Wiesenbrüterschutz in Stöcklwörth und Pfatterer Au

Einzigartige LBV-Flächen an der Donau

Etwa 25 Kilometer südwestlich von Regensburg liegen direkt an der Donau die Naturschutzgebiete Stöcklwörth und Pfatterer Au. Sie haben dank eines durchdachten Managements der LBV-Kreisgruppe Regensburg und der Behörden ihren Charakter und Wert als Wiesenbrüterlebensraum bewahrt.

Großer Brachvogel auf einer Wiese | ©  Gunther Zieger © Gunther Zieger
Auf weiten, offenen Feuchtwiesen mit genügend Nahrung und vielfältigen Bodenstrukturen fühlt sich der Große Brachvogel besonders wohl.

Tüi-tüi-tüi: Den markanten Ruf des Großen Brachvogels hört man hier noch häufiger als fast im gesamten Rest von Bayern. Denn beide LBV-Gebiete sind typische Wiesenbrüterlebensräume.

Der Große Brachvogel kommt hier dank aufwändiger Hilfsmaßnahmen der LBV-Kreisgruppe Regensburg kleinräumig noch in guter Bestandsdichte vor. Der landesweite Abwärtstrend bei Wiesenbrütern ist bisher ausgeblieben. In enger Zusammenarbeit mit der Höheren Naturschutzbehörde zäunt die Kreisgruppe seit 2011 erfolgreich Gelege zum Schutz vor Raubsäugern, freilaufenden Hunden und anderen Störungen ein.

Der durchschnittliche Bruterfolg des Großen Brachvogels liegt in Bayern bei 0,33 Jungvögeln

LBV-Schutzgebiet Pfatter Au | © Eva Schubert © Eva Schubert
Feuchtwiese mit wassergefüllten Seigen im LBV-Schutzgebiet Pfatterer Au

Zuerst wurden nur einzelne Gelege kleinräumig geschützt. Inzwischen wird jährlich eine etwa 20 Hektar große Fläche in Stöcklwörth und eine ähnlich große im nahe gelegenen Naturschutzgebiet Gmünder Au eingezäunt.

Die Mühe der Aktiven lohnt sich: Der durchschnittliche Bruterfolg des Großen Brachvogels lag in Bayern zuletzt bei 0,33 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar. Hier liegt er innerhalb der großräumigen Zäunungen bei durchschnittlich 1,75 Jungvögeln pro Brutpaar.

Doch für die erfolgreiche Aufzucht der Jungvögel bedarf es auch geeigneter Lebensraumstrukturen, die ausreichend Nahrung, Deckung und offene Flächen garantieren. Im Winter 2016/17 wurden dazu die Seigen (flache Mulden) innerhalb der LBV-Flächen erneut ausgebaggert, im Herbst 2018 mit einer speziellen Mähraupe mit Balkenmähwerk das Schilf teilweise entfernt.

Bei den jährlichen Pflegeeinsätzen der Kreisgruppe werden aufwachsende Weiden und Schilf beseitigt, um den offenen Charakter der Flächen zu erhalten, den Kiebitz und Brachvogel so schätzen. Als Flächenbesitzer kann der LBV außerdem durch Auflagen im Pachtvertrag die Mahd der Wiesen optimal auf die Wiesenbrüter abstimmen. So gibt es künftig zum Beispiel eine Höchstgeschwindigkeit für Mähfahrzeuge, und die Verwendung von Messerbalkenmähwerken ist vertraglich vorgegeben.

Flächen-Infos

Das Naturschutzgebiet Stöcklwörth umfasst über 68 Hektar, die Pfatterer Au 346 Hektar. Sie liegen im FFH-Gebiet „Donau und Altwässer zwischen Regensburg und Straubing“ und im gleichnamigen Europäischen Vogelschutzgebiet.

Gekennzeichnet sind sie durch Stromtalwiesen, Altwässer mit Verlandungsbereichen und charakteristische Gehölze der Auen. Bei der Ausweisung als Naturschutzgebiete wurde versucht, durch Modellierung die Auewiesen als Lebensraum für die seltenen dort lebenden Arten zu optimieren. Es wurde ein Relief mit feuchten Senken und trockenen Hügeln gestaltet und die Flächen in eine extensivere Nutzung überführt.

Schon 1987 konnte der LBV in Stöcklwörth mit finanzieller Unterstützung der EU über 13 Hektar ankaufen, 2004 folgten weitere 12 Hektar in der Pfatterer Au. Die leichten Reliefunterschiede innerhalb der Flächen sorgen für eine kleinräumige Diversität. Die erhabenen Teilflächen sind magerer, in den Seigen kommen seltene Wasserpflanzen vor wie die Schwanenblume.

Heimat eines Brachvogels mit Rucksack

Bedrohtes Braunkehlchen | © Z. Tunka © Z. Tunka
Auch Braunkehlchen sollen in den Schutzgebieten wieder regelmäßiger brüten.

Und nicht nur den großen Wiesenbrütern soll es hier gut gehen: Hans Kolbinger von der Kreisgruppe Regensburg bringt seit dem letzten Jahr künstliche Singwarten für Braunkehlchen nach dem Vorbild der LBV-Projekte in Oberfranken an, damit auch sie hier wieder regelmäßig brüten.

Im Sommer hat der LBV ferner die Trägerschaft für eine neue Gebietsbetreuerstelle mit dem Schwerpunkt Wiesenbrüter übernommen, die in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturschutzbehörden den Wiesenbrüterschutz zwischen Regensburg und Deggendorf betreut.

Und auch hier im Donautal ermöglicht das LBV-Telemetrieprojekt einen Einblick in das tägliche Leben „unserer“ Brachvögel. So konnten wir Brachvogel „Wieland“ aus dem Donautal diesen Winter live in Marokko verfolgen. Für das nächste Jahr haben wir mit den Landwirten bereits die wiesenbrüterfreundliche Mahd abgestimmt. Nun muss er sich nur noch auf den Weg machen und sicher wieder hier im Donautal ankommen

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