Aktuelle Windkraft-Debatte: Finger weg vom Wald!

LBV fordert Staatsregierung zu sinnvoller und nachvollziehbarer Planung von Windkraft in Bayern auf – 10H-Regel abschaffen

Die Planungen von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, 1.000 Windräder in Bayerns Wäldern zu errichten, lehnen wir entschieden ab. Der Wald im Freistaat darf ebenso wenig für Windkraft wie für Industriegebiete zur Verfügungsmasse werden. Angesichts der dringend erforderlichen Energiewende, für die der Ausbau der Windenergie eine entscheidende Rolle spielt, sollte die bayerische Staatsregierung gemeinsam zielführende und der Nachhaltigkeit verpflichtete Entscheidungen treffen, anstatt dass sich zwei Ressortchefs mit unausgegorenen Konzepten öffentlich beharken.

Windkraft | © Oliver Wittig © Oliver Wittig
Windkrafträder im Wald verursachen ein ökologisches Ungleichgewicht

Wir begrüßen die Aussage von Forstministerin Kaniber, dass Wald „ein unglaublich wertvolles Ökosystem“ sei und Eingriffe „nicht allein nach ökonomischen Kriterien“ beurteilt werden dürfen. Nach unserer Ansicht darf dies aber nicht nur für Standorte von Windkraftanlagen gelten, sondern in verstärktem Maße auch für Gewerbegebiete oder Infrastrukturmaßnahmen. Unabhängig davon weißen wir darauf hin, dass die Bayerischen Staatsforsten nicht verpflichtet seien, Standorte im Staatswald für Windräder zur Verfügung zu stellen.

Windkraftstandorte im Wald sollten eine absolute Ausnahme sein

Schwarzstorch steht in einem niedrigen Gewässer in einem Wald | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Schwarzstorch steht in einem niedrigen Gewässer in einem Wald

Dass derzeit überhaupt über mehr Windkraft im Wald diskutiert wird, ist aus unserer Sicht ausschließlich der ‚bayerischen Spezialität‘ 10H zu verdanken. Ohne die von Ex- Ministerpräsident Seehofer erlassene 10H-Regel würde die derzeitige Diskussion um Windräder im Wald überhaupt keine Rolle spielen. Viele Waldstandorte sind bedeutender Lebensraum für Windkraft-sensible Vogel- und Fledermausarten wie Schwarzstorch oder Kleiner Abendsegler. Durch den Bau von neuen Windkraftanlagen im Wald würden diese zum einen ihren Lebensraum verlieren und zum anderen unter einem deutlich erhöhten Kollisionsrisiko leiden. Windkraftstandorte im Wald sollten nach Einschätzung des LBV daher die absolute Ausnahme darstellen.

Truppenübungsplätze wertvolle Lebensräumen für Tiere und Pflanzen

Die Regionalplanung in Bayern hatte mit der Ausweisung von Windkraft-Vorranggebieten im Offenland genügend neue Standorte für Windräder aufgezeigt, bevor diese Pläne durch die 10H-Regelung wieder verschwunden sind. Die von Michaela Kaniber für die Windkraft ins Spiel gebrachten Truppenübungsplätze sind aus unserer Sicht jedenfalls keine Option, denn in Bayern haben sich diese Gebiete zu äußerst wertvollen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen wie zum Beispiel in Hammelburg, Grafenwöhr und Hohenfels entwickelt. So wurden bisher alleine diese drei Truppen- und weitere 14 Standortübungsplätze als FFH-Gebiete ausgewiesen und erfüllen damit eine wichtige Schutzfunktion für die Artenvielfalt.

Wald-Monokulturen sollten dringend ökologisch umgebaut werden

Die von Hubert Aiwanger angeführten angeblichen Vorteile, dass Windräder im Wald „etwas versteckt“ werden könnten und obendrein das Umfeld des Mastes im Wald durch die Rodung und das Säen von Blühpflanzen und Disteln ökologisch aufgewertet werden würden, empfinden wir als zynisch. Wald-Monokulturen sollten angesichts der Klimakrise ohnehin dringend ökologisch umgebaut werden, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Dafür benötigt man aber keine Windräder.

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© Ralph Sturm

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