Was gibt's Neues?

Aktuelles aus dem Wiesenweihenschutz

Wie steht es um die Brutgebiete und Nahrungsangebote für die Wiesenweihe in Bayern und ihrem Bestand insgesamt? Wir informieren Sie über den aktuellen Stand, Veranstaltungen und Neuigkeiten.

Wiesenweihe Nahaufnahme | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka

Brutsaison 2023: Viele Mäuse, viele Bruten, viel Arbeit

Ein Höhenflug bei den bayerischen Wiesenweihen

Nachdem es im Jahr 2022 zu einem deutlichen Einbruch der bayerischen Wiesenweihen-Population kam, erlebte die Population in der Saison 2023 erfreulicherweise einen Höhenflug. Der Grund hierfür war der unerwartet steile Anstieg der Feldmaus-Population – der Hauptnahrung der Wiesenweihen. In ganz Bayern wurden 252 Bruten erfasst (2022: 156) und ganze 672 Jungvögel wurden flügge (2022: nur 264) – in einigen Landkreisen wurden Rekordzahlen bei den Brutpaaren oder flüggen Jungvögeln erzielt.

Die Fortpflanzungsrate lag demnach bei 2,67 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar und der Bruterfolg bei 3,57 flüggen Jungvögeln pro erfolgreichem Paar. 75 % unserer bayerischen Wiesenweihen-Brutpaare waren erfolgreich und zogen mindestens einen flüggen Jungvogel groß. Das ist ein großartiges Ergebnis!

Erfolgreiche Brutpaare in der Wiesenweihensaison 2023 (Hinweis: Unter- und Mittelfranken ohne angrenzende Gebiete aus Baden-Württemberg)
Erfolgreiche Brutpaare in der Wiesenweihensaison 2023 (Hinweis: Unter- und Mittelfranken ohne angrenzende Gebiete aus Baden-Württemberg)

Viele Nester, viel Arbeit…

Die vielen Nester bedeuteten viel Arbeit für unsere ehrenamtlichen und hauptamtlichen Wiesenweihenschützer*innen, die in der Saison fast täglich viele Stunden für die Wiesenweihe in der Feldflur unterwegs waren. So spannend und erfüllend die Suche nach den Nestern und der Schutz der Bruten auch ist – so zeitintensiv und teilweise nervenaufreibend ist die Betreuung dieser eleganten Vogelart. Der engagierte Einsatz unserer Vogelschützer*innen ist und bleibt jedoch unerlässlich für den Schutz der Wiesenweihe.

Moderne Technik mit an Bord

Dieses Jahr kam wieder die LBV-eigene Drohne in einigen Brutgebieten unterstützend zum Einsatz. Mittels der Drohne konnten einige Nester sehr schnell und ohne Spuren zu legen gefunden und im Laufe der Saison kontrolliert werden.

Eine weitere Unterstützung für die Suche nach Nestern in der Feldflur war und ist die Nutzung des ornithologischen Internetportals ornitho.de. Auf diesem Portal melden Ornithologen Sichtungen der Wiesenweihe und anderer Arten mit genauem Standort. Wir leiten die relevanten Meldungen an die jeweiligen Wiesenweihenschützer*innen vor Ort weiter und diese gehen den Sichtungen dann nach. So konnte schon das ein oder andere sonst unentdeckte Nest aufgespürt werden.

Brutsaison 2022: Einbruch der bayerischen Wiesenweihen-Population

Im Frühjahr 2022 kamen die meisten Wiesenweihen ungewöhnlich spät aus ihren Überwinterungsgebieten südlich der Sahara zu uns zurück. Mehrere Wiesenweihen-Schützer*innen berichteten von wenigen bis gar keinen Sichtungen Anfang Mai und auch im Verlauf der Brutsaison wurde zögerliches und unentschlossenes Brutverhalten bei vielen Wiesenweihen beobachtet. Es ist nicht auszuschließen, dass ein ungewöhnlich starkes Saharastaubereignis, sowie Starkregenfälle in Spanien im März 2022 den Rückzug für die Wiesenweihen erschwert haben. Bei der Ankunft der Vögel in den bayerischen Brutgebieten boten sich ihnen dann ausreichend passende Bruthabitate und auch im weiteren Verlauf der Brutsaison gestalteten sich die Witterungsbedingungen günstig für die Wiesenweihe.

Brutvögel Wiesenweihe 2022
Erfolgreiche Brutpaare in der Wiesenweihensaison 2022 (Hinweis: Unter- und Mittelfranken ohne angrenzende Gebiete aus Baden-Württemberg)
Bruterfolg und Fortpflanzungsrate Wiesenweihe 2022
Bruterfolg und Fortpflanzungsrate Wiesenweihe 2022

Nahrungsknappheit: Zusammenbruch der Feldmauspopulation

Von den meisten örtlichen Wiesenweihenschützer*innen wurde in dieser Saison jedoch ein sehr geringer Feldmausbestand beobachtet, was dazu führte, dass die Wiesenweihen mit Nahrungsknappheit zu kämpfen hatten. Trotz der guten Bedingungen zum Saisonstart kam es 2022 zum größten Einbruch der bayerischen Wiesenweihen-Population seit über zehn Jahren. Es konnten nur 156 Brutpaare erfasst werden, 264 Jungvögel flogen aus. Zum Vergleich: Im Wiesenweihen-Rekordjahr 2020 wurden 257 Brutpaare erfasst und ganze 679 wurden flügge. Der Anteil aller erfolgreichen Paare, deren Brut ohne Restfläche flügge wurde, war zudem so gering wie noch nie: Es konnten dieses Jahr nur drei der insgesamt 93 erfolgreichen Bruten ohne Restfläche zum Ausflug gebracht werden. Dies ist vor allem durch den abermals späten Brutbeginn, sowie durch starke Hitze und Trockenheit zum Ende der Saison, die vielerorts Notreife und eine verfrühte Getreideernte bedingten, zu erklären.

Erfolg: LBV-Drohne im Einsatz

Dieses Jahr wurde erstmals eine LBV-eigene Drohne bei der Erfassung von Wiesenweihen-Bruten eingesetzt – mit großem Erfolg. Durch die moderne Erfassungstechnik konnten ehrenamtliche Wiesenweihenschützer*innen in der Brutsaison entlastet und das Prädationsrisiko von Bruten reduziert werden, da durch die Drohne keine Spuren zum Nest gelegt werden.

