Ein Paradies - nicht nur für Lerchen

Das LBV-Schutzgebiet Lange Berge im Landkreis Coburg

Ende der 1990er Jahre initiierte der LBV ein Projekt entlang des Muschelkalkzuges im Landkreis Coburg. Ziel waren der Erhalt und die Wiederherstellung eines großräumigen Biotopverbunds von Trockenstandorten zwischen den Thüringer Muschelkalkplatten und dem Frankenjura.

Zwergbläuling | © Dr. Eberhard Pfeuffer © Dr. Eberhard Pfeuffer
Von den Wildkräutern in den Langen Bergen leben neben vielen Vogelarten auch Insekten wie der Zwergbläuling.

Landschaftsgestaltung mit gefährdeten Ackerwildkräuter und Kulturpflanzen

Heidelerche | © Rosl Rößner © Rosl Rößner
Im Schutzgebiet fühlt sich neben der Feldlerche auch die hier gezeigte Heidelerche wohl.

Insgesamt besitzt der LBV heute im Biotopverbundprojekt im Coburger Land 101 Hektar. In enger Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband wurden nach und nach im gesamten Projektgebiet, und damit auch auf den LBV-Flächen, über 250 Hektar Flächen entbuscht, gemäht, bepflanzt oder mit Heusaat belegt.

Eine Besonderheit war in diesem Zusammenhang ein Teilprojekt, dass sich mit dem Erhalt der Vielfalt von Ackerwildkräutern, wie zum Beispiel Sommer-Adonisröschen, Ackerkohl, Krähenfuß oder Acker-Haftdolde, und der Sicherung alter, vom Aussterben bedrohter Kultursorten wie Emmer, Einkorn und Linsen beschäftigte. Zusammen mit engagierten Biolandwirten wurden hier einerseits Schutzäcker für Ackerwildkräuter eingerichtet, andererseits die gefährdeten Kulturpflanzenarten wieder angebaut und erfolgreich vermarktet.

Die hier federführende Biolandwirtin Nora Wölfert aus Ahlstadt erhielt dafür vom Bayerischen Umweltministerium im Juni 2018 die zum ersten Mal vergebene Auszeichnung „Naturschutzpartner Landwirt“

Wiesenweihe steigt aus einem Feld auf | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Die Wiesenweihe ist ein Neuling der letzten zehn Jahren auf den Langen Bergen.

Heimat für seltene Insekten- und Vogelarten

Neben Wildkräutern sind natürlich auch viele Insektenarten in und um die mageren Kalkscherbenäcker beheimatet. Die Rotflügelige Schnarrschrecke, der Zwergbläuling oder das Esparsettenwidderchen haben hier ihren Lebensraum behalten neben Vogelarten wie Heidelerche, Wendehals und Raubwürger. Die beiden erstgenannten Vogelarten brüten noch alljährlich hier, der Raubwürger zumindest unregelmäßig. Als Neuling der letzten zehn Jahre kann man heute die Wiesenweihe auf den Langen Bergen beobachten, die aus Unterfranken gekommen ist. Auch Wachtel, Rebhuhn und Braunkehlchen sind regelmäßige Brutvogelarten.

Feldlerche sitzt auf einem dünnen Baumstumpf | © Pierre Schulz © Pierre Schulz
Im Schutzgebiet kann die Feldlerche zwei Bruten im Jahr aufziehen.

Brutgebiet für Feldlerchen

Ebenso kommt die Feldlerche hier noch in größerer Zahl vor. Bereits ab Februar sind die Zugtrupps schön zu beobachten. Einige Lerchen beginnen dann mit dem Revierverhalten und markieren meist im Wintergetreide, aber auch im Magerrasen daneben mit markantem Singflug ihr Brutrevier. Die Erstbrut findet vornehmlich in den Monaten März und April statt.

Zur Zweitbrut benötigen die Lerchen Sommergetreide (zum Beispiel Braugerste) oder einjährige lückige Brachflächen. Da auch weißer Sommeremmer und junge Brachen ins LBV-Schutzackerkonzept integriert sind und das Wintergetreide zudem immer mal Fehlstellen oder Bestandslücken auf den flachgründigen Kalkböden aufweist, können die Feldlerchen hier problemlos ihre Zweitbruten aufziehen. Nahrung für Küken und Altvögel wie kleine Insekten und Sämereien von Wildkräutern gibt es auf den Biolandflächen genug.

