Gemeinsames Projekt von LBV und Landkreis Roth: Kommunale Biodiversität

Aufbau eines Flächenmanagements im Landkreis Roth

Kommunale Flächen sind Teil unserer Kulturlandschaft und bieten ein hohes Potential, die Artenvielfalt vor der eigenen Haustüre zu steigern. Ziel des gemeinsamen Projekts, welches vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert wird, ist der Aufbau einer Arbeitsgrundlage für die am Projekt beteiligten Kommunen und Gemeinden zur verbesserten Pflege und Entwicklung ihrer öffentlichen Flächen. Eine gezielte Umsetzungsberatung der Empfehlungen soll helfen die Biodiversität zu fördern.

Stukturreiche Kulturlandschaft bietet Vielfalt | © Patricia Danel © Patricia Danel
Kulturlandschaft bietet Lebensraum - Strukturreichtum generiert Artenvielfalt

Was sind eigentlich kommunale Flächen?

Alle Grundstücke, die sich im Eigentum von Gemeinden und Städten befinden, werden so bezeichnet. Das könnten sein:

  • Flächen, die land- und forstwirtschaftlich genutzt werden
  • nicht genutzte Flächen in der Flur, wie z.B. Ackerraine, Feldwege, Gehölzflächen, Wegränder und Straßenbegleitgrün
  • innerörtliche Grünflächen
  • Quellen und Bäche, sogenannte Gewässer dritter Ordnung

Projektinhalte

Feuchtwiese mit Margeriten und Kuckucks-Lichtnelke | © Patricia Danel © Patricia Danel
Grünflächen können solange ungemäht bleiben bis die vorhandene Vegetation sich aussamt

Im Rahmen des dreijährigen Projekts werden Lage und aktueller Zustand der Flächen analysiert und bewertet. Daraus entsteht eine flächenscharfe Arbeitsgrundlage für die am Projekt beteiligten Kommunen Allersberg, Heideck, Hilpoltstein, Röttenbach und Thalmässing mit ca. 3000 ha kommunalen Flächen, die im Sinne der Artenvielfalt entwickelt werden können.

  • Bewertung der aktuellen Situation auf der Fläche
  • Formulierung eines Zielzustands: Wie soll sich eine Fläche entwickeln?
  • Erstellung einer flächenscharfen Kartengrundlage mit optimaler Pflege und Entwicklungsempfehlungen
  • Umsetzungberatung für Bauhöfe und Bewirtschafter/Pächter der kommunalen Flächen

Dabei ist auf verschiedene Lebensraumtypen einzugehen: Offenlandhabitate wie Feuchtwiesen, Sandmagerrasen, Gebüsche und Hecken, aber auch gewachsene Wälder und deren Quellen und Bäche.

Problematik und Erste Pflegemaßnahmen

Grasnelken auf einem Sandmagerrasen | © Patricia Danel © Patricia Danel
Die Farbenpracht des gefährdeten Habitats Sandmagerrasen dauert nur kurz an

In vielen Fällen besteht ein Wissensdefizit über den naturschutzfachlichen Wert der Flächen, sodass es infolgedessen oftmals zu nicht angepasster Pflege oder Nutzung kommt, die sich negativ auf die Biodiversität auswirken kann. 

Schon 2020 sollen erste Maßnahmen umgesetzt werden, um bei Projektende auf erste Referenzen für angepasste Flächenpflege zurückgreifen zu können. Gefährdete sowie besonders schützenswerte Lebensräume sind naturnahe Quellen oder immer seltener werdende Sandmagerrasen.

Die Priorität liegt dabei auf der Begutachtung der vorhandenen Flora und Fauna auf entsprechenden Flächen. Oftmals werden wertvolle Strukturen nicht als solche erkannt und es findet ein Umbrechen solcher "uninteressanter" Flächen statt, auf welchen im Anschluss eine künstlich angelegte Blühfläche entsteht.

 

Wie können solche Maßnahmen aussehen?

Gerstenfeld mit Klatschmohn und Kornblume | © Patricia Danel © Patricia Danel
Durch Saatgutreinigung haben es Ackerwildkräuter schwer - Mohn und Kornblume inmitten eines Gerstenfeldes

Gebunden an den vorhandenen Lebensraum und die umgebende Landschaft könnte im Sinne des Biotopverbunds beispielsweise eine Hecke neu angelegt werden, Altgrasstreifen ungemäht über den Winter stehen gelassen werden oder das Mahdmanagement öffentlicher Flächen geändert werden. Dem oft kritisierten Mulchen beispielsweise und der damit einhergehenden Vernichtung der Flora und Fauna sowie deren Lebensräumen kann somit zukünftig entgegengewirkt werden.

Oftmals reichen schon kleine Eingriffe aus, um die Artenvielfalt zu erhalten und zu steigern. Beispielsweise ein angepasstes Mahdmanagement wie ein geänderter Mahdzeitpunkt, selteneres oder abschnittsweises Mähen sorgt schon für einen Teilerhalt der vorhandenen Insektenpopulation und lässt der Flora die Möglichkeit zur Entfaltung. So haben die Pflanzen beispielsweise die Möglichkeit ihre Samen überhaupt zu produzieren. Stehen gelassene Altgrasstreifen ermöglichen den darin überwinternden Insekten den Vollzug ihres Reproduktionszyklus. Gefährdete Ackerwildkräuter,aber auch sogennante "Unkrautfluren" mit Brennnessel und Distel haben als Futterpflanze und Nektarspender eine Daseinsberechtigung.

 

 

Ihr Ansprechpartner zum Projekt "Kommunale Biodiversität"

Patricia Danel - M. Sc. Biologie- Projektmanagerin „Kommunale Biodiversität - Flächenmanagement im Landkreis Roth

Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), Referat Landschaftspflege, Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
E-Mail:

Telefon: 09174/4775-7366, Fax 09174/4775-7075

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