Gefährdungsursachen und Schutzmaßnahmen

Verbauungen und Verrohrungen

Verrohrungen | ©Zoran Jokic ©Zoran Jokic
Verrohrung an einer Quelle

Viele Quellstandorte wurden in der Vergangenheit durch bautechnische Maßnahmen stark verändert. Dabei wurden Quellbereiche gefasst und komplett zerstört.

Größere Schäden verursachten Eingriffe in den Quellabfluss, wie z.B. Verrohrungen und Aufstau. Großflächige Sickerquellen wurden durch Gräben oder unterirdische Sickerrohre entwässert. Derartige Beeinträchtigungen führen zur Zerstörung der Lebensraumstrukturen in Quellen. Die Kleinsthabitate für die typischen Quellorganismen gehen somit verloren.

Bei der Kreuzung von kleinen Fließgewässern mit Verkehrswegen werden sehr häufig glatte Betonrohre verwendet. Für wandernde Gewässerorganismen stellen sie unüberwindbare Hindernisse dar.

Fichtenaufforstungen im Quellbereich

Fichten an einer Kalktuffquelle | © Zoran Jokic © Zoran Jokic
Fichten an einer Kalktuffquelle

Aufgrund des in Bachtälern herrschenden Kleinklimas (hohe Luftfeuchtigkeit etc.) sind viele Quellen von Fichtenaufforstungen umgeben. Die Fichte kommt im Projektgebiet natürlicherweise nicht vor. Der standortfremde Baumbestand bewirkt eine ganzjährige Beschattung der Quellregion und führt zum Absterben der typischen Moospolster.

Dadurch wird die Tuffbildung stark eingeschränkt. Zusätzlich führt der Nadeleintrag zur Veränderung des typischen Quellsubstrates und zur Versauerung des Oberbodens im Quellumfeld. Beim Neubau, Ausbau oder der Verlegung von Forstwegen werden Kalktuffbereiche mechanisch stark geschädigt oder nahezu komplett zerstört.

Diese Faktoren haben ein deutliches Absinken der Artenvielfalt in den Quellen und deren Umfeld zur Folge.

Ablagerungen und Einleitungen

Kalktuffquellen befinden sich oft in Waldrandlage, an Grenzen zwischen unterschiedlichen Landnutzungsformen oder unterhalb von Geländestufen. Solche Standorte werden bevorzugt zum Abladen von Müll, Bauschutt oder organischem Abfall missbraucht.

Dabei kann der Standort vollständig verschüttet bzw. der Untergrund so stark verdichtet werden, dass die Quellen versiegen. Aus angrenzenden Ablagerungen und Einleitungenlandwirtschaftlichen Nutzflächen gelangen Düngemittelrückstände oder Pestizide in den Quellbereich.

Sie beeinflussen die Wasserqualität und somit die Lebensraumbedingungen für hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

Wissenslücken

Wegen ihrer Kleinflächigkeit wirken Quellbiotope oft unscheinbar. Ihre hohe ökologische Wertigkeit wird oft übersehen oder nur als geringfügig eingeschätzt.

Bei zahlreichen Fachplanungen werden sie nicht als eigenständiger Lebensraumtyp betrachtet. Die mangelnde Sachkenntnis über Kalktuffquellen hat zur Folge, dass die hochsensiblen Biotope sowohl direkt wie z.B. durch Begehen, Befahren, als auch indirekt durch Zerstörung des Quellumfelds irreversibel beeinträchtigt werden.

Ralf Hotzy

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Schutzmaßnahmen

Rückbaumaßnahmen

Rückbau einer Verrohrung an der steinernen Rinne bei Rohrbach im Projektgebiet | ©Zoran Jokic ©Zoran Jokic
Rückbau einer Verrohrung an der steinernen Rinne bei Rohrbach im Projektgebiet

Quellen, deren Strukturen durch Verbauungen bzw. Verrohrungen stark verändert oder zerstört sind, können durch Umgestaltung in einen Zustand versetzt werden, der den ursprünglichen Verhältnissen nahe kommt. Somit können sich die typischen Quellorganismen wieder ansiedeln.

Dieser Vorgang kann beschleunigt werden, indem auch im Quellbach vorhandene Barrieren entfernt werden.

Waldumbau

Waldumbau | © Zoran Jokic © Zoran Jokic
Waldumbau bei Tandl

Das Auflichten der vorherrschenden Fichtenkulturen in unmittelbarer Nähe der Quellen verbessert den Lichteinfall. Davon profitieren die Tuff bildenden Moose und andere typische Pflanzenarten, die nun wieder unter optimalen Bedingungen Photosynthese betreiben können.

Folglich wird auch das Tuffwachstum begünstigt. Durch den Umbau der Fichtenbestände zu standortgerechten Laubmischwäldern wird das Umfeld der Kalktuffquellen im Hinblick auf Kleinklima und Bodenversauerung optimiert.

Beseitigung von Ablagerungen

Bauschutt, Gartenabfälle und Ablagerungen aus der forstwirtschaftlichen Nutzung beeinträchtigen die charakteristischen chemischen und organischen Standortbedingungen im Quellbereich.

Nach Beseitigung der Ablagerungen können sich die natürlichen Standortverhältnisse wieder einstellen.

Pacht und Grunderwerb

Die Anpachtung bzw. der Erwerb von Flächen in unmittelbarer Nähe von Kalktuffquellen bietet die Möglichkeit, das Quellumfeld im Sinne des Quellschutzes gezielt umzugestalten oder zu bewirtschaften.

So können Pufferzonen eingerichtet werden, um negative Einflüsse wie Schadstoffeinträge aus umliegenden Flächen zu verhindern.

Abzäunung

Mit einer Abzäunung kann eine besonders sensible, bereits beeinträchtigte oder potentiell gefährdete Quelle dauerhaft geschützt werden.

Der Zaun wirkt dabei als optische und physische Barriere. Besonders bei Quellen mit großem Besucherandrang trägt der Zaun entscheidend zur Erholung des Bereiches bei.

Öffentlichkeitsarbeit

Kindergruppe an einer Quelle | ©Zoran Jokic ©Zoran Jokic
Exkursion zu einer Kalktuffquelle. Durch Maßnahmen wie diese kann der LBV über die Besonderheiten der sensiblen Lebensräume, ihre Gefährdung und mögliche Schutzmaßnahmen informieren.

Die Information der Öffentlichkeit über die Ökologie der Kalktuffquellen schafft eine Basis für den zukünftigen Quellschutz. Mit Hilfe von Internetpräsentationen, Faltblättern, Broschüren, Vorträgen und Exkursionen kann der LBV über die Besonderheiten der sensiblen Lebensräume, ihre Gefährdung und mögliche Schutzmaßnahmen informieren.

Trotz der Vielzahl von Schutz und Sanierungsmaßnahmen kann nicht in allen Fällen der ursprüngliche Zustand mit dem entsprechenden Artenspektrum vollständig wiederhergestellt werden. Dies gilt vor allem bei den Zoozönosen. Einige Tierarten sind in ihrer Mobilität und ihren Lebensraumansprüchen extrem eingeengt. Mit zunehmender Entfernung von der Quelle stellen sich auch in naturbelassenen Fließgewässern Änderungen im Wasserchemismus und bei den Temperaturen ein, mit denen diese Arten nicht zurecht kommen. Wanderbewegungen innerhalb der Fließgewässer sind somit ausgeschlossen.

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