Warum hat es die Feldlerche in unserer Agrarlandschaft so schwer?
Die Feldlerche - ein typischer Vogel unserer Kulturlandschaft
Die Feldlerche ist ein typischer Vogel der Kulturlandschaft. Ihre Ansprüche an Vegetation und Landschaftsstruktur ließen sich auch in der modernen Landwirtschaft oftmals erfüllen, wenn man einige Punkte bei der Bewirtschaftung beachten oder ändern würde.
Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten
Wenn im Spätwinter unsere bayerischen Feldlerchen aus ihren Überwinterungsgebieten in Südwesteuropa zu uns zurückkehren, dann nähern sie sich in Etappen ihren Brutgebieten.
Zunächst kehren die Männchen Ende Februar, Anfang März zurück. Sie treffen in kleinen Schwärmen auf den Feldern in der Nähe ihres Geburtsortes beziehungsweise in ihrem vorjährigen Brutgebiet ein. Denn die Feldlerche ist ausgesprochen ortstreu. Die Weibchen folgen etwa 10 bis 15 Tage später.
Die Brutgebiete
Als Brutgebiet benötigen Feldlerchen weite, offene Flächen mit niedrigem Bewuchs. Dieser besteht idealerweise aus trockenen bis mittelfeuchten Gras- und Krautfluren.
Der Feldlerche kommt es entgegen, wenn die niedrige Vegetation abwechslungsreich strukturiert und die Vegetationsdecke nicht vollständig geschlossen ist.
Akribisch nimmt sie alle vertikalen Strukturen in ihrem Brutgebiet wahr: Bäume, Feldgehölze, Häuser, Höfe, Schuppen. Zu solchen Strukturen hält sie einen Mindestabstand ein: zu Siedlungen und geschlossenem Wald je nach deren Fläche zwischen 60 und 120 Metern.
Nestanlage
Zur Nestanlage bevorzugt die Feldlerche Flächen, deren Pflanzenbestand mindestens eine Handbreit hoch steht und 20 Zentimeter nicht wesentlich übersteigt.
Getreideäcker passen daher gut ins Suchmuster der Vögel: Ein mit Wintergetreide bestellter Acker hat im Februar/März einen etwa 10 Zentimeter hohen Aufwuchs und zwischen den Saatreihen ist nackte Erde zu sehen.
Die Feldlerche findet ihr Nest ausschließlich durch optische Orientierung. So ist es nicht verwunderlich, dass es bei Nestern im Zentrum eines Schlages meist einen nahen Orientierungspunkt gibt, wie zum Beispiel ein blühender Wildkrautstängel, ein größerer Stein, eine Bodenunebenheit oder ein Bereich mit spärlicherer Vegetation.
Schwierigkeiten bei der Brut
Weizen, Gerste und Roggen wachsen während der Brut schnell hoch. Bereits im Mai sind die Bedingungen derart schlecht, dass Feldlerchen nur noch mühsam in den Bestand einfliegen können. Aus diesem Grund eignen sich Wintergetreideäcker meist nicht für die zweite Brut oder Nachgelege. Stattdessen weicht die Feldlerche für die zweite Brut – wo dies möglich ist – auf andere Flächen wie zum Beispiel Luzerne-Felder oder die heutzutage sehr selten gewordenen Sommergetreideäcker aus.
Mais wird hingegen von Feldlerchen gemieden. Der Zeitpunkt der Bodenbearbeitung und Mais-Einsaat fällt mit der Hauptgelegezeit zusammen und der Ackerboden ist in dieser Periode vollkommen nackt.
Auch auf Grünland findet man Feldlerchen heute kaum noch, und dass obwohl sie dort ursprünglich weit verbreitet und häufig waren. Aufgrund der massiven Düngung eignet sich das meiste Grünland nicht mehr für die Vögel, da die Grasnarbe oft stark verfilzt ist. Das Schleppen und Walzen und die vielen Schnitte auf Intensivgrünland tun ihr Übriges.
So erklärt sich, warum die Feldlerche mittlerweile aus den Grünlandgebieten der Voralpen fast vollständig verschwunden ist. Natürlich spielt auch der Nahrungsreichtum einer Landschaft eine große Rolle für die Feldlerche – und wie gut die Nahrung für den am Boden laufenden Vogel zugänglich ist. Frisch gemähte Klee- und Kleegrasschläge sind als Nahrungsbiotope sehr beliebt, solange sie nur 2 bis 5 Zentimeter hoch sind. Dichtstehende höhere Pflanzenbestände können hingegen nur noch am Rand oder bei Lücken genutzt werden.