Auch wenn die Brutsaison 2022 vergleichsweise schlecht lief für unsere bayerischen Wiesenweihen – jährliche Schwankungen in den Brutzahlen der Wiesenweihe sind normal. Nichtsdestotrotz bleibt der Nest- und Lebensraumschutz essenziell für den Fortbestand der bayerischen Wiesenweihen-Population, welche weiterhin bedeutungsvoll für den Bestand dieser bedrohten Vogelart in Deutschland und Mitteleuropa ist.

 

Brutsaison 2021: Extremwetter führt zu schwierigen Bedingungen

Die Saison 2021 war sicher nicht einfach – weder für die Wiesenweihen, noch für unsere Ehrenamtlichen oder Landwirte. Durch den kältesten April seit vielen Jahren kamen viele Wiesenweihen verspätet in den Brutgebieten an. Als Folge von Kälte und fehlendem Niederschlag waren viele Flächen bei der ihrer Ankunft noch nicht als Bruthabitat geeignet. Der Beginn der Brutsaison zog sich ungewöhnlich lange hin: die Weibchen saßen länger als gewöhnlich außerhalb der Brutflächen, was die Suche nach den Neststandorten sehr erschwerte. Die kühlen Temperaturen setzten sich im Mai fort, anders als der April war der Mai allerdings von Unwettern mit Starkregen und Sturmböen geprägt, die sehr hohen Niederschlagswerten zur Folge hatten. Diese beschleunigten zwar die Entwicklung der Vegetation, wodurch sich über den Mai viele Flächen zu geeigneten Bruthabitaten entwickelten. Die Wiesenweihen kamen durch das nasskalte Wetter aber weiterhin lange Zeit nicht in Brutlaune, was die Erfassungsarbeiten weiter verzögerte. Nach einer kurzen Entspannung der Lage Anfang ab Juni folgte eine zweite sehr niederschlagsreiche Phase bis Ende Juli mit kräftigen Gewittern, Starkregen, großkörnigem Hagel und teils schwere Sturmböen. Ackerflächen standen unter Wasser und Passanten erzählten von auf die Straßen gespülten Feldvogel-Gelegen.

Erfolgreiche Brutpaare in der Wiesenweihensaison 2021 (Hinweis: Unter- und Mittelfranken ohne angrenzende Gebiete aus Baden-Württemberg)
Erfolgreiche Brutpaare in der Wiesenweihensaison 2021 (Hinweis: Unter- und Mittelfranken ohne angrenzende Gebiete aus Baden-Württemberg)
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2021 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2021 in Bayern

Schlechtes Feldmaus-Angebot

Neben den ungünstigen Wetterbedingungen wurde die Brutsaison 2021 mancherorts auch durch ein sehr schlechtes bis schlechtes Feldmaus-Angebot negativ beeinflusst. Wegen der hohen Feldmausdichten in den vorangegangenen Jahren war ein Einbruch der Feldmaus-Population zu erwarten gewesen – durch das extrem nass-kalte Wetter fiel dieser Einbruch aber besonders stark aus. Aufgrund des geringen Feldmausangebots wichen die Wiesenweihen zum Teil aus traditionell besetzten Gebieten in Randgebiete mit besseren Mäusevorkommen aus, es wurden weniger Bruten begonnen als 2020 und in Gebieten mit weniger Mäusevorkommen fanden sich 1 – 2 Eier weniger pro Nest. Zudem wurden viele vormals sicher vermuteten Bruten später wieder aufgegeben und wegen Unterkühlung kam es oft nicht bei allen gelegten Eiern zum Schlupf. Einen Vorteil brachte das schlechte Wetter allerdings: durch die hohen Niederschlagsmengen den Sommer über konnten viele Getreideflächen erst sehr spät geerntet werden. Dies entspannte die Schutzarbeiten wenigsten am Ende der Saison, da viele Restflächen erst sehr spät oder gar nicht mehr abgesteckt werden mussten.

Trotz schlechter Bedingungen ist Population sicher

Wegen der insgesamt sehr schlechten Bedingungen wurde der seit 2016 andauernde Aufwärtstrend der Wiesenweihe-Population in der Brutsaison 2021 unterbrochen. Insgesamt wurden in Bayern 227 Brutpaare und 429 flügge Jungvögel gezählt. Nach dem letztjährigen Rekordergebnis im Nördlinger Ries verringerte sich der Bestand dort wieder auf 26 Brutpaare, von denen 14 erfolgreich waren und 43 Jungvögel zum Ausflug brachten. In Niederbayern und der Oberpfalz gingen die Bestände erfreulicherweise nur leicht zurück, brachen aber nicht ein. Oberbayern war als Randgebiet mit 3 Brutpaaren besetzt, mit 187 brüteten die meisten Paare im Hauptverbreitungsgebiet Unter- und Mittelfranken. Dies sind zwar kleinere Zahlen als im Vorjahr, angesichts der sehr schlechten Bedingungen aber trotzdem ein schöner Erfolg.

Brutsaison 2020: Rekord zum Jubiläum

Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2020 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2020 in Bayern

Die Brutsaison 2020 übertraf das gute Ergebnis des Vorjahres noch einmal, und stellte sogar das bisherige Rekordjahr 2015 in den Schatten: Insgesamt wurden in Bayern 257 Brutpaare gezählt, von denen 202 erfolgreich waren. Es konnten 679 Jungvögel zum Ausflug gebracht werden – so viel wie noch nie in einer einzigen Saison in der Geschichte des Artenhilfsprogramms! Den größten Anteil an den Bruten stellte die fränkische Population. Hervorheben sollte man allerdings die diesjährige Entwicklung im Nördlinger Ries: hier konnte dieses Jahr ein deutlicher Anstieg von 29 auf 42 Brutpaare festgestellt werden und mit 129 Jungvögeln wurde hier das bisher beste Ergebnis erzielt. Außerhalb der Hauptverbreitungszentren wurden 2020 anders als in den Vorjahren weniger Bruten erfasst.

Gute Nahrungsversorgung sichert große Gelege

Ein Grund für das außergewöhnliche Ergebnis dieses Jahr war sicherlich die erneute gute bis sehr gute Versorgung mit Feldmäusen in den Hauptbrutgebieten, die wie im letzten Jahr überdurchschnittlich hoch war und auch bis zum Ende der Saison auf diesem guten Niveau blieb. Folglich konnten auch 2020 oft beutetragenden Wiesenweihen-Männchen beobachtet werden. Entsprechend groß waren die Gelegegrößen: in den meisten Nestern fanden sich vier oder fünf Eier, teilweise wurden sogar sechs oder sieben Eier gelegt. Die gute Nahrungsversorgung führte wie im Vorjahr zu einem verringerten Prädationsdruck – ein weiterer Grund für den hohen Bruterfolg.

