen, nehmt die Hunde an die Leine und euren Abfall bitte wieder mit ins Tal“, so Josef Glatz, 1. Vorsitzender des AVO.

Andrang auf Kiesbänken gefährdet seltene Vogelarten

Doch auch an den bayerischen Flüssen befürchten wir erhöhten Druck auf die Natur. Der Flussuferläufer ist in Bayern vom Aussterben bedroht, genau wie sein Lebensraum: naturnahe Flüsse mit Kiesumlagerungen. So haben wir zwar im Rahmen eines Gebirgsflüsse-Projekts in einigen oberbayerischen Landkreisen eine Besucherlenkung über gelbe Schilder eingerichtet.

Der Andrang auf die Kiesbänke steigt jedoch immer weiter an und damit auch die Störung durch meist unerlaubtes Übernachten, Lagern und Grillen. Aktuell schlüpfen die Jungvögel, und Störungen sind somit besonders gravierend. Wenn die Jungvögel den Kontakt zu den Alttieren verlieren, gehen sie oft zugrunde. Der Besucherlenkung kommt hier und in vielen anderen Gebieten deshalb eine zentrale Bedeutung zu.

Hunde in Naturschutzgebieten an die Leine nehmen

Feldlerche sitzt auf einem abgehackten Stamm, an dem ein gelbes Schild mit der Aufschrift Schutzzone 1, Betreten nicht erlaubt, angebracht ist | © Henning Werth © Henning Werth
In sensiblen Ökosystemen ist vor allem auf Bodenbrüter zu achten.

Aber nicht nur die Alpengebiete sind betroffen, auch im Flachland, vor allem um die Ballungsräume, sind Wiesenbrütergebiete, Seen, Flüsse und Moore mit ihren teils sehr sensiblen Tier- und Pflanzengesellschaften einem überdurchschnittlichen hohem Druck der nach Distanz suchenden Bevölkerung ausgesetzt.

Es sollte überall in der Natur eine Selbstverständlichkeit sein, Hunde in Naturschutzgebieten zum Schutz der am Boden brütenden Vögel an der Leine zu führen und den Müll wieder mitzunehmen.

Beim „Urlaub Dahoam“ empfehlen wir dieses Jahr daher, sich vor Ort nach naturkundlichen Führungen zu informieren, die nun nach und nach wieder angeboten werden können. Diese bieten ein vertieftes Naturerlebnis, denn Besonderheiten werden durch die Ortskundigen näher gebracht ohne Beeinträchtigungen für die Natur. 

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© Ralph Sturm

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