Klimaschutz durch Moorschutz

Niedermoorlandschaft Wittislinger Ried

Unsere letzten Moore sind durch Entwässerung, Abbau oder intensive landwirtschaftliche Nutzung bedroht. Zum Schutz dieses einzigartigen Lebensraums und zur Verbesserung unseres Klimas kämpfen wir seit Jahren für den Erhalt des Niedermoorgebiets Wittislinger Ried. Ein Teil davon gehört jetzt dem LBV.

Wasserralle von hinten steht im Moor und blickt nach links | © Rosl Rössner © Rosl Rössner
Moorschutz ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Klimawandel

Moore speichern große Mengen CO2

Flachwasser im Herbst | © C. Stoll © C. Stoll
Flachwasser: Lebensraum für Arten wie Kammmolch und Wasserralle

Moore sind gewaltige CO2-Speicher. Selbst die wenigen weltweit noch verbliebenen Moore haben in ihren Torfen schätzungsweise 450 Gigatonnen Kohlenstoff eingelagert. Das ist mehr als in der gesamten Wald-Biomasse der Welt.

Die Zerstörung dieser letzten Überreste würde nochmals riesige Mengen an Kohlendioxid und Lachgas freisetzen und den Klimawandel weiter beschleunigen. In Deutschland sind rund 95 Prozent der Moore zerstört. Etwa 44 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente setzen diese entwässerten Moorflächen jährlich frei. Dies entspricht etwa fünf Prozent der deutschen CO2-Emissionen. Moorschutz und Moor Regenerierung sind daher auch hierzulande wichtige Instrumente im Kampf gegen den Klimawandel.

Einzigartige Lebensräume und Kulturlandschaften

Moore sind darüber hinaus einzigartige Lebensräume und Kulturlandschaften. Ein Beispiel ist das Niedermoorgebiet Wittislinger Ried im Landkreis Dillingen. Es umfasst 120 Hektar, wovon 94 Hektar das Natura 2000-Gebiet „Wittislinger Ried und Riesalb mit Kesseltal“ bilden. Zusammen mit den nordschwäbischen Mooren bildet es einen Arbeitsschwerpunkt bei der ökologischen und hydrologischen Renaturierung von Niedermoorstandorten im Regierungsbezirk Schwaben

Flächenarrondierung soll ermöglicht werden

Ein gelber Bagger hebt eine flache Mulde aus | © C. Stoll © C. Stoll
Anlage von Flachmulden durch ehrenamtliche Helfer

Der LBV konnte in den vergangenen Jahren mit Hilfe des Bayerischen Klimaprogramms 2050 weitere Grundstücke erwerben. Im Wittislinger Ried besitzen wir mittlerweile insgesamt 16 Hektar Eigentums- und knapp einen Hektar Pachtflächen. Diese und künftige Käufe sollen eine Flächenarrondierung ermöglichen, um die Wiedervernässung zu erleichtern.
Weitere Flächeneigentümer sind der Landkreis, der BN, die Wildlandstiftung Bayern sowie Privatpersonen, die ihre Flächen für den Klima-, Arten- und Biotopschutz zur Verfügung stellen.

Bedeutsames Feucht- und Wiesenbrütergebiet

Trotz schwerwiegender Eingriffe in der Vergangenheit zählt es gemäß Arten- und Biotopschutzprogramm Dillingen heute zu einem landesweit bedeutsamen Feucht- und Wiesenbrütergebiet. Im Kernbereich besteht es aus Übergangs- und Schwingrasen, Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, Hoch staudenfluren, Großseggenrieden, Flachgewässern und Gebüschen. Angrenzend befinden sich ein gut erhaltener Erlenbruchwald sowie teils intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen.

Lebensraum für seltene & geschützt Arten

Kammmolch von vorne unter Wasser, streckt vorderes linkes Bein zur Seite | © Thomas Stephan © Thomas Stephan
Der Kammmolch ist Bewohner des Wittislinger Rieds

Das Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen und deren regelmäßige Flächenpflege tragen dazu bei, dass seltene und geschützte Arten hier einen geeigneten Lebensraum vorfinden, so beispielsweise das seltene Wald-Wiesenvögelchen, ein Tagfalter.

Neben verschiedenen Orchideenarten wächst auf feuchten, lückigen Standorten der Kriechende Sellerie, eine Art der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, für die Bayern eine besondere Verantwortung hat. Ebenso kommt hier der in Bayern stark gefährdete Kammmolch vor. Eine Brutvogelkartierung 2016 unter der Leitung des Ornithologen Harald Böck und der Biologin Carolin Stoll ergab neben Nahrungs- und Zuggästen 61 Brutvogelarten, darunter geschützte Arten wie Bekassine, Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche, Wasserralle und den Vogel des Jahres 2020, die Turteltaube.

Rückgang der Wiesenbrüter

Der bayernweite Rückgang der Wiesenbrüter ist leider auch hier zu spüren. Der Vergleich mit Daten von 1985 ergab einen Rückgang bei Bekassine und Kiebitz um mehr als 90 Prozent. Die letzte erfolgreiche Brut des Großen Brachvogels war 1996. Da mittlerweile bis auf wenige Flächen große Teile des Wittislinger Rieds für die Wiedervernässung und weitere Renaturierungsmaßnahmen zur Verfügung stehen, hoffen wir wieder auf eine positive Bestandsentwicklung, vor allem bei der Bekassine. 

Naturschutzfachliche Pflege des Moors

Ehrenamtliche rechen Gras auf Wiese. Im Hintergrund Traktor mit Anhänger | © C. Stoll © C. Stoll
Die Biotoppflege, hier z.B. die Mahd, erfordern einen großen Einsatz der Ehrenamtlichen

Für die naturschutzfachliche Pflege ist die Arbeitsgemeinschaft Wittislinger Ried zuständig. Sie wird geleitet von Harald Böck, dem stellvertretenden Vorsitzenden der LBV-Kreisgruppe Dillingen. Die Arbeitsgemeinschaft besteht seit den 1980er Jahren und ist ein Zusammenschluss von LBV, BN und NABU-Mitgliedern. Neben regelmäßiger Mahd und Entbuschungsmaßnahmen wurden durch sie Senken und Flachgewässer angelegt.

Ohne das langjährige Engagement dieser Arbeitsgruppe wäre der Lebensraum für seltene und geschützte Arten verloren und als landesweit bedeutsames Feucht- und Wiesenbrütergebiet verschwunden. Auch wäre die Mineralisierung des Moorbodens so weit fortgeschritten, dass eine Wiedervernässung des Moorkörpers als Kohlenstoffspeicher nicht mehr möglich wäre.

Unterstützen Sie unsere Arbeit:

Wir wollen den Klimawandel bremsen und seine Auswirkungen so gering wie möglich halten. Darum unterstützen wir Fridays for Future und kaufen und renaturieren u.a. Moore als lokale CO2 Speicher. Helfen auch Sie mit! 

LBV-Spendenkonto:

DE28 7645 0000 0750 9060 34

Verwendungszweck: Klimaschutz

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