Artensterben und Klimawandel

Die globale Doppelkrise

Zunehmend rücken zwei Themen immer mehr ins Bewusstsein vieler Menschen und auf die Titelseiten der Medien: Artensterben und Klimawandel. Wir stellen uns dieser Zwillingskrise in unserer Arbeit – und könnten dabei mehr Unterstützer finden als jemals zuvor. Ein Kommentar von Dr. Thomas Rödl.

Feuerzungen am Boden und viel Rauch in einem Wald | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Immer häufigere Flächenbrände vernichten immer mehr wertvollen Lebensraum und verstärken damit den Klimawandel und die ökologische Katastrophe

Eine Million Arten kurz vor dem Aussterben

Demo Fridays for Future  mit LBV am 20.09.2019 | © LBV © LBV
Fridays for Future-Demonstration in Nürnberg am 20.09.2019. Auch der LBV ist mit dabei

Seit 2018 gehen auf Initiative von Jugendlichen Millionen Menschen auf die Straße und fordern beharrlich politische Veränderungen. So wie sie mahnten fast 27.000 Wissenschaftler*innen, den Zustand unserer Welt endlich ehrlich zu benennen – als existenzielle Krise – und entsprechende Konsequenzen daraus zu ziehen.

Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) hob in seinem vielbeachteten Bericht hervor, dass mittlerweile eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Neben bekannten Ursachen wie der Lebensraumzerstörung beeinträchtigt zunehmend die Klimakrise die Überlebenschancen vieler Arten.

In den vergangenen Jahren gab es Hitzerekorde in Reihe und zahlreiche außer Kontrolle geratene Flächenbrände. Auch Teile Bayerns leiden unter Extremwetterereignissen. Ganze Wälder fielen dem Borkenkäfer zum Opfer und selbst die robusten Rotbuchen im Steigerwald zeigten massive Dürreschäden in einem Ausmaß, das Forstleute erstaunt. Die Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis schmelzen zunehmend und arktische Permafrostböden tauen in einer Größenordnung wie sie erst für Ende des Jahrhunderts erwartet wurde.

Neun von 15 Kipppunkten bereits an der kritischen Schwelle

15 Kipppunkte planetarer Belastungsgrenzen sind nun bekannt. Werden diese überschritten, sind die ablaufenden Prozesse nicht mehr aufzuhalten.

Neun dieser Lebenserhaltungssysteme befinden sich an der kritischen Schwelle oder haben sie vielleicht schon überschritten, wie im Falle tropischer Korallenriffe, die absterben.

Der Mensch hat eine beispiellose Macht

Autobahn umringt von Solarzellen, in der Fernen Windräder | © Peter Bria © Peter Bria
Noch wichtiger als die Erschließung nachhaltiger Energiequellen wie Wind und Sonne ist zukünftig die Einsparung von Energie

Im sogenannten Anthropozän hat der Mensch eine beispiellose Macht – da die Entscheidungen, die wir heute treffen, Auswirkungen auf kommende Jahrtausende haben werden. Mit dieser Macht geht eine ebenso große Verantwortung einher. Das erfordert ein Hinterfragen der Wertvorstellungen, die unser Verhältnis zur Natur bestimmen, und wie wir mit ihr umgehen.

Wollen wir weiterhin auf überholte Wirtschaftsparadigmen setzen, wenn diese durch stetig steigenden Konsum, Abfallproduktion und Ressourcenverbrauch unsere Lebensgrundlagen vernichten?

Jenseits von Schuldzuweisungen muss der Blick nach vorne gerichtet sein: Wie machen wir weiter, wenn ein business as usual keine (Überlebens-)Option mehr ist und sich mehr und mehr Menschen eine nachhaltige Zukunft, Gesundheit und Lebensqualität sowie eine vielfältige Natur wünschen?

Gesellschaftliche & politische Rahmenbedingungen müssen sich ändern

Es wäre falsch, diese Verantwortung lediglich auf das Individuum abzuwälzen. Vor allem müssen sich die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ändern, damit es einfacher, billiger und normal wird, sich zukunftszugewandt zu verhalten. Dies sollte zur Norm werden, nicht eine Ausnahme, für die man sich erst aktiv entscheiden muss.

Dazu brauchen wir zum Beispiel eine naturverträgliche Energiewende, ein neues Mobilitätskonzept, Wachsender Konsum und Ressourcenverbrauch vernichten unsere Lebensgrundlagen Kreislaufwirtschaft, mehr Qualität statt Quantität, den Stopp schädlicher Subventionen und die Einpreisung von Folgekosten in Waren und Dienstleistungen. Nicht weniger als eine echte Neuorientierung, die den Schutz unserer Lebensgrundlagen ins Zentrum rückt. 

Schutz von Tier- und Pflanzenarten

trockener, staubiger Ackerboden | © Thomas Rödl © Thomas Rödl
Nur lebendige Böden können CO2 spenden

Viele unserer globalen Probleme erfordern eine konkrete Antwort im Lokalen, vor Ort. Der LBV kann hier Lösungen aufzeigen und ein wichtiges Vorbild sein, mit realistischen, ausgereiften Konzepten, die funktionieren.

Hier liegen ja unsere Kompetenzen: Im Schutz von Tier- und Pflanzenarten samt ihrer Lebensräume, die zugleich wichtige Kohlenstoffspeicher für den Klimaschutz darstellen, vor allem in Mooren und Wäldern; aber auch im Erhalt der so wichtigen Bodenvitalität durch eine nachhaltige Landwirtschaft, die Bauern, Verbrauchern und Artenvielfalt guttut.

Der Jugend die Hand reichen

Der LBV wird sich den großen Herausforderungen des Klimawandels und des Artensterbens stellen und hier seine Kompetenzen bestmöglich einsetzen. Denn wir wollen unsere eigenen Lebensgrundlagen erhalten und damit der Jugend die Hand reichen, die mit gutem Recht eine lebenswerte und vielfältige Welt und ihr Recht auf Zukunft einfordert.

Unterstützen Sie unsere Arbeit:

Wir wollen den Klimawandel bremsen und seine Auswirkungen so gering wie möglich halten. Darum unterstützen wir Fridays for Future und kaufen und renaturieren u.a. Moore als lokale CO2 Speicher. Helfen auch Sie mit! 

LBV-Spendenkonto:

DE28 7645 0000 0750 9060 34

Verwendungszweck: Klimaschutz

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