Auf dem Weg zum Wintervogelatlas: Vogelbegeisterte für Datenerfassung gesucht
Einzigartiges Vogel-Monitoring geht in die nächste Runde – Erste Ergebnisse liegen vor
Wo überwintern in Bayern welche Vogelarten? Wie verändert sich ihr Vorkommen? Und welche Rolle spielt der Klimawandel? Um diese Fragen zu beantworten, starten der LBV und die Ornithologische Gesellschaft in Bayern (OG) die zweite Erfassungssaison für den bayerischen Wintervogelatlas. Wir wissen bisher noch erstaunlich wenig über das Leben unserer heimischen Vögel in den Wintermonaten. Deshalb führen wir bayernweit eine systematische, dreijährige Erfassung der Vögel in allen größeren Lebensräumen durch.
© Marcus Meyer
Im deutschlandweit einzigartigen Projekt dokumentieren Ehrenamtliche vom 15. November bis 15. Februar bayernweit Vogelarten. Das Ergebnis soll als Atlas das Vorkommen der bayerischen Vogelwelt im Winter zeigen und als Grundlagenwerk Aufschluss über Veränderungen geben. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds. Für einige Regionen sind der LBV und die OG derzeit noch auf der Suche nach ehrenamtlichen Kartiererinnen und Kartierern.
Während Brutvogelatlanten – also Verbreitungskarten während der Brutzeit im Frühling und Sommer – bereits eine lange Tradition haben und in Bayern erstmals 1987 veröffentlicht wurden, ist der bayerische Wintervogelatlas bundesweit der erste seiner Art. Ehrenamtliche Vogelkennerinnen und Vogelkenner sind dafür zwischen dem 15. November und dem 31. Dezember (Frühwinter) und zwischen dem 1. Januar und dem 15. Februar (Hochwinter) in einem Quadranten unterwegs. Diese Quadranten basieren auf der topografischen Karten Bayerns und sind immer etwa zehn Quadratkilometer groß.
„Jede Art, die in dem Gebiet gesehen oder gehört werden kann, wird auf einer Beobachtungsliste festgehalten. In ihren Quadranten müssen die Ehrenamtlichen zwar nicht jeden Winkel nach Vögeln absuchen, alle relevanten Lebensräume in dem Gebiet wie Siedlungsbereich, Gewässer, Wald und Offenland sollten aber abgedeckt sein“, erklärt LBV-Biologin Lisa Schenk. Diese Art der systematischen Erfassung ist essenziell, um Aussagen über die Häufigkeit von vorkommenden Vogelarten treffen zu können.
Erste Ergebnisse: Das waren die fünf häufigsten Arten
Nach der Pilotphase 2023/24 ging das Monitoring im Winter 2024/25 in die erste reguläre Runde. Nun liegen die ersten Auswertungen vor: Mehr als 650 Ehrenamtliche sammelten bayernweit Daten in über 6.000 Beobachtungslisten. Hinzu kommen unzählige Einzelmeldungen der Webseite ornitho.de.
Insgesamt wurden im vergangenen Winter fast 200 Arten erfasst, die häufigsten davon waren Kohl- und Blaumeise, Rabenkrähe, Amsel und Buntspecht. „Wir sind auf einem guten Weg, die Vogelarten in Bayern repräsentativ abzudecken und haben gleichzeitig noch ein großes Stück vor uns, um verbleibende Lücken auf der Karte zu schließen“, sagt Manfred Siering, Vorsitzender der OG.
Aktiv werden im Artenschutz: Kartierende gesucht
Damit das gelingen kann sind der LBV und die OG noch auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die Interesse haben, sich am ersten Bayerischen Wintervogelatlas zu beteiligten. Besonders im Fichtelgebirge, Frankenwald, der Bayerischen Rhön, dem Spessart und Steigerwald, in den Landkreisen Neumarkt in der Oberpfalz und zwischen Landshut und Passau sind noch zahlreiche Quadranten unbesetzt. Das Projekt ist perfekt für alle, die sich gut mit der heimischen Vogelwelt auskennen, aber möglicherweise noch keine Erfahrung in der systematischen Erfassung haben. Wer Interesse hat, mitzumachen, findet hier alle Informationen. Dort können tagesaktuell auch alle Meldungen sowie die Zwischenergebnisse aus dem vergangenen Winter auf einer interaktiven Karte abgerufen werden.