Zwei Jungvögel in der Bettelflugphase |© H. Henderkes © H. Henderkes
Zwei Jungvögel in der Bettelflugphase

Auffällig war 2020, dass viele Wiesenweihen im 2. Kalenderjahr gesichtet wurden. Normalerweise beginnen Wiesenweihen-Weibchen erst mit zwei bis drei Jahren eine Brut, Männchen sogar erst mit drei bis vier Jahren. Bei sehr guter Nahrungsversorgung kann aber schon deutlich früher zur Brut kommen. Die vielen jungen Weihen forderten die Erfasser*innen heraus, weil viele Tiere Brutverhalten anzeigten, dann aber lange oder gar nicht zur Brut schritten.

Frostschäden an Wintergerste versetzt Ehrenamtliche in Alarmbereitschaft

Durch Fröste und eine verzögerte Vegetationsentwicklung verlagerte sich der Brutbeginn einiger Paare auf die dritte Maidekade. Ende Mai versetzte die Meldung über erhebliche Frostschäden an der Wintergerste die Ehrenamtlichen in Mittel- und Unterfranken zudem in Alarmbereitschaft, weil ein frühes Abernten der betroffenen Felder drohte. Größere Schäden blieben jedoch aus. Das nasskühle Wetter mit erhöhten Niederschlagsmengen Anfang Juni führte zwar dazu, dass wegen Unterkühlung häufig nicht alle der gelegten Eier schlüpften. Es brachte aber auch den Vorteil, dass das Getreide ein bis zwei Wochen später geerntet wurde.

Nahrungsflächenprogramm im AHP Wiesenweihe

Eine weitere wichtige Stütze im AHP Wiesenweihe ist das Nahrungsflächenprogramm. Insgesamt gibt es aktuell 12 Flächen in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Neustadt a. d. Aisch. Die Nahrungsflächen werden nach wie vor sehr gut als Jagdhabitat angenommen und bilden deshalb einen wichtigen Baustein des Wiesenweihenschutzes.

Das Artenhilfsprogramm wird 20!

Das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe besteht nun seit 20 Jahren. Pünktlich zu diesem Jubiläum können wir uns inzwischen über eine Population von etwa 200 Brutpaaren in ganz Bayern freuen. Diese Population hat sich zwar fest eingestellt, ist aber weiterhin hochgradig abhängig von den sehr zeit- und arbeitsintensiven Schutzarbeiten und der engen Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen, Landwirten und Behörden im Rahmen des Artenhilfsprogramms. Wir möchten uns deshalb herzlich bei allen Beteiligten für ihren tollen Einsatz bedanken, der den Erfolg des Artenhilfsprogramms Wiesenweihe überhaupt ermöglicht!

Brutsaison 2019: Wiesenweihen im Aufwind

Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2019 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2019 in Bayern

In diesem Jahr können wir besonders stolz auf die Wiesenweihen-Saison zurückblicken: Es war das zweitbeste Jahr in der Geschichte des AHP. Mit insgesamt 221 Brutpaaren sind dies nur sechs Paare Unterschied zum Rekordjahr 2015 mit 227 Brutpaaren. Die erfolgreichen Paare brachten 590 Jungvögel zum Ausflug, in 2015 waren es 616. Eine besonders schöne Überraschung kam dieses Jahr aus Oberbayern: Im Vorjahr konnten hier leider keine Bruten erfasst werden, 2019 waren es hingegen sechs - so viele Bruten wie noch nie seit den Anfängen des AHP. Bemerkenswert ist auch der erstmalige Nachweis einer Brut im Landkreis Landsberg am Lech.

Das gute Ergebnis dieser Saison ist wohl vor allem der verbesserten Nahrungssituation zuzuschreiben. Das Jahr 2019 war nach dreijähriger Durststrecke das erste mit einer guten bis sehr guten Nahrungsverfügbarkeit. Wiesenweihen-Schützer sichteten häufig beutetragende Wiesenweihen-Männchen mit Mäusen und die Dichte der Feldmaus-Baue war regional sehr hoch. Eine weitere Folge der guten Nahrungsversorgung war ein im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verminderter Prädationsdruck. Das heißt, dass z.B. Füchse viele andere Nahrungsquellen vorfanden und somit weniger auf Gelege der Wiesenweihe auswichen. Dies hatte ebenfalls positive Auswirkungen auf den Erfolg der Wiesenweihen-Bruten.

Bedeutend für den Verlauf der Brutsaison war auch die Witterung. Wie wir bereits in den vergangenen Jahren beobachten konnten, stellen sich zunehmend extremere Bedingungen ein. Der April 2019 war im Vergleich zum vieljährigen Durchschnitt wieder deutlich zu warm und zu trocken. Damit war er auch der 13. zu warme Monat in Folge – ein Phänomen, das seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 noch nie aufgetreten ist. Im Gegensatz dazu folgte ein überdurchschnittlich regenreicher und kalter Mai. Bayern war zu dieser Zeit das kühlste und niederschlagsreichste Bundesland. Da dies für die Wiesenweihen die Phase des Brutbeginns ist, wurden regional aufgrund der Witterung einige Revierwechsel bzw. ein späterer Brutbeginn festgestellt. 

Jagdfläche für die Wiesenweihe bestehend aus einem Blüh- und Luzernestreifen |© H. Witzmann © H. Witzmann
Jagdfläche für die Wiesenweihe bestehend aus einem Blüh- und Luzernestreifen

Das schlechte Wetter hatte aber durchaus auch Vorteile - das Getreide reifte besonders im Vergleich zum letzten Jahr deutlich langsamer. Einige Landwirte sprachen von einer Ernte "wie früher". Somit konnten in diesem Jahr auch spät begonnene Bruten teils ohne Restfläche auskommen. Durch die starke Trockenheit im Jahr zuvor fand die Ernte ca. zwei Wochen vor den üblichen Ernteterminen statt.

Auch im Hinblick auf die Verbesserung des Lebensraums können wir zufrieden auf das Jahr 2019 zurückblicken. Mit unseren speziell für die Wiesenweihe angelegten Nahrungsflächen, bestehend aus einem Blüh- und Luzernestreifen, wollen wir auch in Zukunft den Lebensraumschutz und eine gute Nahrungsverfügbarkeit fördern.

