Uhu in Bayern noch in Gefahr?

Gefährdung und Schutzmaßnahmen für den Uhu in Bayern

Jahrhundertelange Verfolgung hätten den Uhu Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland beinahe ausgerottet, durch intensive Schutzbemühungen konnte er aber gerettet werden: Etwa 3000 Brutpaare leben derzeit wieder in Deutschland, an die 500 davon im Freistaat. Aufgrund der positiven Bestandsentwicklung wurde der Uhu 2016 sogar aus der Roten Liste entlassen - formal gilt die Art in Bayern nicht mehr als gefährdet. Diese Einstufung wird allerdings den Realitäten nur bedingt gerecht: Nach wie vor sind viele gemeinschaftliche Anstrengungen nötig, um die erzielten Erfolge dauerhaft zu sichern.

Toter Uhu an einer Stromleitung | © Hans Riesental © Hans Riesental
Uhu verendete an einem ungesicherten Strommasten

Hoher Störungsdruck...

Mensch an einem Kletterfelsen | © LBV © LBV
Boomende Natursportarten wie Klettern und Geocaching erhöhen den Störungsdruck auf die Uhu-Lebensräume

Unsere Mittelgebirge - Schwerpunkte der Uhuverbreitung - stehen unter Druck: Immer mehr Menschen wollen dort die Natur genießen - und die Gefahr fataler Störungen für Uhubruten steigt. Klettersport, Mountainbiken, Geocaching - alles Natursportarten mit hohem Konfliktpotenzial, die gerade die Naturfelsbruten in den Mittelgebirgen bedrohen. Auch wenn der Uhu nach der Roten Liste nicht mehr als gefährdet gilt: Hier sind wir immer noch in besonderer Weise gefordert, denn ohne unsere fortwährenden Lenkungsmaßnahmen würde der Bruterfolg dort sehr schnell einbrechen:

Die in den letzten Jahrzehnten aufgebauten Kooperationen mit den Kletterverbänden und die gemeinsam ausgearbeiteten Konzepte zur Besucherlenkung sind sehr erfolgreich - Störungen durch Sportkletterer sind selten geworden. Aber sie erfordern auch ständigen, hohen Einsatz und eine kontinuierliche Betreuung. 

Zugleich bedrohen den Uhu andere, erst in jüngerer Zeit aufgekommene, boomende Natursportarten: Immer neue, oft "wilde" Mountainbiketrails führen gefährlich nahe an Brutplätzen vorbei, und Geocacher dringen bei der Suche nach ihren "Caches", ihren Verstecken, immer häufiger in die Kernlebensräume des Uhus vor. Solche Störungen in den Griff zu bekommen, gestaltet sich deutlich aufwändiger als die Störungen durch den Klettersport, weil die Ausübenden meist nicht organisiert sind und wir sie so wesentlich schwerer erreichen. Trotzdem ist diese Arbeit unerlässlich, wenn wir die Zukunft des Uhus in unseren bayerischen Mittelgebirgen dauerhaft sichern wollen.

Ein ganz anderes Problem tut sich für den Uhu in den Flusstälern des Alpenvorlandes auf: Dort brütet er vielfach in den steilen Hangwäldern der Talflanken. Hier werden viele Bruten durch die forstliche Nutzung gestört, vor allem durch die Borkenkäferbekämpfung, die in den immer wärmer werdenden Frühjahren immer häufiger nötig wird und oft gerade in der Brutzeit des Uhus erfolgt. Auch dies können wir verhindern, denn meist ist nur Unwissenheit der Waldbesitzer der Grund für solche Zwischenfälle. Aber auch die Waldbesitzer ausfindig zu machen, zu informieren und zu beraten, ist ein sehr zeitaufwändiges Geschäft.

...und schwindende Lebensräume

Steinbruchverfüllung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen| © LBV © LBV
Ein langjähriger Uhubrutplatz im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen - bedroht von der fortschreitenden Verfüllung des Steinbruchs

Die Hälfte aller bayerischen Uhus sind in Steinbrüchen und anderen Abbaustätten zu Hause - und damit potenziell beziehungsweise zum Teil auch schon akut gefährdet: Steinbrüche, Kies-, Sand- und Tongruben können zu wertvollsten Lebensräumen aus zweiter Hand werden, nicht nur für den Uhu. Aber nur, wenn sie nach Abbauende nicht verfüllt und aufgeforstet werden.

Genau dieses Schicksal droht aber vielen solcher Lebensräume aus zweiter Hand, und es abzuwenden, ist oft schon juristisch nicht einfach, erfordert viel Zeit und eine enge, kontinuierliche Kontaktpflege zu und Zusammenarbeit mit den Betreibern. 

Ungesicherte Strommasten und Windkraftanlagen

Todesursachen des Uhus bis 2023 | © LBV © LBV
Stromschlag und Kollisionen im Verkehr waren in den vergangenen Jahren die häufigsten menschengemachen Todesursachen für den Uhu.

Auch heute noch kommen jedes Jahr Uhus in Bayern durch menschliche Einflüsse um. Die Auswertung zufälliger Totfunde seit 2001 ergab, dass Stromschlag eine der häufigsten Todesursachen für Uhus im Freistaat ist. Wie gefährliche Mittelspannungsmasten zu sichern sind, ist zwar bekannt und in einer VDE-Anwendungsregel festgeschrieben, die Praxis hinkte dieser Verpflichtung jedoch weit hinterher.

