Artenvielfalt durch Fairpachten: Gut beraten – Hand in Hand für die Natur

Kostenloses Beratungsangebot für Landeigentümer und Landeigentümerinnen

Der LBV engagiert sich mit vielen Projekten für den Erhalt und die Wiederherstellung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft und ist Fairpachten-Kooperationspartner für Bayern. Gemeinsam gehen wir mit Landeigentümer/innen und Landwirtschaft neue Wege und zeigen dabei, dass effektiver Naturschutz auch in intensiv genutzten Landschaften möglich ist.

Feldlerche sitzt in einer Wiese | © Frank Derer © Frank Derer
Bodenbrüter wie die Feldlerche benötigen Schonzeiten bei der Wiesenmahd.

Auf Deutschlands Äckern und Wiesen wird es immer stiller. Das Insektensterben und der Rückgang der Vogelwelt haben dramatische Ausmaße angenommen. Immer mehr Landeigentümerinnen und Landeigentümer wünschen sich deshalb eine naturschonende Bewirtschaftung ihrer Flächen.

Rund 60 % der Agrarflächen in Deutschland werden verpachtet. Ob Blühstreifen am Ackerrand oder ein Feldlerchenfenster im Getreide: Landeigentümer/innen können Naturschutzmaßnahmen in ihren Pachtverträgen vereinbaren und damit einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Welche Naturschutzmaßnahmen für Ackerflächen, Wiesen oder Weiden sinnvoll sind, hängt von vielen Faktoren ab.

Eine naturschutzfachliche Beratung kann hilfreich sein. Hier setzt das Projekt Fairpachten an – ein kostenloses Beratungsangebot der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe.

Mehr Artenvielfalt in der Agrarlandschaft - So funktioniert's!

Kiebitz brütet auf einem Acker | © Hans-Joachim Fünfstück © Hans-Joachim Fünfstück
Kiebitze brüten gern auf Äckern

Fairpachten bietet allen, die landwirtschaftliche Flächen verpachten und sich mehr Natur wünschen, eine individuelle Beratung an. Die Wünsche der Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer sowie die örtlichen Gegebenheiten stehen im Zentrum unserer Beratung.

Im persönlichen Gespräch werden geeignete Naturschutzmaßnahmen identifiziert und erläutert, was deren Umsetzung in der Praxis bedeutet. Wir stellen passende Vertragsvorlagen zur Verfügung und weisen darauf hin, wenn für geeignete Naturschutzmaßnahmen Fördermöglichkeiten bestehen. Auf dieser Grundlage können Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer mit ihren Pächterinnen oder Pächtern Maßnahmen für mehr Artenvielfalt vereinbaren – Hand in Hand für die Natur.

Die Beratung wird von bundesweit aktiven Regionalberaterinnen und Regionalberatern übernommen. In der Beratung werden eine Vielzahl von Naturschutzmaßnahmen berücksichtigt. Alle Naturschutzmaßnahmen beziehen sich auf landwirtschaftliche Flächen – Ackerflächen und Grünland.

Gemeinsam aktiv in Bayern

Wenn auch Sie sich aktiv für den Erhalt der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft auf Ihren Flächen einsetzen wollen oder uns ehrenamtlich unterstützen wollen, dann melden Sie sich bei uns – jeder Beitrag zählt!

Das Projekt Fairpachten wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.

Kontakt

Barbara Ströll
Fairpachten-Regionalberatung Bayern
Tel.: 09158 9287609
E-Mail:
Web: www.fairpachten.org

Artenvielfalt durch Fairpachten - Interview mit Barbara Ströll

Auf Äckern und Wiesen wird es immer stiller. Das Insekten sterben und der Rückgang der Vogelwelt haben dramatische Ausmaße angenommen. Immer mehr Landbesitzende wünschen sich deshalb eine naturschonendere Bewirtschaftung ihrer Flächen zum Schutz der Artenvielfalt. Wie das geht, erläutert Barbara Ströll, Regionalberaterin für Bayern im Projekt „Fairpachten“ der NABU-Stiftung Nationales Natur erbe.

INTERVIEW: JASMIN HELM

Wie können Verpächterinnen und Verpächter für mehr Artenvielfalt auf ihren Wiesen, Weiden und Äckern sorgen?

Barbara Ströll: Sie können mit den Landbewirtschaftenden ökologische Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität im Pachtvertrag vereinbaren: von der vielfältigen Fruchtfolge über blühende Ackerrandstreifen bis hin zum Verzicht auf Pestizide. Vieles ist hier möglich.

Was ist Ihre Rolle dabei?