Brutsaison 2018: Nahrungsmangel und Hitze

Flaumiges Dunengefieder bedeckt den Wiesenweihen Jungvogel - eine Feder hat sich gelöst und schwebt vor seinem Schnabel |© R. Hecht © R. Hecht
Mit Flaum bedeckter Wiesenweihen-Jungvogel - kurz vor der Beringung

Die vergangene Wiesenweihen-Saison lässt sich mit zwei Schlagworten zusammenfassen: Zu wenig Feldmäuse und überdurchschnittlich hohe Temperaturen! Zum dritten Mal in Folge beobachteten unsere ehrenamtlichen Wiesenweihen-Schützer in allen Brutgebieten Bayerns unterdurchschnittliche Feldmaus-Bestände – vor allem zu Beginn der Saison. Dies führte dazu, dass einige der Jungvögel leider nicht besonders gut genährt waren. Vermutlich auch bedingt durch den Nahrungsmangel, kam es anfänglich vielerorts zu kurzfristigen Revierwechseln. Die Wiesenweihen weichen dann auf Gebiete mit besserer Nahrungsverfügbarkeit aus.  Diese Umzüge erschwerten die Suche nach den endgültigen Neststandorten deutlich. Den unermüdlichen Einsatz des ehrenamtlichen Wiesenweihen-Teams möchten wir an dieser Stelle noch einmal hervorheben und uns ganz herzlich dafür bedanken!

Die anhaltende Hitze und Trockenheit in diesem Jahr führte auch dazu, dass das Getreide 2-3 Wochen früher reifte als üblich. Deutlich mehr Jungvögel als sonst waren infolgedessen zur Ernte noch nicht flügge und mussten geschützt werden, indem die Bewirtschafter eine sog. Restfläche um den Horst aussparten. So viele Schutzflächen wie in diesem Jahr mussten noch nie seit Beginn des Artenhilfsprogramms stehen gelassen werden – ein herzliches Dankeschön an alle beteiligten Landwirte für die hervorragende, unkomplizierte Zusammenarbeit!

Die frühe Ernte war jedoch nicht der einzige Faktor, der zu einer hohen Zahl an Restflächen führte: Zum Teil trafen die Wiesenweihen verspätet in ihren Brutgebieten ein, was das Flüggewerden der Jungvögel nach hinten verschob. Zwar kamen einige Wiesenweihen wie gewohnt Mitte April in den bayerischen Verbreitungsgebieten an. Anfang Mai ebbte der Zustrom jedoch ab und setzte erst 2-3 Wochen später wieder ein. Der Grund hierfür war womöglich ein heißer Sandsturm aus dem Sahel, welcher den Weihen beim Abflug aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten entgegenwehte.

Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2018 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2018 in Bayern

Trotz einiger Hindernisse konnten in Bayern dieses Jahr insgesamt 181 Brutpaare erfasst werden. Davon waren 118 Paare erfolgreich, welche 367 Jungvögel hervorbrachten. In Franken inkl. der angrenzenden Bruten in Baden-Württemberg waren es 324 flügge Jungvögel und 161 Brutpaare – die meisten davon (63) brüteten im Landkreis Würzburg. Im Nördlinger Ries brüteten 20 Paare, von denen 75% erfolgreich waren; 52 Jungvögel flogen aus. In Niederbayern ließen sich dieses Jahr 12 Brutpaare erfassen, fünf von ihnen waren erfolgreich und zogen insgesamt 17 Jungvögel groß. In Oberbayern wurden zwar etliche Wiesenweihen gesichtet, eine Brut kam entgegen der letzten beiden Jahre leider nicht zustande.

Julia Ott und Christoph Saile | © LBV © LBV

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Julia Ott
& Christoph Saile

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Brutsaison 2017: Gute Zusammenarbeit mit Landwirten

Drei junge Wiesenweihen, die bald ihr Dunenkleid verlieren, sitzen im Feld und schauen in die Kamera | © S. Marschewski © S. Marschewski
Drei junge Wiesenweihen im Feld

Während der Brutzeit der Wiesenweihe arbeiten wir eng mit Landwirten zusammen. Denn viele Jungvögel sind zur Getreideernte noch nicht flügge und würden ohne Schutz bei der Ernte ums Leben kommen. Dank der Kooperationsbereitschaft der bayerischen Landwirte und dem hohen Engagement unserer ehrenamtlichen Wiesenweihen-Schützer werden die gut versteckten Nester lokalisiert und vor der Ernte geschützt.

Außerdem markieren wir einen ca. 50 x 50 Meter großen Bereich um den Horst mit gut sichtbaren Stangen. Dieser Bereich wird bei der Ernte ausgespart.

Dieses Jahr kamen die Wiesenweihen verspätet aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika in die bayerischen Brutgebiete zurück, sodass viele von ihnen erst spät im Mai anfingen zu brüten. Davor kam es häufig zu Umsiedlungen und unser Wiesenweihen-Team hatte alle Hände voll zu tun, um die Brutplätze der Weihen ausfindig zu machen.

Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2017 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2017 in Bayern

Noch dazu erschwerte die diesjährige Nahrungsknappheit das Brüten und die Aufzucht der Jungen für die bayerischen Wiesenweihen. Bis Mitte August mussten auch die letzten Nester aufgespürt werden, denn dann wurden die letzten Getreidefelder gedroschen. 

Im Jahr 2017 konnten in Bayern 196 Brutpaare erfasst werden - 63 Paare brüteten im Landkreis Würzburg. Davon waren 118 Paare erfolgreich, welche 343 Jungvögel hervorbrachten. Im Nördlinger Ries brüteten 30 Paare, von denen 14 erfolgreich waren und 42 Jungvögel großzogen. In Niederbayern wurden 10 Brutpaare und 21 ausgeflogenen Jungvögel erfasst. Auch in Oberbayern – im altbayerischen Donaumoos - brüteten 2017 erfreulicherweise wieder zwei Wiesenweihen-Paare, welche acht flügge Jungvögel großzogen. Hier brüteten die Wiesenweihen erstmals im Jahr 2016. Bis in die 90er Jahre stellte das schwäbische Donaumoos ein traditionelles Wiesenweihen-Brutgebiet dar. Eine dauerhafte Ansiedlung in diesem Gebiet wäre sehr wünschenswert.

Saison 2016: Rückgang der Brutpaare bei Ausweitung des Brutgebietes

Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2016 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2016 in Bayern

Nach dem Feldmaus-Massenvermehrungsjahr 2015 kam es im Jahr 2016 in den bayerischen Hauptbrutgebieten der Wiesenweihe zu einem deutlichen Rückgang der Siedlungsdichte der Feldmäuse. Feldmäuse sind die „Leibspeise“ der Wiesenweihen in Bayern. Infolgedessen sank die Zahl brütender Paare fast um ein Fünftel: von 227 im Jahr 2015 auf 184 Brutpaare. Die Fortpflanzungsrate lag mit 1,72 flüggen Jungen pro Brutpaar erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt von 2,11.

