Nürnberger Reichswald

Gebietsbeschreibung und Schutzstatus

Kleinspecht | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Der Nürnberger Reichswald ist eines der wichtigsten Gebiete des Kleinspechts

Der Nürnberger Reichswald zwischen Erlangen und Allersberg ist einer der größten zusammenhängenden Waldkomplexe in Bayern. Durch seine langgestreckte Form im ostmittelfränkischen Ballungsraum bei Nürnberg ist er von mehreren Eisenbahntrassen, Autobahnen und anderen Straßen durchschnitten. Das Vogelschutzgebiet hat eine Fläche von 43.160 ha und liegt in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt, Nürnberger Land und Roth, auch haben die Städte Erlangen und Nürnberg im Randbereich Anteile.

Er ist der älteste Kunstforst der Welt und war jahrhundertelang übernutzt durch 800 Jahre Köhlerei und 200 Jahre Streunutzung, sodass auf großen Flächen die Böden verarmt waren und nur noch die Kiefer wuchs. Erst mit Aufgabe der Streunutzung vor 60 Jahren erholten sich die Böden in Jahrzehnten. Eine naturgemäße und naturnahe Forstwirtschaft fördert seit 35 Jahren standortangepasste Laubbäume; dadurch erwächst aus dem ehemaligen „Kiefern-Steckerles-Wald“ ein multifunktionaler, mosaikartiger Mischwald, in dem die Bäume dem Standort angepasst werden und nicht mehr umgekehrt wie früher.

Für eine Übergangszeit von 100 Jahren ist der Reichswald allerdings immer noch von großen Nadelholzbeständen geprägt, insbesondere auf nährstoffarmen Sandböden, die etwa 1/3 der Reichswaldfläche ausmachen. Dennoch ist das große Waldgebiet vor allem in den unteren Mittelgebirgslagen sehr vielseitig: Eingestreut finden sich alte Laubbestände aus Eiche und Buche, Erlenbrüche, tief eingeschnittene Bachschluchten am Jurarand sowie Sandsteinkuppen in den Kieferngebieten. Stark rückläufig sind Weißmoos-Flechten-Kiefernwälder durch den Stickstoffeintrag aus der Luft. Zeitzeugen aus der Waldweidezeit sind mächtige breitkronige Alteichen, die gerne von Spechten zur Höhlenanlage genutzt werden.

Der gesamte Waldkomplex aus den historischen Teilen Lorenzer und Sebalder Reichswald und dem geografischen Südlichen Reichswald ist als Bannwald und Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Fünf Naturschutzgebiete mit insgesamt 1119 ha sowie drei Naturwaldreservate sind im Gebiet verteilt, zwei weitere Naturschutzgebiete sind in Planung.

Arten und Erhaltungsziele

Schwarzstorch im Flug über Wasser | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Neu im Nürnberger Reichswald: der Schwarzstorch

Der Nürnberger Reichswald stellt eines der wichtigsten Gebiete für Spechtarten (Mittel-, Schwarz- und Grauspecht) in Nordbayern dar. Das noch vor 20 Jahren überregional bedeutsame Ziegenmelkervorkommen ist trotz geeigneter Lebensräume ebenso wie das Heidelerchen-Vorkommen stark geschrumpft. Dagegen finden Wespenbussard und Haselhuhn durch die großangelegte Laubholzförderung in allen Reichswaldteilen geeignete Bruthabitate vor. Neueinwanderer sind Uhu und Schwarzstorch.

Ein Biotopverbund von Alten Bäumen, Horst- und Höhlenbäumen im gesamten Staatswald des Nürnberger Reichswaldes zwischen Erlangen und Allersberg schützt und fördert seit 2003 14 EU-relevante Horst- und Höhlenbrüter mit Tausenden erfasster Funktionsbäume.

Der erhalt des Nürnberger Reichswaldes als ausgedehnter, zusammenhängender Waldkomplex mit einer großen Vielfalt an Waldgesellschaften und Sonderbiotopen (Offenbereiche, Bachtäler, Teiche, Kleingewässer, Flugsanddünen) soll sichergestellt und weiterentwickelt werden. Besonders trockene und lichte Kiefernwälder und strukturreiche Misch- und Laubwälder mit Altbäumen sowie Bruchwälder sind essentiell wichtig für die Populationen und Einzelvorkommen seltener und gefährdeter Vogelarten. Ein Programm zur ökologischen Umgestaltung des verarmten Reichswaldes seit 1985 zeigt schon deutliche Erfolge und hat die multifunktionale Wertigkeit erhöht, seit die Bäume älter werden können und Biotopbäume bewusst berücksichtigt werden.

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