Quelle in einem LBV-Schutzgebiet  | © Julia Römheld © Julia Römheld

Quellen - einzigartig und schützenswert

Schutz unserer Quellen seit 30 Jahren

Quellen sind der Ursprung unserer Fließgewässer und mancher Stillgewässer. Als Inbegriff für Natürlichkeit und Reinheit werden sie seit Jahrtausenden als besondere, oftmals sogar heilige Orte geschätzt. Heute wird den Quellen selbst kaum noch Bedeutung beigemessen. Gefasst, verrohrt, verfüllt oder bereits am Quellaustritt verunreinigt beginnt heute der Lauf vieler Fließgewässer. Nur wenigen ist bewusst, dass diese oft kleinen und unauffälligen Orte äußerst sensible Lebensräume für eine Vielzahl von hoch spezialisierten Tier- und Pflanzenarten sind. So spielen selbst die unscheinbarsten Quellen eine wichtige Rolle für die Biodiversität. Ihre Bewohner sind eng an die gleichbleibenden Umweltbedingungen im Grenzbereich zwischen Grund- und Oberflächenwasser angepasst.

Der LBV engagiert sich seit Anfang der 1990er Jahre im praktischen Quellschutz und konnte neben zahlreichen lokalen Aktivitäten fünf überregionale bzw. bayernweite Projekte anstoßen. Dabei haben wir uns im Laufe der Jahre zu einem kompetenten Ansprechpartner in allen Fragen des Schutzes von Quelllebensräumen entwickelt. Zusammen mit dem Landesamt für Umwelt haben wir außerdem eine kostenlose Broschüre zum Thema entwickelt, die Sie hier herunterladen können.

LBV-Schutzgebiet Kalktuffquellen | © Julia Römheld © Julia Römheld

Lebensraum Quelle - Einzigartige Tierwelt

Die gestreifte Quelljungfer, eine schwarze Libelle mit vier Flügeln und gelben Streifen | © Petra Altrichter © Petra Altrichter
Die gestreifte Quelljungfer legt ihre Eier am Grund der Quellgewässer ab. Im kalten Wasser wachsen ihre Larven dann sehr langsam heran: es dauert drei bis fünf Jahre bis sie schlüpfen und ausgewachsene Libellen werden

Quellen sind der Ursprung des Lebens in unserer Landschaft. Ihre Artenvielfalt macht sie so einzigartig wie ein Urwald. An Quellen kommt das Grundwasser ans Tageslicht. Nach dem langen Weg durch den Untergrund zeichnet sich Quellwasser durch besondere Eigenschaften aus: Seine Temperatur liegt konstant um die sieben bis elf Grad Celsius - im Winter wie im Sommer.

Bei Schneebedeckung sind Quellen als grüne Inseln deshalb besonders leicht zu entdecken. Außerdem enthält unbeeinträchtigtes Quellwasser relativ wenig Nährstoffe und wenig Sauerstoff.

Quellen sind auch einzigartige, besonders strukturreiche Lebensräume. Hier sind Wasser- und Landbereiche auf kleinstem Raum mosaikartig eng miteinander verzahnt. Viele Arten haben sich darauf spezialisiert: Rund 500 Arten sind in Europa auf das Biotop "Quelle" angewiesen. Quellen sind damit ähnlich wie ein Urwald, ,der, einmal zerstört, nicht wieder so entstehen kann, wie er einmal war.

Als Lebensraum sind Quellen daher von großer Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt.

Quellschutz ist Klimaschutz

Quellen sind aufgrund ihrer konstanten Wassertemperatur und ihrer Nährstoffarmut ein sehr guter Indikator für Veränderungen ihres Einzugsgebietes. Mit dem Klimawandel und der zunehmenden Erwärmung der Erde steigt die Bedeutung dieses Lebensraums als Rückzugsgebiet für kälteliebende Arten. Speziell in großflächigen Offenlandquellen bilden sich häufig Torfe, die wiederum die Treibhausgase CO2 und Methan speichern. Der Schutz dieser Biotope vor Entwässerung leistet somit auch einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz.

Warum Quellen so gefährdet sind

Ausgebaggerte Quelle - Eggerbach | © Eva Schubert © Eva Schubert
Ausgebaggerte Quelle

Heute ist der einzigartige Lebensraum Quelle stark gefährdet . Die meisten Quellen sind massiv geschädigt oder zerstört.

Quellen sind kleine oder kleinräumige Lebensräume. Oft umfasst der Bereich, der von den Quellspezialisten besiedelt wird, nur wenige Quadratmeter. Schon vermeintlich geringe Störungen können zu einem Totalverlust dieses einzigartigen Lebensraumes führen. Im Gegensatz zu manchen anderen Lebensräumen können die über Jahrtausende gewachsenen Quellbiotope kaum wiederhergestellt werden.