Ein solches Absinken der Brutpaarzahl und der Fortpflanzungsrate wäre als einzeln vorkommendes Ereignis nicht sehr bedenklich, in Bayern ist jedoch ein Rückgang der langjährigen mittleren Fortpflanzungsrate zu verzeichnen: Während von 2000 bis 2007 noch 2,38 Jungvögel pro Brutpaar ausflogen, waren es von 2008 bis einschließlich 2016 nur noch 1,98. Brachten im erstgenannten Zeitraum 73 % aller brütenden Paare mindestens einen flüggen Jungvogel hervor, gelang dies danach nur noch 62 %. Die Ergebnisse wären in jüngster Zeit sogar noch geringer ausgefallen, hätte man nicht seit dem Jahr 2011 vermehrt Zäune für den Schutz der Bruten eingesetzt.

Doch es gibt auch gute Neuigkeiten: Das Brutgebiet weitete sich in Bayern erheblich aus. Im altbayerischen Donaumoos siedelten sich erstmals Wiesenweihen zur Brut an und nach langer Zeit brütete dieses Jahr wieder ein Wiesenweihenpaar im Landkreis Cham. Außerdem traten dieses Jahr zahlreiche Nichtbrüter auf, was die Erfassung der Bruten deutlich erschwerte. Trotz dieser Herausforderung haben die engagierten Ehrenamtlichen des LBV dieses Jahr wieder großartige Arbeit geleistet.

Großer Erfolg: Internationale LBV-Wiesenweihen-Tagung bringt Schwung in die Diskussion über Schutzstrategien in Europa

Wiesenweihe-Tagung mit Ehrung | © Uli Lanz © Uli Lanz
Norbert Schäffer dankt den ehrenamtlichen Wiesenweihenschützern auf der internationalen Wiesenweihen-Tagung in Würzburg

"Auf nach Würzburg!" hieß es von 20. - 22. November 2015. Der LBV lud zur Internationalen Wiesenweihen-Fachtagung ein und Experten aus Russland, Ukraine, Tschechien, Holland, Frankreich und vielen weiteren Ländern Europas folgten diesem Aufruf. Ziel war es Erfahrungen auszutauschen und Schutzstrategien zu diskutieren, denn der Bestand des eleganten Greifvogels ist vielerorts in Europa rückläufig, bestenfalls als stabil zu bezeichnen.

Die über 80 Teilnehmer staunten daher nicht schlecht über den ungewöhnlichen Anstieg der Brutpopulation in Franken. Dieser Erfolg ist neben der Durchführung  gezielter Schutzmaßnahmen vor allem dem unermüdlichen Einsatz vieler äußerst engagierter Ehrenamtlicher zu verdanken. "Das mainfränkische Artenhilfsprogramm ist ein Vorzeigeprojekt", lobte indes der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer und dankte allen Ehrenamtlichen für ihren Einsatz.

Die Tagung, die vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert wurde, gab einen sehr bedeutenden Anstoß zur Vertiefung der Diskussion über die Schutzstrategien auf europäischer Ebene und zur Erstellung eines European Action Plan zur Rettung der Wiesenweihen-Bestände in Europa. Die Beiträge sollen in einem Tagungsband als Sonderheft der Zeitschrift „Die Vogelwelt“ im Frühjahr 2016 erscheinen.

Brutsaison 2015: erstmals über 200 Bruten in Bayern

Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2015 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2015 in Bayern

Im Jahr 2015 wurden Rekordhöhen erreicht, sowohl was die Anzahl der Brutpaare, als auch die der flüggen Jungen betrifft. Insgesamt brüteten 227 Paare in Bayern und ganze 616 Junge flogen aus! Die Brutbedingungen waren außerordentlich günstig, da in fast allen bayerischen Wiesenweihen-Gebieten schon ab Beginn der Brutsaison 2015 außergewöhnlich viele Feldmäuse auftraten.

Die Feldmausdichte wirkt sich in zweierlei Hinsicht auf den Bestand und den Bruterfolg der Wiesenweihe aus: Feldmäuse sind einerseits die bevorzugte Beute der Wiesenweihen, andererseits bilden sie eine wichtige Nahrungsbasis für die Prädatoren der Wiesenweihen-Bruten, daher werden in guten Feldmaus-Jahren auch weniger Bruten geplündert. Wir freuen uns über diese tollen Ergebnisse!

Kopter-Einsatz 2015

Mithilfe eines Kopters konnten auch im Jahr 2015 Bruten der Wiesenweihe kontrolliert werden, ohne Spuren zu den Nestern zu legen. Das Kopter-Modell war deutlich kleiner und handlicher als die Modelle, die zuvor verwendet wurden. 34 der 40 Befliegungen lieferten Daten zum Status der Brut (z.B. zu Anzahl und Alter der Küken).

Sechs Flüge ergaben keine Ergebnisse, da entweder die Jungvögel schon zu alt waren und ins umliegende Getreide liefen, das Brutweibchen den Kopter ignorierte und einfach auf dem Horst sitzen blieb oder den Kopter versuchte zu attackieren, weswegen der Flug abgebrochen wurde. Begleitend wurden Daten erfasst wie andere – zufällig anwesende – Vogelarten auf den Kopter reagierten.

Unbekannter beschneidet Flügel zweier Jungvögel

Am Flügel verstümmelte Wiesenweihe | © Edgar Hoh © Edgar Hoh
Flügel wurden gezielt verstümmelt

05.08.15 - Innerhalb von wenigen Tagen wurden Ende Juli im Landkreis Würzburg bei Ochsenfurt zwei vorsätzlich verstümmelte junge Wiesenweihen gefunden. Die Flügel der streng geschützten Greifvögel wurden von einem Unbekannten mit einer Schere gezielt beschnitten. Die flugunfähigen Vögel wären so in Kürze verhungert.

Nach dem Abbrennen eines Sumpfohreulennests bei Schrobenhausen, der Tötung zweier Luchse bei Cham und der Vergiftung eines Uhus bei Regensburg erreicht dieser symbolische Akt der bewussten Tierquälerei eine nächste Eskalationsstufe. Da die Behörden bei allen Fällen weiterhin im Dunkeln tappen, fordert der LBV nun noch eindringlicher eine speziell geschulte Polizeieinheit gegen Umweltkriminalität!

Hier mehr erfahren!