Bluthänfling auf einem Ast | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Der Bluthänfling ist ein Heckenbrüter.

Nebenan in den Hecken versorgen Bluthänfling, Stieglitz, Dorngrasmücke und Neuntöter ihre Brut, im angrenzenden lichten LBV-Kiefernwald singt wie eh und je der Baumpieper – allesamt Arten der Roten Liste und der Vorwarnliste.

Schutzprojekt läuft weiter

Das ursprüngliche Bayern-Netz-Naturprojekt ist zwar lange beendet, läuft aber in guten Händen beim LBV Coburg und den Biolandwirten weiter und wird über den Vertragsnaturschutz und die Landschaftspflege gefördert. Heute sind große Teile der Langen Berge als 1.981 Hektar großes FFH-Gebiet Muschelkalkzug ausgewiesen, zusammen mit der Nationalen Naturerbefläche Lauterberg. So nimmt es nicht Wunder, dass der Bereich auch zum laufenden Naturschutzgroßprojekt des Bundes „Grünes Band Rodachtal – Lange Berge – Steinachtal“ gehört, wo der LBV im gleichnamigen Zweckverband vertreten ist. Der wertvolle Biotopverbund kann also auch zukünftig weiter ausgedehnt und optimiert werden.

Über unsere Wiesenbrüter und Feldvögel:

Wiesenbrüter & Feldvögel

© Frank Derer

Wiesenbrüter zählen zu den am stärksten gefährdeten heimischen Vogelarten. 80 Prozent der Feldvögel sind verschwunden! Den Vogelarten der Agrarlandschaften geht es so schlecht wie nie zuvor, einige sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Dabei wissen wir, was wir tun müssen, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Konkret heißt das, Düngemittel und Pestizide zu reduzieren und Strukturen wie Hecken, Blühflächen, Wegränder und Feldraine in die Agrarlandschaft zurückzuholen.

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Feldvögel und Wiesenbrüter richtig bestimmen

© Hans Clausen

Steckbriefe der wichtigsten Vogelarten in Bayerns Agrarlandschaften: Die Brutvögel auf Feldern und Wiesen richtig bestimmen. Im LBV-Wiki finden Sie alle Informationen, die Sie dafür benötigen. Wir haben Ihnen die Steckbriefe der wichtigsten Feldvögel und Wiesenbrüter zusammengestellt. Viel Spaß beim Erforschen der heimischen Vogelwelt!

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Verhalten bei Bodenbrütern

© Claudia Pürckhauer

Die Freizeitnutzung von Wiesenbrütergebieten und vor allem freilaufende Hunde erschweren vielen Vögeln oft die Jungenaufzucht und führen zu vielen Verlusten. LBV-Tipps, wie Sie sich richtig verhalten.

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Warum hat es die Feldlerche in unserer Agrarlandschaft so schwer?

© Frank Derer

Die Feldlerche ist ein typischer Vogel der Kulturlandschaft. Ihre Ansprüche an Vegetation und Landschaftsstruktur ließen sich auch in der modernen Landwirtschaft oftmals erfüllen, wenn man einige Punkte bei der Bewirtschaftung beachten oder ändern würde.

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Volksbegehren Artenvielfalt: Verbesserter Schutz für Wiesenbrüter?

© Frank Derer

Für den Erhalt unserer Wiesenbrüter und ihrer Lebensräume sind die Vorgaben und Ergänzungen des Volksbegehrens Artenvielfalt wichtige Stützen. Doch auch darüber hinaus muss noch mehr für diese hochbedrohten Arten getan werden.

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Bedrohte Feldvögel

© Manfred Delpho

Als Vogel des Jahres 2019 stand die Feldlerche stellvertretend für andere Feldvögel, denen es zum Teil sogar noch schlechter geht. Die immer intensivere Landwirtschaft ist zur Hauptursache für das Artensterben auch in Bayern geworden. Wir stellen Ihnen hier einige Leidensgenossen vor.

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