3. Bayerische Biodiversitätstage in Bayreuth

„Streuobst als Hotspot der Biodiversität”

Mit Vertretern aus Forschung und Naturschutz sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth fanden vom 1. bis 2. Juli im Audimax der Universität Bayreuth die 3. Bayerischen Biodiversitätstage statt. Thematisch widmete sich die Fachtagung der arten- und traditionsreichen Kulturlandschaft Streuobstwiese. Ziel dieser gemeinsamen Veranstaltung von LBV, der Zoologische Staatssammlung München und der Universität Bayreuth war der Austausch von Wissenschaft und Praxis.

Streuobst | © Franziska Wenger © Franziska Wenger
Die Streuobstwiese stand im Mittelpunkt der diesjährigen Biodiversitätstage.

Ehrenamtliche Aktive, Mitarbeitende von Naturschutzverbänden sowie des Landwirtschafts- und Umweltministeriums, aus vielen Behörden und Landesämtern kamen mit Vertretern der Wissenschaft zusammen. Nach mehrjähriger Pause konnte endlich wieder ein persönlicher Austausch von Expert*innen aus ganz Deutschland, Österreich und Norditalien stattfinden, freut sich der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Hohe Artenvielfalt auf Streuobstwiesen

Wiedehopf | © Herbert Henderkes © Herbert Henderkes
Der seltene Wiedehopf findet auf Streuobstwiesen Nahrung und Nistmöglichkeiten.

In zahlreichen Vorträgen wurde deutlich, welchen enormen Beitrag Streuobstwiesen zur Biodiversität in Deutschland leisten. Über 5.000 Arten konnten auf Streuobstwiesen nachgewiesen werden. Neben seltenen Vogelarten wie Wiedehopf und Wendehals profitieren auch Wildbienen, Schmetterlinge und viele Pflanzenarten von diesem strukturreichen Lebensraum. Dies gilt auch für eine Vielzahl an vom Aussterben bedrohten holzbewohnenden Insekten, wie Dr. Jürgen Schmidl von der Universität Erlangen betonte. Weitere wissenschaftliche Vorträge befassten sich mit verschiedenen anderen Insektengruppen, mit bedrohten Vogelarten oder mit der Flechtenartenvielfalt an Obstbäumen.

Aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse

Aktuelle Forschungsergebnisse, die von Prof. Beierkuhnlein von der Universität Bayreuth vorgestellt wurden, belegen, dass die Biodiversität von Streuobstwiesen ein funktionierendes Ökosystem sichern. Artenreiche Lebensgemeinschaften reagieren stabiler auf Extremereignisse wie Dürre oder Hitzephasen. Auch aus diesem Grund sind der Erhalt und die Förderung des Streuobstanbaus notwendig. Prof. Siegmund von der Universität Heidelberg zeigte, wie durch den Einsatz von Drohnen und Satellitenbildern der Zustand und die Entwicklung der Bestände effizient beurteilt werden kann. Aus Sicht der Praxis wurde von Dr. Harald Volz von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ein Überblick zur aktuellen Entwicklung von Streuobstbeständen und zu staatlichen Fördermaßnahmen gegeben. Aus der Naturschutzpraxis kamen Impulse zu gezielten Pflegemaßnahmen wie Mahd-Zeitpunkten, Beweidung und zum Baumschnitt. Im Abendprogramm wurde am Naturschutzzentrum Lindenhof der für ARTE produzierte anregende Film „Karussell des Lebens – Die Streuobstwiese“ in Anwesenheit der Regisseure gezeigt und diskutiert.

Streuobstwiesen leisten wichtigen Beitrag für unseres tägliches Leben

Streuobstwiese | © Franziska Wenger © Franziska Wenger
Die Streuobstwiesen tragen nicht nur zum Erhalt der Artenvielfalt in Bayern bei, sie sind auch ein wertvolles Kulturgut.

Das Fazit dieser Tagung ist, dass viele Leistungen der artenreichen Streuobstbestände von der Gesellschaft oft unbemerkt genutzt werden, wie die Bestäubungsleistung von Insekten, ohne die es kein Obst geben würde. Doch sie tragen über ihre Artenvielfalt auch zur Kohlenstoffspeicherung, zur Milderung von Klimaextremen, zur Sicherung von Hangstabilität, zur Gewährleistung eines sauberen Grund- und Trinkwassers und zur Schönheit unserer Landschaften bei. Streuobstbestände sind deshalb nicht nur eine Heimstatt für faszinierende Arten, die zu einem großen Teil auf Roten Listen stehen und für kommende Generationen erhalten bleiben sollen, sie sind ein wichtiger Beitrag für unser tägliches Leben.

Streuobstwiesen sind ein Landschaftselement, welches Ökologie mit Ökonomie und sozialem Leben verbindet. Der Erhalt und die Weiterentwicklung der bayerischen Streuobstwiesen schützen nicht nur den Lebensraum zahlreicher Arten, sie bewahren auch ein wertvolles Kulturerbe und sichern das Angebot an regionalen, gesunden Lebensmitteln. Die Streuobstwiesen prägen weite Teile der bayerischen Kulturlandschaft und von der Bewirtschaftung bis hin zur Weiterverarbeitung der Streuobstprodukte sind sie eng mit regionalem Wissen und Tradition verknüpft. Der Fortbestand dieses Kulturguts bewahrt auch unzählige alte und regionale Obstsorten davor, in Vergessenheit zu geraten.

Wirtschaftlichkeit muss noch stärker unterstützt werden

Zur Sicherung einer langfristigen Nachhaltigkeit muss die Wirtschaftlichkeit regionaler Produkte noch stärker unterstützt und gefördert werden. Bei dem Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten muss das Potential genutzt werden, dass die Identifikation der Streuobstwiesenprodukte mit der heimischen Landschaft bietet.

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© Ralph Sturm

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