Juli 2015: Sensationelle Brutergebnisse erwartet

Zwei Wiesenweihen am Himmel, während eine der anderen eine Feldmaus übergibt | © H. Brehm © H. Brehm
Feldmaus-Massenauftreten 2015: Fortlaufend übergeben Wiesenweihen-Männchen Feldmäuse an das Weibchen

Seit vielen Jahren warten wir schon auf eine erneute Massen-Vermehrung der Feldmäuse in den bayerischen Brutgebieten der Wiesenweihe: Nun ist sie endlich da! Man muss zur Zeit sogar aufpassen, nicht auf eine Maus zu treten, ist man zu Fuß in den Wiesenweihen-Gebieten unterwegs.

Die Feldmausdichte wirkt sich beträchtlich auf die Ergebnisse einer Brutsaison aus, denn die Feldmäuse sind in zweierlei Hinsicht bedeutend: Einerseits bilden sie die bevorzugte Beute der Wiesenweihen, andererseits stellen sie auch eine wichtige Nahrungsbasis für die Prädatoren der Wiesenweihen-Bruten dar. So werden in guten Feldmaus-Jahren deutlich weniger Bruten geplündert.

Zudem waren die Getreide-Bestände zur Ankunftszeit der Wiesenweihen im April 2015 schon deutlich weiter als gewöhnlich entwickelt. Auf diese Weise fanden die Vögel bereits zu Beginn der Saison außergewöhnlich gute Brutbedingungen vor. Mit Spannung erwarten wir die Auswertung der Brutsaison, denn es kann nun in Bayern mit neuen Rekorden der Zahl ausfliegender Jungvögel gerechnet werden.

Brutergebnisse 2014

Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2014 in Bayern |© LBV © LBV
Ergebnisse der Wiesenweihen Brutsaison 2014 in Bayern

2014 wurde erstaunlicher Weise im Artenhilfsprogramm einer neuer Höchststand der erfolgreichen Paare – also der Paare mit mindestens einem flüggen Jungvogel – und der Zahl der ausfliegenden Jungen erreicht: 136 der insgesamt 190 Brutpaare waren erfolgreich und brachten 461 Jungvögel zum Ausfliegen.

Dies ist insofern verwunderlich, als Höchststände der Zahl flügger junger Wiesenweihen normalerweise mit Feldmaus-Gradationen verbunden sind. So erreichte die Jungenzahl in den Gradations-Jahren 2005 und 2007 jeweils den damaligen Höchststand.

Das Jahr 2014 war jedoch kein Feldmaus-Gradationsjahr. Die Feldmaus-Dichte erschien zwar insgesamt leicht überdurchschnittlich, zu Beginn der Brutsaison deutete sich aber vielerorts noch ein deutlicher Mangel an Feldmäusen an. 

Saison 2014: Das Brutgebiet der Wiesenweihe weitet sich in Bayern aus

Wiesenweihe wird beringt | © LBV © LBV

Es ist erstaunlich: erstmals seit Beginn des Artenhilfsprogrammes brüteten Wiesenweihen in den fränkischen Landkreisen Hassberge und Weißenburg-Gunzenhausen.

Auch im Landkreis Schweinfurt und im Landkreis Eichstätt wurden neue Regionen besiedelt. Das erschwerte die Arbeit der Wiesenweihenschützer des LBV im Jahr 2014.

Vor Ort mussten Mitarbeiter gefunden, beraten und eingearbeitet werden. Umfangeiche Unterstützung wurde benötigt. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: Viele Jungvögel wurden in diesem Jahr flügge. Die exakten Zahlen werden in einigen Wochen vorliegen

April 2014: Die Wiesenweihen-Saison 2014 hat begonnen

Bis Ende April 2014 sind nun schon zahlreiche Wiesenweihen in den bayerischen Brutgebieten eingetroffen. Ihnen stehen dieses Jahr eine Vielzahl hervorragend geeigneter Brutflächen zur Verfügung, denn die Entwicklung des – zur Brut bevorzugten – Wintergetreides ist dem langjährigen Durchschnitt um zwei Wochen voraus: die Getreide-Ackerflächen stehen hoch und dicht und bieten bereits jetzt oftmals ausreichend Deckung für die Anlage eines Horstes.

Die Brutsaison 2013: eine Bilanz

Wiesenweihe auf einem Pfahl | © LBV © LBV
Wiesenweihe im Regen

Im Jahr 2013 hatten die bayerischen Wiesenweihen mit sehr ungünstigen Brutbedingungen zu kämpfen: Ungewöhnlich starke Regenfälle von Mai bis Anfang Juni haben das Angebot an Feldmäusen als Hauptbeute der Wiesenweihen drastisch sinken lassen. Alternative Beute, wie junge Feldlerchen und Schafstelzen, waren ebenfalls aufgrund der hohen Niederschlagsmengen kaum verfügbar.

So sind deutlich weniger Paare als in den letzten Jahren zur Brut geschritten - nur noch 152 brütende Paare, fast ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Die Zahl flügger Jungvögel ist dabei regelrecht eingebrochen: Nur 193 Jungvögel flogen aus – im Jahr zuvor waren es fast doppelt so viele.

Als einzelnes Ereignis ist ein solches unbefriedigendes Brutergebnis nicht allzu kritisch zu sehen. Besorgniserregend ist jedoch, dass der Bruterfolg und die Fortpflanzungsrate der Wiesenweihen in Bayern nun schon das sechste Jahr in Folge unter dem langjährigen Durchschnitt der jeweiligen Vorjahre liegen: Im Jahr 2007 lag der langjährige Durchschnitt der Fortpflanzungsrate noch bei 2,38 Jungen pro Brutpaar, heute befindet er sich bei 2,05. Der mittlere Anteil erfolgreicher Paare betrug damals 73%, nun befindet sich dieser Anteil nur noch bei 65%. Diese Quoten würden sogar noch geringer ausfallen, würde man nicht seit dem Jahr 2011 immer häufiger Zäune für den Schutz der Bruten einsetzen. 

Pilotstudie 2013: Einsatz eines Mini-Hubschraubers zur Kontrolle von Bruten der Wiesenweihe

Koptereinsatz auf einem Feld zur Kontrolle der Wiesenweihenbestände | © LBV © LBV
Jennifer Sader bereitet gemeinsam mit dem Kopter-Piloten Stefan Dehner und dem Wiesenweihen-Schützer Herbert Klein den Flug des Kopters über das Nest vor, um da Alter der Jungen im Nest zu bestimmen.