Die Stromversorger waren gesetzlich verpflichtet, bis 2012 sämtliche Gefahrenpunkte zu entschärfen, ein merklicher Rückgang der Todesfälle an Mittelspannungsmasten ist aber erst seit 2017 festzustellen. Seitdem stellen Kollisionen mit Autos oder Zügen eine der größten Gefahren für den Uhu dar, es kommt aber auch immer wieder zu Fällen illegaler Verfolgung und zu Vergiftungen.

Eine weitere Bedrohung scheint in Statistiken noch kaum aufzutreten, könnte aber künftig an Bedeutung gewinnen: Die notwendige Energiewende dürfte nun auch in Bayern einen verstärkten Ausbau der Windenergie bewirken. Und die windhöffigsten Standorte liegen in den Mittelgebirgen - dort, wo auch die meisten Uhus zuhause sind. Zwar findet der Uhu als kollisionsgefährdete Vogelart besondere Berücksichtigung bei der Planung von Windenergieanlagen und gesetzliche Mindestabstände müssen eingehalten werden, Konflikte dürften jedoch trotzdem auftreten. So können die schnell drehenden Rotoren nicht nur zur tödlichen Falle für den Uhu werden, die Störwirkung der Anlagen könnte auch wichtige Jagdgebiete entwerten.

Es fehlt an Nahrung und Nachwuchs...

Junge Uhus © Rosl Roessner
Junge Uhus auf Moos

Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Bruterfolg des Uhus in einigen Regionen Bayerns deutlich zurückgegangen. Es ist wahrscheinlich, dass dafür primär ein Mangel an Nahrung oder ihre fehlende Erreichbarkeit verantwortlich ist: Der Uhu ist ein Offenlandjäger und sein Bruterfolg wird vor allem durch das Angebot an Kleinsäugern, aber auch an größeren Beutetieren wie zum Beispiel dem Igel bestimmt. Deren Bestände gehen stetig zurück.

Die immer intensiver werdende landwirtschaftliche Nutzung unserer Kulturlandschaft bietet diesen Beutetieren kaum mehr Lebensraum, und wo sie noch vorkommen, sind sie für den Uhu in schnellwüchsigen Feldfrüchten wie Mais oder Raps gerade in der Phase der Jungenaufzucht kaum noch erreichbar. Und wo es wenig Nahrung gibt, gibt es auch nur wenige junge Uhus.

Artenhilfsprogramm des LBV

Unsere Arbeit zum Schutz des Uhus

Uhu im Flug | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka

Schwindender Nachwuchs und verwaiste Uhureviere waren für den LBV und das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) Anlass, 2001 ein Artenhilfsprogramm Uhu zu starten, welches auch heute noch läuft. Es wird aus Fördergeldern des Freistaats und aus Spenden finanziert. Eine breite Maßnahmenpalette sichert das langfristige Überleben des Uhus in Bayern. Dafür wollen wir

  • vom Menschen verursachte Störungen und Todesfälle reduzieren,
  • gefährdete Lebensräume aus zweiter Hand erhalten,
  • den Erfolg unserer Uhubruten auf einem Niveau halten, das den Bestandserhalt auch langfristig sichert.

Brutplatzsicherung und Grundlagenforschung

Wir setzen konkrete Schutzmaßnahmen um und erheben Monitoring-Daten als Grundlage und Erfolgskontrolle für den praktischen Schutz:

  • Zahlreiche Freiwillige gewährleisten ein jährliches Bestands- und Brutmonitoring in den Verbreitungszentren in Unterfranken, im Frankenjura und in den Alpen. An den Ergebnissen können wir nicht nur die aktuelle Gefährdung des Uhus in Bayern insgesamt und die einzelner Vorkommen bemessen, auf ihnen baut auch die Besucherlenkung in Uhurevieren auf.
  • Wir sammeln alle Meldungen von Uhu-Vorkommen in Bayern und behalten so einen Überblick über den Gesamtbestand.
  • Alle bekanntwerdenden Verluste werden im LBV-Artenschutzreferat gesammelt. Anhand dieser Daten können wir die Relevanz einzelner Verlustursachen abschätzen und gezielt gegensteuern.
  • In den Klettergebieten sorgt der LBV zusammen mit den Verbänden der Kletterer und den Naturschutzbehörden dafür, dass der Uhu Ruhe beim Brüten hat: Die gemeinsam erarbeiteten und kontinuierlich betreuten und kontrollierten Zonierungskonzepte und befristeten Sperrungen ermöglichen dem Uhu die ungestörte Aufzucht seiner Jungen.
  • In vielen Steinbrüchen in Unterfranken und Teilen der Oberpfalz sichert der LBV gemeinsam mit den Betreibern Lebensräume „aus zweiter Hand“: Wir sanieren nicht mehr nutzbare Brutplätze und schaffen neue. Wir sorgen dafür, dass in aktiven Steinbrüchen noch während des Abbaus künftige Brutnischen eingeplant werden. Und auch die Verfüllung stillgelegter Steinbrüche können wir zum Teil noch verhindern und wertvollen Lebensraum erhalten.
  • Bei Bekanntwerden ungesicherter Strommasten drängen wir die Stromversorger zur zügigen Umsetzung der gesetzlich verankerten Sicherungsmaßnahmen. So verhindern wir, dass große Vögel wie der Uhu an ungesicherten Mittelspannungsmasten einen tödlichen Stromschlag erhalten.
  • In Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen stellen wir die Einhaltung der geltenden Mindestabstände zu Uhubrutplätzen sicher und verhindern so oft spätere Verluste an den Rotoren und die Entwertung wertvoller Jagdgebiete.

Ihre Fragen beantwortet Ihnen:

Christiane Geidel

0 91 74 / 47 75 - 74 33

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