Zunächst befrage ich die Landbesitzenden zu ihren Vorstellungen und ob sie mit den Landbewirtschaftenden bereits im Gespräch sind. Wenn möglich, schauen wir uns gemeinsam per Online-Videokonferenz die Flächen im Luftbild an, um einen gemeinsamen Eindruck von der Lage der Flächen und deren Umgebung zu bekommen. Im Bayernatlas sehen wir auch, ob kartierte Biotope angrenzen oder betroffen sind. Dann besprechen wir, was dort aus naturschutzfachlicher Sicht sinn voll wäre und wie das im Rahmen der Pachtvereinbarung umgesetzt werden könnte.

Getreidefeld mit Blühstreifen, wo viele bunte BLumen wie Mohn wachsen | © Dr. Eberhard Pfeuffer © Dr. Eberhard Pfeuffer
Randstreifen mit Ackerwildkräutern bieten Nahrung und Schutz für Insekten und andere Arten.

Was sind die nächsten Schritte?

Es hilft natürlich, wenn die Verpächterinnen und Verpächter ihre Flächen gut kennen und wissen, welche Feldfrüchte angebaut werden oder wie es dort um die Lebensraum- bzw. Artenvielfalt bestellt ist. Dann können sie – mit dem Wissen aus der Beratung – gut allein mit ihren Landbewirtschaftenden über die Flächen sprechen und klären, welche gewünschten Maßnahmen umsetzbar sind. Aber auch, wenn diese Ortskenntnis fehlt und die Landbesitzenden weiter entfernt wohnen, kann ich helfen, die passenden Maßnahmen zu ihren Vorstellungen einer nachhaltigen Verpachtung zu finden.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Ein Milchviehbetrieb braucht auch junges, eiweißreiches Gras für sein Vieh, und damit einen frühen Schnitt bei der Wiesenbewirtschaftung. Eine späte erste Mahd kommt hier eher nicht in Frage. In diesem Fall können Verpächterinnen und Verpächter zum Beispiel vereinbaren, dass nur noch zweimal im Jahr gemäht wird und zwischen den Mahdterminen etwa acht Wochen Zeit bleibt. In dieser Bewirtschaftungspause können die wiesenbrütenden Vogelarten ihre Brut aufziehen. Die Nester werden nicht vom Mähwerk zerstört.

Gibt es auch geeignete Naturschutzmaßnahmen im Winter?

Der Boden muss auch im Winter bedeckt und durchwurzelt sein, damit die Bodenlebewesen mit Futter versorgt sind, sobald sie wieder aktiv werden. Außerdem ist der Boden so gegen Verwitterung und Erosion geschützt. Dauerhafte Randstreifen oder Hecken am Acker bieten Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten. Manche Wildbienen-Arten legen ihre Eier in den Pflanzenstängeln von Stauden ab, die deshalb über den Winter stehen bleiben sollten. Außerdem bieten Randstrukturen Futter und Deckung für Rebhuhn & Co.

Mittlerweile fehlen diese Randstrukturen jedoch häufig …

Genau. Im Bayernatlas zeigen die Luftbilder, wie die Landschaft strukturiert ist. Dabei erkennt man, dass Randstrukturen an den Feldern fehlen. Früher war die Landschaft kleinstrukturierter und von Hecken, Ackerrainen und Feldwegen durchzogen. Diese Randstrukturen sind von grundlegender Bedeutung für die Biodiversität, weil auch Feldvögel, Hasen und andere Kleintiere dort Brut- und Rückzugsmöglichkeiten und Nahrung finden

Blühfläche an einem Acker | © Dr. Eberhard Pfeuffer © Dr. Eberhard Pfeuffer
Brachefläche und Blühstreifen auf dem Feld liefern Nahrung und Schutz für Feldvögel und Insekten

Verpächterinnen und Verpächtern kommt also eine wichtige Rolle beim Erhalt und der Förderung der Biodiversität zu. Können auch Menschen, die keine landwirtschaftlichen Flächen besitzen, etwas zur Artenvielfalt beitragen?

Sie können Landbesitzende aufmerksam machen auf ihre Gestaltungsmöglichkeiten. Ebenso kann man Kirchen und Kommunen ansprechen, die häufig viele Hektar Land besitzen, und sie über das Fairpachten-Beratungsangebot informieren. Diese können nachfolgend dann weitere Schritte für eine nachhaltige Verpachtung im Sinne von Klimaschutz, Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität planen.

Und wie sind Sie zu Fairpachten gekommen?

Ich engagiere mich seit vielen Jahren für Biodiversität in der Agrarlandschaft und mache Bildungs-, Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit dazu. In Verbindung mit meinen Vogelstimmenwanderungen konnte ich selbst beobachten, wie Vogelarten mit zunehmender Intensivierung der Wiesenbewirtschaftung verschwinden. Als Regionalberaterin für Fairpachten kann ich Menschen dabei unterstützten, sich ebenfalls für die Biodiversität zu engagieren. Das ist mir wichtig.

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