Der Einsatz eines mit einer Kamera ausgestatteten ferngesteuerten Mini-Hubschraubers zur Kontrolle von Bruten der Wiesenweihe birgt einen großen Vorteil: Im Gegensatz zu den herkömlichen Kontrollen zu Fuß werden damit keine Spuren zum Nest gelegt. Es ist wichtig, Spuren zu vermeiden, denn diese können Prädatoren das Auffinden der Bruten erleichtern.

Daher beschloss der Wiesenweihenschützer Konrad Bauer einen solchen  Mini-Hubschrauber anzuschaffen und im Jahr 2012 im Nördlinger Ries zu erproben - mit großem Erfolg: Die Bruten ließen sich ebenso gut wie störungsarm kontrollieren. 

Angesichts der ersten guten Erfahrungen von Konrad Bauer entschied das Bayerische Landesamt für Umwelt einen ähnlichen Mini-Hubschrauber – auch „Kopter“ genannt – anzuschaffen und hat diesen dankenswerter Weise dem LBV für die Saison 2013 zur Nutzung in Mainfranken überlassen. Überdies förderte das Bayerische Landesamt für Umwelt die Durchführung einer begleitenden Pilot-Studie.

Staatssekretärin Melanie Huml im Wiesenweihengebiet

Landwirt Hümmer mit Sohn, Staatssekretärin Melanie Huml und LBV-Vorsitzender Ludwig Sothmann (von links) beobachten den ehrenamtlichen Wiesenweihen-Schützer Heinz Schrank (rechts) bei der Beringung einer jungen Wiesenweihe | © H. Vorberg © H. Vorberg
Landwirt Hümmer mit Sohn, Staatssekretärin Melanie Huml und LBV-Vorsitzender Ludwig Sothmann (von links) beobachten den ehrenamtlichen Wiesenweihen-Schützer Heinz Schrank (rechts) bei der Beringung einer jungen Wiesenweihe.

Melanie Huml, Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, und der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann waren begeistert ob der flauschigen jungen Wiesenweihen, die ihnen beim Besuch des Wiesenweihenprojekts aus ihrem im Grünroggen gut versteckten Nest entgegen blickten. Willi Volkmuth und Udo Kossowski, ehrenamtliche Wiesenweiherschützer im Landkreis Schweinfurt, hatten in geduldiger stundenlanger Beobachtung den genauen Neststandort identifiziert.

Wichtig war dies, weil Grün-Roggen als Biogas-Substrat bereits zur Zeit der Eiablage der Wiesenweihen geerntet wird und schon begonnene Bruten Gefahr laufen, ausgemäht zu werden - wenn es nicht gelingt, das Nest rechtzeitig zu finden und mit dem Bewirtschafter zu vereinbaren, dass er bei der Ernte eine Restfläche von 50 x 50 Metern um das Nest stehen lässt. Letzteres kostete hier keine Überredungskünste - der Landwirt, Herr Hümmer aus Niederwerrn, reagierte prompt: „Selbstverständlich mache ich beim Schutz der Wiesenweihe mit!" Ertragsverlust und Mehraufwand für das Stehenlassen der Restfläche erstattet ihm die Naturschutzbehörde.

Diese enge Kooperation von Landwirten und ehrenamtlichen Vogelschützern in dem von ihrem Ministerium finanzierten Programm lobte auch Staatssekretärin Huml besonders. Und auch Ludwig Sothmann, LBV-Vorsitzender, unterstrich: „Das Beispiel der Wiesenweihe zeigt, wie viel Positives wir für die Natur erreichen können, wenn Naturschützer und Landwirte an einem Strang ziehen.“ Dank solcher Kooperation konnte sich in den letzten Jahren rund um Würzburg und Schweinfurt Mitteleuropas größte und erfolgreichste Population dieser stark gefährdeten Greifvogelart entwickeln.

Regenreicher Mai 2013: weniger Brutpaare, später Brutbeginn

Dass dieses Brutpaar nur zwei Jungvögel hatte, ist ungewöhnlich: Gerade solche früh brütenden Paare haben meist deutlich mehr Jungvögel. Unsere Wiesenweihen hatten jedoch im regenreichen Mai 2013 große Mühe, satt zu werden und haben deshalb wohl weniger Eier als sonst gelegt. Zudem hat sich der Brutbeginn verzögert, und in Mainfranken siedelten sich zu Beginn der Saison deutlich weniger Paare als im Vorjahr an. Doch die Zukunft der Wiesenweihe in Bayern ist dennoch nicht gefährdet. Ihr Bestand verkraftet mittlerweile auch ein weniger gutes Brutjahr leicht - ein großer Erfolg für das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe.

Bilanz der Wiesenweihe 2012: 195 Brutpaare in Bayern

20.12.12 - Stolze 195 Wiesenweihenpaare brüteten im Jahr 2012 in Bayern, das sind nur sechs Paare weniger als im Rekordjahr 2011. Dies ist erstaunlich, kam es doch im Hauptbrutgebiet Mainfranken durch einen außergewöhnlichen Kahlfrost im Winter zu einem beträchtlichen Mangel an geeigneten Brutflächen im Wintergetreide.

So brütete erstmals seit Beginn des Artenhilfsprogramms ein erheblicher Teil der mainfränkischen Population nicht im Getreide: 28% der Paare bauten das Nest in Blühflächen, Kleegras/Luzerne, Grünland und anderen Habitaten.

Sehr erfreulich ist es, dass der Brutbestand im Nördlinger Ries in diesem Jahr mit 29 Paaren einen neuen Höchststand erreichte. In Niederbayern hingegen wurden nur fünf Brutpaare ausfindig gemacht.

Insgesamt flogen in Bayern 369 Jungvögel aus, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Es ist jedoch besorgniserregend, dass die Fortpflanzungsrate in Bayern mit 1,89 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar nun schon das fünfte Jahr in Folge unter dem langjährigen Durchschnittswert liegt.

Auch die Bruterfolgsrate befindet sich nun schon fünf Jahre lang unter dem Durchschnittswert der Vorjahre: Nur 58% der Paare hatten mindestens einen flüggen Jungvogel. Zum Vergleich: Der langjährige Durchschnitt der Fortpflanzungsrate liegt bei 2,12 Jungvögeln pro Brutpaar, der Durchschnitt der Bruterfolgsrate bei 66%.

