Wertvollstes Naturschutzgebiet in Zentralasien in Gefahr
LBV protestiert gegen Straßenbau in der Mongolei
Das Großgobi-Naturschutzgebiet A im Südwesten der Mongolei ist weltweit ein Hotspot der Artenvielfalt. Doch nun plant die mongolische Regierung die Eröffnung eines Grenzübergangs zum benachbarten China und den Bau einer 640 km langen Straße quer durch das Naturschutzgebiet. Der LBV, der sich seit 15 Jahren in diesem Gebiet für den Schutz der Biodiversität engagiert, protestiert auf das Schärfste gegen dieses Infrastrukturvorhaben und fordert die mongolische Regierung zum Umdenken auf.

Das Großgobi-Naturschutzgebiet A zählt mit über 5 Millionen Hektar zu einem der größten Naturschutzgebiete der Erde. Das Gebiet umfasst weite Teile der sogenannten Transaltai-gobi, einem Wüstengebiet im äußersten Südwesten der Mongolei. Das Naturschutzgebiet ist, abgesehen von einer kleinen Oase, unbewohnt. Es gibt keinerlei Straßen oder andere Infrastruktur. Durch die Unberührtheit und den strengen Schutz konnte ein weltweit einzigartiges Refugium für eine Vielzahl seltener und stark bedrohter Arten erhalten werden. Im Gebiet überlebte beispielsweise eine von weltweit nur noch drei Populationen des Wildkamels. Eine Besonderheit ist der Gobibär, eine Braunbärenart, die heute nur noch mit etwa 50 Exemplaren in diesem Naturschutzgebiet vorkommt. Die Liste ließe sich fortsetzen und belegt eindringlich den Wert des Gebietes für den globalen Arten- und Biotopschutz. Im Regierungsplan der mongolischen Regierung für die Jahre 2024-2028 wurde nun die Eröffnung eines Grenzübergangs nach China in Naransewstei direkt auf dem Gebiet des Naturschutzgebietes geplant. Von diesem Grenzübergang aus soll eine Straße bis ins 640 km entfernte Altai gebaut werden, die dort an das bestehende mongolische Straßennetz anschließen soll. Das kommt einer Katastrophe für die dort lebenden Arten nahe. Die Tiere sind auf große ungestörte Räume angewiesen, wie es sie ansonsten nicht mehr gibt. Ein Straßenbau durch dieses letzte Refugium würde die Lebensräume zerschneiden und scheue Arten, wie den Gobibären, das Wildkamel oder auch den Wildesel nachhaltig schädigen.

Der LBV unterstützt seit 2010 ein Projekt des mongolischen Naturschutzverbandes Mongolian Conservation Biology Society (MCBS), der Nationalen Universität der Mongolei (NUM) und der Verwaltung des Großgobinaturschutzgebietes. In Echin Gol, der einzigen bewohnten Oase im Gebiet, wurde eine Station zum Schutz des Gobibären aufgebaut, die auch der Erforschung der gesamten Biodiversität dient. In den letzten Jahren konnten mit LBV-Unterstützung wertvolle Erkenntnisse über das Vorkommen und die Biologie des Gobibären, sowie der gesamten Biodiversität gewonnen werden. Diese Erkenntnisse belegen einmal mehr den Wert und die Schutzwürdigkeit des Gebietes.
In der Mongolei hat sich eine Bürgerbewegung gebildet, in welcher Naturschutzorganisationen aber auch Vertreter der lokalen Verwaltungen gegen die Pläne protestieren. Wir dürfen diese Proteste nicht allein lassen, denn es handelt sich hier um ein Gebiet, für das die Mongolei eine globale Verantwortung trägt.
Der LBV appelliert deshalb eindringlich an die mongolische Regierung das Vorhaben aufzugeben und auch zukünftig für einen strikten Schutz des Großgobinaturschutzgebietes A einzutreten.