In den vergangenen Jahrhunderten wurden zahlreiche Quellen gefasst, um Trink- oder Brauchwasser für die menschliche Nutzung zu gewinnen. Oft wird dabei so viel Quellwasser abgeleitet, dass der Quellbach im Sommer trockenfällt - und mit ihm der Lebensraum hoch spezialisierter Wassertiere und Pflanzen. Viele dieser Quellfassungen sind heute nicht mehr in Gebrauch, da sich die Wasserqualität im Laufe der letzten Jahrzehnte verschlechtert hat. Die Bauwerke wurden aber meist nicht entfernt, sondern dem Verfall überlassen.

Zur Verschönerung der Landschaft wurden Quellen auch entlang von Wanderwegen oft gefasst. Dadurch ist der Übergang zwischen Grund- und Oberflächenwasser zerstört. Auch können die Quellen und ihr Umfeld als Rastplatz für Wanderer starken Trittschäden ausgesetzt sein.

Verrohrung einer Quelle | © Eva Schubert © Eva Schubert
Verrohrungen im Quellbach folgt oft ein Absturz – eine unüberwindbare Barriere.

Wassertretbecken oder Teiche im Quellabfluss können eine Quelle ebenfalls zerstören. Die empfindliche Quelllebensgemeinschaft ist an sauberes, kühles Wasser angepasst. Sie wird daher von der Erwärmung des angestauten Wassers und dem Eintrag von Nährstoffen massiv beeinträchtigt.

Von landwirtschaftlich genutzten Flächen sind Quellen fast ganz verschwunden. Im Zuge der Bodenordnung wurden nahezu alle Feuchtflächen trocken gelegt, um die Bewirtschaftung der Felder zu erleichtern und den Ertrag zu steigern. Quellbäche wurden begradigt und in Entwässerungsrinnen umgewandelt. Bei Regen werden zudem Nährstoffe aus den angrenzenden Ackerflächen eingeschwemmt, die die empfindlichen Tiere und Pflanzen der Quellbiotope erheblich beeinrächtigen.

Wenn Wege den Quellbach queren, wird dieser oft verrohrt. Dadurch wird die Durchgängigkeit des Gewässers unterbrochen und somit der Lebensraum und die Wanderung der Quelllebewesen eingeschränkt.

Fichten, die anstelle typischer, gewässerbegleitender Laubbaumarten wie Erle oder Weide gepflanzt wurden, beeinträchtigen häufig Waldquellen. Die dichten Kronen beschatten Quellpflanzen, so stark, dass sie absterben. Die Nadelstreu führt auch zu einer Versauerung von Boden und Quellwasser.

Projekt Quellschutz in Bayern

Feuersalamander | © Wolfgang Lorenz © Wolfgang Lorenz
Feuersalamander brauchen naturnahe und sauerstoffreiche Quellbäche

Das Projekt „Quellschutz in Bayern“ wird seit 2009 durchgeführt. Ziel des vom Landesamt für Umwelt (LfU) finanzierten Projektes ist es, den Quellschutzgedanken in die bayerischen Gemeinden und an Privateigentümer weiterzutragen.

Dies geschieht nicht nur im Rahmen von Informationsveranstaltungen, auch bei der Planung und Umsetzung von Quellschutzmaßnahmen steht der LBV allen Beteiligten beratend zur Seite. Ein weiterer Schwerpunkt sind fachliche Themen, z.B. der Schutz von Quellmooren in Südbayern oder die Verbesserung der Lebensbedingungen seltener Quellschnecken, Quelljungfern oder der Larven des Feuersalamanders.

Aktionsprogramm Quellen

Mit den Partnern Landesamt für Wasserwirtschaft (LfW) und später dem Landesamt für Umwelt (LfU) wurde 2001 ein Projekt ins Leben gerufen, mit dem die Grundlagen für den praktischen Quellschutz in Bayern erarbeiten wurden. Mit diesem Programm wurde das Augenmerk verstärkt auf den schutzwürdigen Lebensraum Quelle gelenkt. Es wurden Instrumente geschaffen , mit denen Quellen in Bayern koordiniert erfasst und bewertet werden können. Natürliche und naturnahe Quellen können so besser geschützt werden, während bereits geschädigte Quellen anhand eines Maßnahmenkatalogs nach Möglichkeit renaturiert werden.

Sie können uns beim Schutz der Gewässer und Quellen auch mit einer Spende unterstützen!

Ihre Fragen beantwortet Ihnen:

Eva Schubert

0 91 74 / 47 75 - 73 65

Broschüre „Quellen – einzigartig und schützenswert“ zum Download

Die neue Broschüre „Quellen – einzigartig und schützenswert“, die von LBV und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt erstellt wurde, informiert über den stark gefährdeten Lebensraum und bietet Gemeinden, Landwirten und Landwirtinnen, Forstwirtschaft betreibende Person oder Privatperson, die aktiv zum Quellschutz beitragen möchten, Hilfestellungen und Beratung an. Hier können Sie die Broschüre kostenlos herunterladen.

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