Kein Wintergetreide - Wiesenweihen in Blühflächen

Wiesenweihe landet auf einem Pfahl, die Flügel ausgebreitet | © H. Brehm © H. Brehm

13.07.12: „Seit 50 Jahren war es nicht mehr so schlimm…“ Ein Landwirt aus dem Landkreis Würzburg beklagt die massiven Schäden am Wintergetreide. Denn im Februar 2012 gab es eine strenge Frostperiode und gleichzeitig lag in Mainfranken kaum Schnee. So wurden die zarten Getreidepflänzchen stark geschädigt - v.a. die Wintergerste, in welcher die Wiesenweihen in Bayern bevorzugt brüten. Bis zu 80% der Wintergerstenflächen waren in den mainfränkischen Brutgebieten so stark vom Frost geschädigt, dass sie umgebrochen werden mussten. So standen den Wiesenweihen im Frühjahr 2012 beträchtlich weniger geeignete Brutflächen zur Verfügung als sonst.

Eine große Herausforderung für die Wiesenweihenschützer des LBV, denn einige traditionelle Brutgebiete blieben zunächst verwaist. Bereits jetzt ist klar: Wir werden weniger Brutpaare als im Vorjahr haben. Doch einen Vorteil hatte der Kahlfrost: Die Blühflächen, die in den letzten Jahren in der Agrarlandschaft in Bayern angelegt wurden, wurden nun für Wiesenweihen attraktiv! So brüteten erstmals 17 Paare in diesen farbenfroh blühenden Flächen. Überdies bieten diese Flächen einen hervorragenden Schutz für die Bruten der Wiesenweihen, denn sie werden - in der Regel - nicht gemäht.

Bilanz Wiesenweihe 2011: Rekordjahr in Bayern

Daten Brutbestand Wiesenweihe 2011 in Bayern | © LBV © LBV

24.02.12: Es ist schon erstaunlich: Im Jahr 2011 brüteten in Bayern bereits 200 Paare der bundesweit stark gefährdeten Wiesenweihen. Mit 171 Brutpaaren siedelten sich wiederum die weitaus meisten Wiesenweihen in Mainfranken an. Nur durch das enorme Engagement der rund 50 ehrenamtlichen Mitarbeiter des LBV ist dies möglich geworden.

Ihnen allen sei an dieser Stelle gedankt. Über 4.500 Stunden waren sie im Jahr 2011 für den Schutz der Bruten im Einsatz. Außerdem herzlicher Dank an die rund 180 Landwirte, die heuer in diesem Programm mitgewirkt haben.

Sinkt die Fortpflanzungsrate der Wiesenweihe in Bayern?

LBV-Wiesenweihenschützer Rudi Lang mit einem bald flüggen Jungvogel | © Claudia Pürckhauer © Claudia Pürckhauer
Der engagierte Einsatz trägt Früchte: LBV-Wiesenweihenschützer Rudi Lang mit einem bald flüggen Jungvogel

Im Laufe dieser Brutsaison kam es zu außergewöhnlich vielen Verlusten: Nur 1,72 Jungvögel konnten pro Brutpaar ausfliegen. Seit dem Jahr 2000 fiel diese Rate in Bayern nur einmal noch niedriger aus - im Ausnahmejahr 2006, als ein ganz ungewöhnlicher Mangel an Feldmäusen zu verzeichnen war. Im Jahr 2011 war jedoch kein besonders ausgeprägter Feldmaus-Mangel in den Brutgebieten feststellbar. Die Fortpflanzungsrate liegt nun schon seit vier Jahren deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Ursachen dafür sind unklar.

Traten in den letzten Jahren womöglich einfach nur weniger Feldmäuse auf als früher? Ist dies den natürlichen Schwankungen des Feldmausbestandes geschuldet? Trotz aller Verluste kann sich die Bilanz sehen lassen: es gelang insgesamt 344 jungen Wiesenweihen im Jahr 2011 in Bayern auszufliegen.

Neue Studie: Auswirkungen des zunehmenden Biogas-Substratanbaus auf die Wiesenweihe im Raum Gollhofen

Grünroggen-Feld bei Uffenheim | © J. Lenz © J. Lenz
An diesem Grünroggen-Feld bei Uffenheim im Mai 2011 befand sich ein Revier einer Wiesenweihe

Mit großer Besorgnis verfolgen die Wiesenweihenschützer des LBV die rasante Zunahme der Biogasnutzung in den bayerischen Brutgebieten der Wiesenweihe.

Erste negative Auswirkungen konnten beobachtet werden. Grünroggenbestände, wie der Bestand auf dem Foto von Anfang Mai 2011 bei Uffenheim, ziehen Wiesenweihen stark an, denn Grünroggen steht im Vergleich zu allen anderen Anbaufrüchten zum Zeitpunkt der Brutplatzwahl bereits sehr hoch und dicht. Der Grünroggen wird jedoch schon in der Eiablagephase und der Phase des Brutbeginns im Mai als Biogassubstrat geerntet und stellt daher eine große Gefahr für Wiesenweihenbruten dar. Im Jahr 2011 förderte schließlich das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Erstellung einer Studie zu den Folgen des verstärkten Anbaus von Energiepflanzen.

Giftmord auf dem Acker

Kornweihe im Flug | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Kornweihe im Flug

06.10.2011 - Ein Giftanschlag hat den Bemühungen des LBV um den Schutz der Kornweihe einen herben Rückschlag versetzt: Ein Jungvogel der ersten erfolgreichen Brut seit zehn Jahren in Bayern wurde in Spanien vergiftet aufgefunden. Der Fund ist einer Spürhundestaffel zu verdanken, die in Andalusien im Rahmen eines EU-Projektes illegale Giftköder ausfindig macht. Auch hierzulande werden laut LBV immer wieder Greifvögel vergiftet und damit aufwändige, oft mit Steuergeldern unterstützte Schutzbemühungen konterkariert.

Der LBV setzt sich gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt in landesweiten Artenhilfsprogrammen seit Jahren für bedrohte Greifvögel ein. Die letztjährige Kornweihenbrut im Landkreis Kitzingen war ein großer Erfolg dieser Programme und eine Sensation. Denn mit deutschlandweit nur noch 60 – 80 Paaren ist der kleine Greifvogel eine der seltensten Vogelarten Deutschlands. Die letzte Kornweihenbrut in Bayern liegt sogar mehr als zehn Jahre zurück.

„Jeder Jungvogel zählt für das Überleben der Kornweihe in Deutschland“, so Dr. Andreas von Lindeiner, Artenschutzreferent des LBV. „Dass nun ausgerechnet ein bayerischer Jungvogel in Spanien tot aufgefunden wurde, ist daher besonders schmerzlich.“ Labortests haben eine Vergiftung mit Carbofuran ergeben, einem auch hierzulande immer wieder illegal eingesetzten Insektizid.

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