Auf dem Trockenen: Kiebitze verlieren ihren Nachwuchs
Zu wenig Regen sorgte 2025 für geringen Bruterfolg beim gefährdeten Feldvogel – LBV fordert mehr Feuchtwiesen
In diesem Jahr wurde sichtbar, wie hart die Folgen der Klimakrise Bayerns Feld- und Wiesenvögel treffen. So wir in verschiedenen Regionen Bayerns festgestellt, dass die extreme Trockenheit im Spätwinter und Frühjahr die Brut und Jungenaufzucht des stark gefährdeten Kiebitzes deutlich erschwert hat.

„In unserem Projektgebiet bei Deggendorf hat der Großteil der Kiebitze dieses Jahr nicht oder erst sehr spät zu brüten begonnen. Von den ersten Nestern konnten wir kaum flügge Jungvögel beobachten. Ähnliche Meldungen erreichten uns auch aus anderen Projektgebieten im Freistaat”, sagt LBV-Biologin Marie-Therese Krieger. Künstliche Bewässerungen oder das Umpumpen aus Bächen auf die Felder helfen den Vögeln nur kurzfristig und punktuell. Damit der Kiebitz eine sichere Zukunft in Bayern hat, muss die Landschaft Regen wieder besser aufnehmen und speichern können.
Auf feuchte Landschaft angewiesen

Kiebitze brauchen flache Wasserstellen und feuchte Bodensenken in der Nähe ihres Brutplatzes, um im weichen Boden nach Insekten, Larven und Weichtieren zu stochern.
„Regnet es mehrere Wochen oder Monate nicht, trocknet der Boden aus und wird steinhart. Beutetiere wie Regenwürmer ziehen sich in tiefere Schichten zurück – für die Kiebitze unerreichbar“, erklärt Marie-Therese Krieger.
Wegen diesen schweren Bedingungen fanden die Küken in diesem Jahr viel weniger Nahrung. Viele junge Kiebitze sind entweder verhungert oder mussten deutlich mehr Risiko auf sich nehmen, um Nahrung zu finden, was sie zu einer leichten Beute für Fressfeinde machte.
Im Gemüseanbaugebiet Knoblauchsland bei Nürnberg, wo eine große Population Kiebitze lebt, war die Trockenheit ebenfalls deutlich spürbar, auch wenn Landwirtinnen und Landwirte ihre Felder dort beregnen lassen.
„Unsere Ehrenamtlichen haben uns von einer fast gespenstischen Stille berichtet, als es so trocken war. Wenn die Altvögel ihre Jungen zu guten Futterplätzen führen, hört man normalerweise ihre Warnrufe. Wenn es still bleibt, ist das kein gutes Zeichen“, berichtet LBV-Regionalkoordinatorin Nicola Berchtenbreiter. Etwas bessere Chancen hatten die Küken zumindest im Uferbereich eines naturnahen Regenrückhaltebeckens oder dort, wo sich durch die landwirtschaftliche Bewässerung Pfützen und Schlammflächen gebildet hatten.
Den Kiebitz vor Trockenheit schützen

Notfall-Maßnahmen wie das Auffüllen von Wasserstellen mit dem Fass oder das Umpumpen aus Bächen in Wiesen helfen bei langen Trockenperioden nur kurzfristig – und sind nicht überall möglich.
Um Kiebitze und andere Vogelarten der Feuchtwiesen dauerhaft zu schützen, braucht es eine Landschaft, die Wasser speichern kann: flachere Ufer an Gräben, dauerhaft wasserführende Mulden und Rückstaus, die Wasser länger in der Fläche halten.
„Wenn wir unsere Landschaft wieder so gestalten, dass sie Regen aufnehmen und speichern kann, können wir sowohl Starkregen wie vergangenes Jahr, als auch Dürren wie heuer besser bewältigen. Das würde nicht nur dem Kiebitz helfen, sondern auch uns Menschen”, resümiert Marie-Therese Krieger.
LBV-Projekte für den Kiebitz
Neben den Gebietsbetreuungen im Altmühltal, im Donautal und einem Schutzprojekt im Donaumoos, die durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert sind, führt der LBV derzeit ein bayernweites Kiebitzschutzprojekt mit Schwerpunktregionen in Dingolfing-Landau, Deggendorf und Straubing durch, das vom Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterstützt wird. Zusätzlich schützt der LBV den Kiebitz mit einem lokalen Projekt im Knoblauchsland bei Nürnberg mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Nürnberg, der LBV-Kreisgruppe Nürnberg, der LBV-Stiftung Bayerisches Naturerbe und des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.
