Stromerzeugung aus Wasserkraft?
Kraftwerke und Turbinen zerstören Flüsse
Bayerns Flüsse und Bäche sind Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten sowie das größte Biotopverbundsystem, sie bieten Lebensqualität als Naherholungsräume, sie prägen das Landschaftsbild und sind bedeutendes Naturerbe.
Forderungen des LBV
Im Zuge der Energiewende will die bayerische Staatsregierung den Ausbau der Wasserkraft vorantreiben und dabei die Stromerzeugung aus Wasserkraft um rund 14 % steigern. Dieses Ziel ist ohne massive Eingriffe in unsere Fließgewässer nicht zu erreichen. In Bayern besteht aus ökologischer Sicht an Fließgewässern kein weiteres Ausbaupotenzial.
Die Diskussion um den Ausbau der Wasserkraft ist bisher vor allem geprägt von der positiven Darstellung der Wasserkraft in den Werbeprospekten von Energieunternehmen. Mit dem gemeinsamen Faltblatt „Die Wahrheit über Wasserkraft“ informieren jetzt der Landesfischereiverband Bayern, der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, der Verein zum Schutz der Bergwelt sowie die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Flussallianzen über die negativen Auswirkungen der Wasserkraft auf die Lebensgemeinschaft Fließgewässer und Aue.
Der LBV fordert deshalb, auf den Ausbau der Wasserkraft zu verzichten. Durch technische Umrüstung, Wärmedämmung und Änderung des Verbrauchsverhaltens kann ein Vielfaches der potenziell nutzbaren Wasserkraft eingespart werden. Wanderungshindernisse an Wasserkraftanlagen müssen für Fische und Kleintiere in beide Richtungen passierbar gemacht werden. Im Hinblick auf die Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie muss die ökologische Durchgängigkeit hergestellt werden. Dies bedeutet auch eine Durchgängigkeit für Geschiebe.
Klares nein auch zu Kleinwasserkraftwerken
Bayern hat im bundesweiten Vergleich mit einem Anteil von 61% die intensivste Nutzung der Flüsse für die Stromerzeugung: von bundesweit ca. 7000 Wasserkraftanlagen finden sich 4250 an Bayerns Fließgewässern und erzeugen 13.069 GWh Strom. Den wesentlichen Beitrag mit 12.000 GWh – also 92 % – leisten allerdings nur 219 Anlagen, die sich vor allem an den alpinen Flüssen Isar, Inn, Lech und Iller befinden. Diese sind aufgrund des hohen Abflusses und der günstigen Gefällesituation für die Wasserkraftnutzung besonders interessant.
Über 4000 Kleinstwasserkraftanlagen mit einer Leistung unter 1000 kW erbringen hingegen insgesamt nur 8%. „Die negativen ökologischen Auswirkungen dieser kleineren Anlagen müssen in Anbetracht des geringen Nutzens hinterfragt werden, und wir brauchen eine Überprüfung, ob diese gerechtfertigt sind“, so Dr. Andreas von Lindeiner, Artenschutzreferent des LBV. „Ungeachtet der Tatsache, dass die bayerischen Flüsse für die Wasserkraft bereits übererschlossen sind, tragen insbesondere die „kleinen“ Wasserkraftanlagen bei weitem nicht zur Lösung unserer Energieprobleme bei.“